Monster
dass Peake überhaupt einen Fuß aus seiner Zelle gesetzt hat. Und deshalb frage ich mich natürlich, ob er vielleicht jemanden gesehen hat, wie er in den Aufzug stieg, und dadurch erst auf die Idee gekommen ist, ihn selbst mal zu benutzen. Hält der Aufzug auf jeder Etage?«
»Theoretisch ja«, sagte Swig.
»Hat irgendjemand schon mal den Aufzug überprüft?«
»Ich denke schon.«
Milo baute sich vor ihm auf. »Sie denken schon?«
»Meine Befehle lauteten auch, keine Waffen zu tragen.«
»Ich bin sicher«, sagte Swig, »dass - na gut, zum Teufel. Dann zeige ich’s Ihnen eben.«
Eine braune Tür. Etwas breiter als die Türen, mit denen die Zellen der Insassen verriegelt waren. Doppeltes Schloss, keine Gegensprechanlage. Swig steckte einen Schlüssel in den Zylinder des oberen Schlosses, und ein Riegel klickte. Die Tür schwang auf, und dahinter kam ein weiteres braunes Rechteck zum Vorschein. Eine innere Tür. Ohne Griff. Genau in der Mitte ein weiteres Schlüsselloch, in das der gleiche Schlüssel passte wie in das vorige. Swig machte eine schnelle Handbewegung, worauf ein mechanisches Knirschen und Summen ertönte, das die Wände leicht erzittern ließ. Ein paar Meter weiter befand sich eine kleinere Tür, aber ohne Luke, die höchstens sechzig Zentimeter breit und doppelt so hoch war.
»Woher kommt der Aufzug jetzt?«, fragte Milo.
»Das lässt sich nicht feststellen«, sagte Swig. »Er ist ein bisschen langsam, sollte aber bald da sein.«
»Als wir das erste Mal hier waren«, sagte ich, »hat Phil Hatterson oben angerufen, mit irgendjemandem gesprochen, und der hat ihm dann den Aufzug runtergeschickt. Bei dem hier ist das aber nicht so?«
»Genau«, sagte Swig. »Die Gegensprechanlage für den Hauptaufzug ist im Stationszimmer. Das ist rund um die Uhr von einem Pfleger besetzt, der die Medikamentenausgabe überwacht. Zu den Aufgaben des Personals im Stationszimmer gehört auch, dass es den Verkehr zwischen den Stockwerken überwacht.«
»War Frank Dollard jemals damit betraut?«
»Da bin ich ziemlich sicher. Die Aufgabenverteilung innerhalb der Schichten rotiert. Jeder muss so ziemlich alles mal machen.«
»Wenn die Fahrstühle per Schlüssel entriegelt sind, wodurch ist dann festgelegt, wo sie anhalten?«
»Man lässt den Schlüssel im Schloss stecken, bis der Fahrstuhl auf dem gewünschten Stockwerk ankommt. Wenn jemand, der dazu befugt ist - sprich einen Schlüssel hat - damit hochfährt, kann er den Schließmechanismus entriegeln und den Fahrstuhl per Knopfdruck bedienen.«
»Das heißt, sobald die Sperre entriegelt ist, funktioniert der hier wie jeder normale Fahrstuhl auch.«
»Richtig«, sagte Swig. »Aber man kann ihn nicht ohne Schlüssel in Gang setzen, und nur das Personal hat den entsprechenden Schlüssel.«
»Lassen Sie die Schlösser jemals austauschen?«
»Wenn es ein Problem gibt, ja«, sagte Swig.
»Aber das kommt nie vor«, sagte Milo.
Swig zuckte zusammen. »Um die Schlösser auswechseln zu lassen, reicht ein Vorfall, der bei weitem weniger schwer wiegend ist als dieser hier. Es braucht nur irgendwas Außergewöhnliches zu passieren - ein Schlüssel, der gestohlen gemeldet wird -, und schon tauschen wir die Schlösser aus.«
»Wann sind die Schließzylinder das letzte Mal ausgetauscht worden, Mr. Swig?«
»Da müsste ich nachsehen.«
»Also nicht in letzter Zeit, daran würden Sie sich erinnern?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, sagte Swig.
»Eines noch«, sagte Milo, »jede Station ist unterteilt durch diese Doppeltüren. Jedes Mal, wenn man da durch will, muss man beide aufschließen.«
»Haargenau«, sagte Swig. »Das Ganze ist ein System von Schleusen.«
»Wie viele Schüssel brauchen die Pfleger, um sich einen Weg durch dieses Schleusensystem zu bahnen?«
»Eine ganze Menge«, sagte Swig. »Ich habe sie nie gezählt.«
»Gibt es einen Generalschlüssel?«
»Den habe ich.«
Milo deutete auf den Schlüssel, der immer noch aus der inneren Fahrstuhltür herausragte, während das aus dem Fahrstuhlschacht dringende Rumpeln lauter wurde und daraufhindeutete, dass der Aufzug sich allmählich näherte. »Ist er das?«
»Ja. Es gibt eine Kopie davon, die liegt im Safe in einem der Aktenzimmer im ersten Stock. Und falls Sie wissen wollen, ob ich das überprüft habe, dann ist die Antwort ja. Alles an Ort und Stelle. Keinerlei Hinweise darauf, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hat.«
Ächzend öffnete sich die Fahrstuhltür. Die Aufzugkabine war eng, in
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