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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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lediglich aus einem kahlen Flur, der von hellblauen Türen gesäumt war. Die Relation Insassen/Pfleger war zugunsten der Pfleger verschoben. Ein Dutzend Männer von ausgesucht robuster Statur patrouillierte auf dem Gang.
    Milo bat, einen Blick in eine der Zellen werfen zu dürfen.
    Swig erklärte: »Wir haben auch hier alles Zelle für Zelle abgesucht.«
    »Ich würde trotzdem mal gerne eine sehen.«
    Swig rief: »Inspektion!«, und drei Pfleger kamen herangetrabt.
    »Detective Sturgis möchte sehen, wie es bei den 1368ern aussieht. Öffnen Sie eine der Türen.«
    »Welche?«, fragte der größte der Männer, ein Samoaner mit einer Stimme wie ein Junge, auf dessen Namensschild ein unaussprechlicher Name stand.
    »Irgendeine.«
    Der Samoaner trat zu der am nächsten gelegenen Tür, entriegelte das Schloss und hielt sie fünfzehn Zentimeter weit auf. Sein Arm war in etwa so dick wie mein Oberschenkel. Er streckte den Kopf ins Innere der Zelle, öffnete die Tür ganz und sagte: »Hier haben wir zum Beispiel Mr. Liverwright.«
    Der Raum war hoch und eng, genauso wie der von Peake. Auch hier befanden sich an den Wänden festgenietete Fixierungshai terungen. Ein muskulöser schwarzer Mann saß nackt auf dem Bett. Die Laken waren von der dünnen, gestreiften Matratze heruntergerissen worden und lagen in Fetzen überall verstreut herum. Auf dem Boden lag ein zerknüllter königsblauer Schlafanzug neben einem Paar blauer Papierslippers, wovon einer allerdings nur noch ein Häuflein Konfetti darstellte.
    Ich trat näher, und augenblicklich schlug mir ein widerlicher Gestank entgegen. Ein Kothaufen trocknete zu Füßen des Gefangenen vor sich hin, umrahmt von diversen Urinpfützen. Die Wände hinter dem Bett waren voller brauner Flecken und Schlieren.
    Er sah uns an, grinste, stieß ein kehliges Lachen aus und fing an zu masturbieren. »Machen Sie das sauber«, sagte Swig.
    »Tun wir ja«, erklärte der Samoaner gelassen. »Zweimal am Tag. Er kann’s einfach nicht lassen. Anscheinend muss er sich und der Welt was beweisen.«
    Er spreizte kurz die Finger zum Siegeszeichen in Richtung Liverwright und lachte: »Nicht aufgeben, Bruder.«
    Liverwright legte eine kurze Pause ein, dann stieß er wieder dieses kehlige Lachen aus und rubbelte weiter.
    »Hau rein, Bruder, aber brich dir keinen ab«, sagte der Samoaner.
    »Machen Sie die Tür zu«, sagte Swig. »Und machen Sie ihn sauber, und zwar sofort!!
    Der Samoaner schloss achselzuckend die Tür. An uns gewandt sagte er: »Die Jungs hier glauben, sie wissen, was verrückt ist. Aber sie schießen über’s Ziel hinaus. Haben einfach zu viele Filme gesehen.« Er machte sich daran zu gehen.
    Milo fragte ihn: »Wann haben Sie George Orson zum letzten Mal gesehen?«
    »Den?«, sagte der Samoaner. »Keine Ahnung, ist schon ‘ne Zeit lang her.«
    »Heute Abend also nicht?«
    »Nö. Wieso auch. Ist schon ‘n paar Monate her, seit er hier gearbeitet hat.«
    »Von wem reden Sie da?«, fragte Swig.
    »Ist er noch mal vorbeigekommen, seit er hier aufgehört hat?«, fragte Milo den Samoaner.
    »Hmm«, sagte der Samoaner. »Ich glaube nicht.«
    »Was war er für ‘n Typ?«, fragte Milo.
    »Ganz normal.« Der Samoaner bedachte Swig mit einem Lächeln. »Ich würde mich ja gerne noch ein bisschen unterhalten, aber ich muss erst mal sauber machen.« Er trottete davon.
    »Wer ist George Orson?«, sagte Swig.
    »Einer Ihrer früheren Angestellten«, sagte Milo und behielt Swigs Gesicht im Auge.
    »Ich kann nicht jeden kennen. Warum erkundigen Sie sich nach ihm?«
    »Er kannte Mr. Peake«, sagte Milo. »Damals in der guten alten Zeit.«
     
    Swig hatte eine Menge Fragen, doch Milo hielt ihn sich vom Leib. Wir fuhren mit dem Aufzug vom fünften Stock in den Keller und ließen uns von einem sichtlich genervten Swig im Eilverfahren durch die Küche, die Vorratskammern, die Wäscherei und die Lagerräume führen. Überall roch es nach leicht angefaulten Lebensmitteln. Überall waren Pfleger und Wachpersonal, die bei ihrer Suche von Haustechnikern in orangefarbenen Overalls unterstützt wurden. Köche in weißen Kitteln sahen uns nach, als wir die Küche durchquerten. Wohin man auch blickte, überall waren Messer zu sehen. Ich stellte mir vor, wie Peake hier durchkam und sich das eine oder andere griff. Wie in der guten alten Zeit.
    Milo stieß auf vier Wandschränke, die etwas abseits gelegen waren, und überprüfte die Türen. Alle abgeschlossen.
    »Wer außer dem Klinikpersonal erhält Schüssel?«,

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