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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Boulevard waren so viele, dass wir nur einmal parken mussten und ein halbes Dutzend Geschäfte in kürzester Zeit abhaken könnten. Die Erwähnung der Namen Thin Line Productions und Blood Walk rief lediglich erstaunte Blicke seitens des Bedienungspersonals hervor, die anscheinend bevorzugt Leute einstellten, die aussahen, als wären sie einer Heavy Metal Band entsprungen.
    Unser siebter Versuch führte uns zu einem Laden namens Flick Stuff auf dem Wilcox. Hinter dem brusthohen Tresen fläzte ein junger Mann mit außergewöhnlich primatenhafter Physiognomie, künstlich verlängerten schwarzen Haaren und einer gepiercten Lippe. Milos Polizeimarke beeindruckte ihn nicht im Geringsten, dabei war der Kerl höchstens einundzwanzig und damit eigentlich zu jung für ein solches Maß an Abgeklärtheit. Hinter ihm befand sich eine Doppeltür mit der Aufschrift »Zutritt nur für Personal«, hinter der Joan Jett oder jemand, die wie sie zu klingen versuchte, zu den Riffs einer elektrischen Gitarre ihre Botschaft verkündete. Mister Langhaarfrisur trug ein eng anliegendes schwarzes T-Shirt und rote Jeans. Auf dem T-Shirt stand der Slogan: »No Sex Unless It Leads to Dancing. « Seine Arme waren weiß und unbehaart, nicht sehr muskulös, dafür aber mit deutlich hervortretenden Venen, die in der Armbeuge vernarbte Einstichstellen aufwiesen, was die Vermutung zuließ, dass Milo nicht der erste Polizist war, dessen Bekanntschaft der junge Mann machte.
    Milo sagte: »Sir, haben Sie hier vor zwanzig Monaten gearbeitet?«
    Bei »Sir« hätte der Junge beinahe laut losgelacht. »Ab und zu«, sagte er und schaffte es, sich noch tiefer hinter den Tresen sinken zu lassen.
    An den Wänden rings um uns waren Preislisten angetackert. Die Tagesgebühren für Sandsäcke, Kamerawagen, Stellwände, Magliners, Garderobenständer, Cardellini-Lampen und Green Screens. Erstaunlich billig; eine Schneekanone war für 55 Dollar zu haben.
    »Erinnern Sie sich daran, an eine Firma namens Thin Line Productions Equipment vermietet zu haben?«
    Ich hatte eigentlich nichts weiter als ein Gähnen erwartet, doch Mister Langhaarfrisur sagte: »Kann sein.«
    Milo wartete.
    »Kommt mir bekannt vor, der Name. Ja. Gut möglich. Ja.«
    »Wären Sie so nett, vielleicht mal in Ihren Unterlagen nachzusehen?«
    »Klar. Einen Moment.« Er stieß die Doppeltür auf, verschwand und kehrte, mit einer Karteikarte herumwedelnd, wieder zurück. »Klar, jetzt fällt mir wieder alles ein.«
    »Gab’s Probleme?«, sagte Milo.
    »Haufenweise.« Langhaarfrisur wischte sich die Hände an seinem T-Shirt ab. Er bemühte sich um einen Ausdruck verletzter Würde, doch der schmuddelige Stahlring in seiner Oberlippe machte seine Bemühungen zumindest teilweise zunichte.
    »Was ist passiert?«, fragte Milo.
    »Sie haben uns Zeug für fünfzehn Riesen abgezockt.«
    Ich sagte: »Das ist eine Menge Material.«
    »Nicht für Spielberg, aber für Arschlöcher wie die schon. Wir haben denen alles gegeben. Mikros, Ständer, Kunstblut, Filter, Nebelmaschinen, Abschminktücher, Kaffeemaschinen, Tassen, Tische - alles, was man braucht. Das Größte waren zwei Kameras und ein Kamerawagen - der Kram war schon alt, kein Studio würde mehr mit so was arbeiten, aber auch so was kostet Geld. Sie wollten den Kram für zehn Tage mieten. Weil sie erstens nicht bei uns in der Kartei standen und sie außerdem wie blutige Anfänger aussahen, haben wir die doppelte Kaution verlangt. Sie haben uns einen Scheck gegeben, den wir auf Deckung überprüft haben. Ich hab mir die Ausweise notiert, alles nach Vorschrift, und was passiert? Nicht nur, dass sie nicht bezahlt haben, sie sind auch noch mit dem ganzen Equipment abgehauen. Als wir versucht haben, den Scheck einzureichen, was ist da wohl passiert?«
    Er bleckte die Zähne. Erstaunlich weiß. Dahinter glänzte etwas. Seine Zunge war ebenfalls gepierct. Allerdings war kein Klicken zu hören, wenn er redete - er sprach offensichtlich mit der Stimme der Erfahrung. Konnte es sein, dass die Schmerzschwelle der jüngeren Generation allmählich anstieg? Würde sich dies positiv auf die Zukunft der Marines auswirken?
    Ich sagte: »Wieso hatten Sie den Eindruck, dass es blutige Anfänger waren?«
    »Weil sie Stuss erzählt haben und völlig klar war, dass sie keine Ahnung hatten. Was mir an der Sache so stinkt, ist, dass ich sie auch noch rumgeführt habe und ihnen Tipps gegeben habe, wie sie das Beste für ihr Geld rausholen. Und dann kommen sie mir auf so ‘ne linke

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