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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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lauernde Intensität ausstrahlten. Er warf seiner Frau einen Blick zu, bevor er mich musterte und dann auf seinem Weg weitertapste.
    Ich blendete mental das ganze Fettgewebe aus und kam zu dem Ergebnis, dass er eigentlich ein angenehmes Äußeres hatte. Schwer atmend und schwitzend schob er sich weiter vorwärts, bis er vor mir stehen blieb, ein wenig hin und her schwankte, sich in Positur warf und mir einen Arm so dick wie mein Oberschenkel entgegenstreckte.
    Seine Hände waren eher klein, sein Händedruck trocken und bestimmt.
    »Robert Ray Argent«, sagte er mit tiefer, keuchender Stimme. Einen Augenblick lang stellte ich mir vor, wie er wohl aussehen würde, wenn aus ihm die Luft herausgelassen würde. Aber dieses Bild verflüchtigte sich sofort, als ich sah, wie er sich zu dem anderen Bett hinüberwuchtete und jeder Schritt als dumpfes Geräusch von dem dünnen Teppichboden widerhallte, während jedes seiner Gliedmaßen eine andere Tonhöhe auszustrahlen schien. Seine Stirn war von Schweißperlen übersät und tropfte. Ich musste mich beherrschen, um nicht nach seinem Arm zu greifen.
    Das Taschentuch in der Hand, erhob sich seine Frau und tupfte ihm über die Brauen.
    Einen Augenblick lang berührte er ihre Hand. »Danke, Schatz.«
    »Setzt dich, Rob Ray.«
    Beide besaßen den typischen sanften Pittsburgher Singsang.
    Langsam und bedächtig beugte er sich vor, um sich dann wie in Zeitlupe auf dem Bett niederzulassen. Die Matratze bog sich ächzend bis auf den Federrahmen durch und berührte fast den Boden. Mit gespreizten Knien saß Rob Ray Argent auf der Bettkante, und dennoch berührten sich die Innenseiten seiner Schenkel. Der grau glänzende Stoff seiner Hosen spannte sich über den wulstigen Knien, und sein Bauch bildete einen prallen Ballon, der wie ein riesiger Kürbis aussah.
    Er atmete ein paar Mal tief durch, räusperte sich, nahm die Hand vor den Mund und hustete. Seine Frau blickte hinüber zu der immer noch offen stehenden Badezimmertür, stand auf, machte sie zu und setzte sich wieder.
    »So«, sagte er. »Sie sind also Psychologe wie Ciaire.« Unter seinen Achseln hatten sich große dunkle Flecken gebildet. »Ja«, sagte ich.
    Er nickte, als wären wir damit zu einer Einigung gelangt. Dann stieß er einen Seufzer aus und legte seine Hände auf den höchsten Punkt seines Bauches.
    Ernestine Argent reichte ihm das Taschentuch, und er wischte sich nun selbst den Schweiß von der Stirn. Sie zog ein weiteres weißes Dreieck aus ihrer Handtasche und tupfte damit an ihren Augen herum.
    Milo sagte: »Ich habe Mr. und Mrs. Argent gerade über den Verlauf der Ermittlungen aufgeklärt.«
    Ernestine schluchzte kurz auf.
    »Schätzchen«, sagte Robert Ray.
    »Geht schon wieder«, sagte sie fast unhörbar und wandte sich dann an mich: »Ciaire war von der Psychologie ganz begeistert.«
    Ich nickte.
    »Sie war unser Ein und Alles, wir hatten nichts außer ihr.«
    Rob Ray schaute sie an. Sein Gesicht schimmerte an einigen Stellen pflaumenblau, während andere Sektionen rosa, weiß und beige leuchteten - ein farblicher Eintopf, der bedingt war durch die unterschiedliche Durchblutung der verschiedenen Hautpartien. Er wandte sich an Milo: »Es klingt ja nicht so, als hätten Sie schon viel herausgefunden. Wie groß sind die Aussichten, dass Sie den Teufel finden, der sie auf dem Gewissen hat?«
    »Ich bin immer optimistisch, Sir. Je mehr Sie und Mrs. Argent uns über Ciaire erzählen können, desto besser stehen die Chancen.«
    »Was können wir Ihnen denn noch erzählen?«, sagte Ernestine. »Es gab niemanden, der Ciaire nicht gemocht hätte; sie war der netteste Mensch, den man sich vorstellen kann.«
    Sie fing an zu weinen. Rob Ray tätschelte ihre Schulter.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie schließlich. »Das hilft Ihnen ja auch nicht weiter. Was möchten Sie denn wissen?«
    »Nun«, sagte Milo, »zum einen wäre es ganz nützlich, wenn wir zunächst mal einen zeitlichen Rahmen festlegen könnten. Wann haben Sie Ciaire zum letzten Mal gesehen?«
    »An Weihnachten«, sagte Rob Ray. »Sie ist immer zu Weihnachten nach Hause gekommen. Wir hatten immer eine schöne Familienfeier, und so war’s letzte Weihnachten auch. Sie hat ihrer Mutter beim Kochen geholfen. Ich weiß noch, wie sie gemeint hat, in L.A. würde sie nie kochen - zu viel zu tun -, sondern immer nur Dosen aufwärmen oder sich was aus Restaurants mitnehmen.«
    Das passte zu der Küche am Cape Horn Drive.
    »An Weihnachten«, sagte Milo. »Also

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