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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Was ich den Artikeln entnehmen konnte, waren in erster Linie Namen und Orte.
    Scott und Theresa Ardullo, er dreiunddreißig, sie neunundzwanzig. Zum Tatzeitpunkt seit sechs Jahren verheiratet. Beide Absolventen des Bereichs Agrarwissenschaft an der Universitat in Davis. Er, der »Abkömmling einer wohlhabenden Familie von Farmern«, hatte ein Interesse am Weinbau entwickelt, sich jedoch auf Pfirsiche und Walnüsse konzentriert.
    Brittany, fünf Jahre alt.
    Justin, acht Monate.
    Als Nächstes kam ein Familienfoto aus glücklichen Tagen: Scott, Hand in Hand mit einem ungeduldig wirkenden kleinen Mädchen, das große Ähnlichkeit mit seiner Mutter hatte, während Theresa das Baby im Arm hielt. Justin mit einem Schnuller im Mund, die Backen aufgeblasen wie kleine Luftballons. Im Hintergrund ein Riesenrad, vermutlich irgendein Volksfest.
    Scott Ardullo war stämmig, hatte kurz geschnittene blonde Haare und das Lächeln eines Mannes, der glaubt, die Schokoladenseite des Lebens erwischt zu haben. Seine Frau war schlank, irgendwie unauffällig, sie hatte langes dunkles Haar, das von einer weißen Schleife zusammengehalten wurde, und schien weniger Selbstsicherheit auszustrahlen, was die Zukunft anging.
    Was die Gesichter der Kinder betraf, brachte ich es nicht über mich, sie mir noch einmal anzuschauen.
    Von Noreen Peake gab es kein Foto, sondern lediglich einen Bericht darüber, wie man sie am Küchentisch sitzend gefunden hatte. In meiner Fantasie ergänzte ich den Duft frisch geschälter Äpfel, von Hefe und Mehl.
    Der Verwalter der Ranch, ein Mann namens Teodoro Alarcon, hatte Noreens Körper gefunden und dann den Rest entdeckt. Man hatte ihm Beruhigungsmittel verabreicht.
    Von ihm gab es kein Zitat.
    Dafür vom Sheriff von Treadway, Jacob Haas: »Ich habe in Korea gedient, und das hier war schlimmer als alles, was mir in Übersee unter die Augen gekommen ist. Scott und Terri haben diese Leute aus reiner Herzensgüte bei sich aufgenommen, und das ist der Dank dafür. So was ist einfach unvorstellbar.«
    Dorfbewohner, deren Namen nicht genannt wurden, hatten sich zu Peakes seltsamen Angewohnheiten geäußert - er murmelte vor sich hin, badete nie, streunte durch die Straßen und Gassen, wühlte in Mülltonnen herum und aß auch, was er darin fand. Alle hatten gewusst, dass er gerne Verdünner schnüffelte, doch keiner hatte ihn für gefährlich gehalten.
    Dann die Aussage von jemandem, der seinen Namen nicht verschwieg:
    »>Dass er spinnt, wussten doch alle die ganze Zeit über. Aber nicht, dass es so schlimm war<, erklärte Derrick Crimmins, ein Jugendlicher aus dem Ort. >Er hatte keine Freunde, und es wollte sich auch keiner mit ihm abgeben, weil er gestunken hat und einfach zu schräg drauf war. Kann sein, dass er sich mit Satan abgegeben hat oder so was.<«
    Ansonsten gab es keine weiteren Erwähnungen satanischer Rituale, und ich fragte mich, ob irgendwer der Sache wohl nachgegangen war. Eher unwahrscheinlich. Peake war ja nun aus dem Verkehr gezogen.
    Treadway wurde als eine »ruhige Gemeinde von Ranchern und Farmern« bezeichnet.
    »>Das Schlimmste, was bei uns vorkommt<, sagte Sheriff Haas, >sind Kneipenschlägereien und gelegentlich Diebstahl von Ackergeräten. Aber nichts wie das hier. Nicht mal annähernd so was wie das hier.<«
    Und das war es dann auch.
    Keine Berichte über das Begräbnis der Ardullos, von Noreen Peake ganz zu schweigen.
    Ich kurbelte weiter, bis ich auf eine dreizeilige Meldung der L.A. Times stieß, die zwei Monate später berichtete, dass Ardis Peake nach Starkweather eingewiesen worden war.
    Das Stichwort »Treadway« brachte auch keine weiteren Meldungen seit den Morden.
    Ein ruhiges Dorf. Ausgelöscht.
    Wie konnte eine ganze Ortschaft sterben?
    Hatte Peake sie in gewisser Hinsicht ebenfalls auf dem Gewissen?
     
    Milo rief am nächsten Morgen an und hinterließ eine Nachricht, während ich gerade Joggen war.
    »Mr. und Mrs. Argent wohnen im Flight Inn am Century Boulevard. Zimmernummer 129. Wir treffen uns um ein Uhr.«
    Ich erledigte noch diverse Schreibarbeiten und machte mich um halb eins auf den Weg.
    Das Flight Inn lag nur wenige Minuten vom Flughafen entfernt, genau neben der Werkstatt und dem Abstellplatz eines Kurierdienstes. Für ein Motel war es zu groß, aber wiederum nicht groß genug, um als richtiges Hotel durchzugehen. Drei Stockwerke aus weiß verputzten Blocksteinen, gelbe Dachrinnen. Das Reklameschild zeigte ein Cowgirl rittlings auf einem Flugzeug. Der Eingang lag

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