Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monster

Monster

Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Hertzlinger.
    Sie schüttelte den Kopf. »Bei mir war’s genauso wie bei Andy - wir hatten fast keinen Kontakt. Ich war ohnehin erst seit einem Jahr hier. Wir haben uns ab und zu in der Cafeteria gesehen und drei- oder viermal zusammen einen Kaffee getrunken. Aber nie zusammen gegessen. Ich habe sie nie essen sehen. Manchmal, wenn ich auf dem Weg zur Cafeteria an ihrem Büro vorbeikam, stand die Tür auf, und sie saß an ihrem Schreibtisch und hat gearbeitet. Ich dachte mir immer, was für eine Arbeitsmoral, die muss ja unglaublich produktiv sein.«
    »Bei den Gelegenheiten, als Sie zusammen mit ihr Kaffee getrunken haben«, sagte ich, »worüber haben Sie da geredet?«
    »Über die Arbeit, über Daten. Als ich dann erfahren habe, was mit ihr passiert ist, ist mir aufgefallen, wie wenig ich über sie wusste. Es ist einfach grotesk - hat die Polizei schon irgendeinen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?«
    »Bis jetzt noch nicht.«
    »Schrecklich«, sagte sie.
    Velman sagte: »Es muss irgendwas mit Starkweather zu tun haben. Man braucht sich doch nur mal die Patienten anzuschauen, mit denen sie sich da eingelassen hat.«
    Ich erklärte: »Das Problem ist nur, die Patienten kommen nicht raus.«
    »Niemals?«
    »Das wird jedenfalls behauptet.« Er verzog das Gesicht.
    »Hat sie einem von Ihnen beiden erzählt, was sie in Starkweather tun wollte?«
    Velman schüttelte den Kopf.
    Mary Hertzlinger sagte: »Mir hat sie’s gesagt. An dem Tag, als wir die Kisten aus ihrem Büro getragen haben. Ich war ziemlich überrascht, aber ich habe nicht nachgefragt - sie war nicht der Typ, mit dem man persönliche Angelegenheiten besprochen hätte. Sie bedankte sich bei mir, wünschte mir viel Glück und dann lächelte sie. Beinahe verschmitzt.«
    »Was war denn so lustig?«, fragte Theobold.
    »Genau«, sagte Hertzlinger. »Ich hatte irgendetwas gesagt von wegen, >schön zu sehen, dass Sie sich auf die neue Arbeit freuen<. Und da sagte sie es: >Es geht nicht darum, sich zu freuen, Mary. Aber es gibt nun mal so viele Irre und nur so wenig Zeit.<«

14
    »Sie konnte es gar nicht erwarten, mit Psychotikern zu arbeiten?«, fragte Milo.
    Es war zwölf Uhr Mittag. Wir standen an den Seville gelehnt auf der Butler Avenue gegenüber dem Revier West L.A.
    »Psychotiker hätte sie im County in Hülle und Fülle haben können«, sagte ich. »Sie wollte mit Irren arbeiten.«
    »Warum? Um ihnen ein paar Silben abzuquetschen? Der ganze Kram kann mir im Augenblick gestohlen bleiben. Ich konzentriere mich eher auf die trockene Materie. Mittlerweile habe ich ein Bankschließfach unter ihrem Namen aufgetan, und stell dir vor, als ich mit ihrem Totenschein rumgewedelt habe, haben sie mich glatt rangelassen. Und was war drin? Weder Bargeld noch Drogen noch Sado-Maso-Videos und schon gar keine voll geseierten Liebesbriefe von irgendwelchen Psychos. Rein gar nichts war drin. Wenn sie also irgendein geheimes Dasein geführt hat, dann hat sie’s ziemlich gut unter Verschluss gehalten.«
    »Vielleicht sollten wir weiter in der Vergangenheit suchen - die Zeit vor ihrer Doktorarbeit, die Jahre, bevor sie nach L.A. gezogen ist. Ich kann ja mal versuchen, mich mit jemandem bei Case Western zu unterhalten.«
    »Klar, aber morgen hast du noch ‘ne bessere Gelegenheit. Ihre Eltern kommen mit dem letzten Flug heute Nacht. Ich bin um acht Uhr früh mit ihnen in der Leichenhalle verabredet. Es besteht zwar keine Notwendigkeit, dass sie die Leiche identifizieren, und ich habe auch versucht, es ihnen auszureden, aber sie haben darauf bestanden. Und wenn der Spaß vorüber ist, werde ich mich mal mit ihnen unterhalten. Ich rufe dich an und sag dir Bescheid, wann und wo das sein wird. Vermutlich am späten Nachmittag.«
    Ein paar junge Polizeibeamte kamen vorbei. Er schaute ihnen eine Weile nach, starrte dann auf das Dach des Seville und schnippte einen Schmutzfleck von der Vinyloberfläche. »Die Akte Richard Dada noch mal durchzuforsten, war eher ernüchternd. Ich wusste gar nicht mehr, dass sie so dünn war. Die einzigen Leute, mit denen ich gesprochen hatte, waren seine Vermieterin, seine Eltern und das Personal von dem Restaurant, in dem er gearbeitet hat. Kein einziger Eintrag unter der Rubrik >Freunde oder Bekannte<. Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Ich habe noch mal versucht, diese Filmfirma ausfindig zu machen, bei der Richard vorsprechen wollte - Thin Line, aber keine Spur.«
    »Vielleicht gibt es aber eine Möglichkeit, sie ausfindig zu machen«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher