Monster

nach. Haben die noch jemand aufs Kreuz gelegt? Sind Sie deshalb hier?«
    »So was in der Richtung.«
    »Mann«, sagte Bonner. »So was von dämlich. Wir haben sämtliche anderen Verleihfirmen in der Gegend gewarnt. Und die in Burbank und Culver auch.« Eine schwarzes Büschel Kunsthaar kitzelte ihn am Kinn, und er fegte es weg. »Ich glaube, wir haben sogar die aus dem Valley gewarnt. Wenn also irgendwer denen danach noch was vermietet hat, hat er’s nicht besser verdient, als abgelinkt zu werden.«
     
    Wir saßen in Milos Wagen und studierten die Kundenakte. Die Titelzeile lautete: THIN LINE: BLOOD WALK, RECHNUNG OFFEN, ACHTUNG. Die erste Seite war der Brief eines Inkassobüros in Encino, in dem eine ausgiebige, allerdings ergebnislose Suche dokumentiert wurde. Als Nächstes kam der Mietvertrag für das Equipment, demzufolge der Sitz von Thin Line am Abbot Kinney Boulevard in Venice lag. Dazu das Schreiben eines Auskunftservice, wonach die angegebene Telefonnummer zu einem Münzfernsprecher gehörte.
    »Ganz schönes Stück entfernt von Hollywood«, sagte ich. »Vor allem, wo’s in Santa Monica jede Menge Verleihfirmen gibt, die wesentlich näher liegen. Die wollten wohl in der eigenen Nachbarschaft keinen Stunk machen.«
    Milo studierte das Formular und nickte. Die Unterschrift am unteren Rand war kaum lesbar, doch an den Hefter war eine Geschäftskarte angetackert, die besagte:
     
    Griffith D. Wark
    PRODUCER & PRESIDENT
    THIN LINE PRODUCTIONS
     
    In der Ecke unten links die Nummer des Münztelefons. Weiße Schrift auf schwarzer Pappe. Ein altmodisches Kamera-Logo in der linken unteren Ecke.
    »Die getürkte Telefonnummer ist ein uralter Trick«, sagte Milo. »Wark klingt allerdings ziemlich seltsam.«
    »Griffith D. W.«, sagte ich. »Ich wette zehn zu eins, dass es nichts weiter ist als die Umkehrung von D. W. Griffith. Ich wette außerdem, dass das >W< in >D. W.< für Wark steht. Nicht gerade raffiniert, aber der gute Vito hat’s nicht begriffen.«
    »Der Gute kennt sich mit Maglites vermutlich besser aus als mit der Filmgeschichte.« Er blätterte zur nächsten Seite. »Hier ist die Bankbestätigung für den Kautionsscheck - Bank of America, eine Filiale draußen in Panorama City. Diese Typen haben einen ziemlichen Aktionsradius.«
    Er schaute auf seine Timex. »Zu spät, um jetzt noch den Filialleiter zu erwischen, und sei es nur am Telefon. Ich fahre mal zu der Adresse in Venice und sehe nach, ob sie da wirklich so was wie ein Büro hatten; danach bringe ich die Akte hier im Labor vorbei, damit die mal nachsehen, ob sich nicht eventuell doch Fingerabdrücke von irgendwelchen alten Kunden feststellen lassen. Und morgen geht an jeden Cop im ganzen County der Tagesbefehl raus, herumzufragen, ob unser Mr. Wark sonst noch jemandem irgendwelches Equipment aus dem Kreuz geleiert hat.«
    »Die Idee mit dem Film gefällt dir mittlerweile also doch«, sagte ich.
    »Man muss mit dem arbeiten, was man hat«, erklärte er. »Und ich bin ein alter Spürhund, der seine Nase immer dorthin streckt, wo’s am meisten stinkt.«
    »Hinter der Casting-Annonce kann aber auch ein anderer Schwindel stecken - nämlich Möchtegernschauspieler für das Versprechen bezahlen zu lassen.«
    »Was mich nicht weiter überraschen würde. Hollywood ist ein einziger Schwindel - Image über alles. Selbst dann, wenn es nach außen hin so wirkt, als sei alles in bester Ordnung. Damals, als ich noch beim Raubdezernat war, war einer meiner ersten Kunden -« Er nannte den Namen eines bekannten Schauspielers. »Der hatte als Student mit Kunstfilmen angefangen und dabei Ausrüstungen verwendet, die er aus der Theaterabteilung der Uni geklaut hatte. Als ich ihn geschnappt habe, hat er nicht das geringste Bedauern an den Tag gelegt, sondern wurde auch noch frech. Schließlich hat er sich bereit erklärt, alles wieder zurückzubringen, und die Uni hat auf weitere Schritte verzichtet. Ein paar Jahre später sehe ich mir die Oscarverleihung im Fernsehen an, und da kommt dieser Arsch auf die Bühne, weil er für irgendso ‘n sozialkritischen Film zum Thema Gefängisreform ausgezeichnet worden ist, und hält eine Rede, die vor Selbstgefälligkeit nur so strotzte. Und was ist mit - Er nannte einen erfolgreichen Regisseur. »Von dem weiß ich beispielsweise mit Bestimmtheit, dass er seinen Fuß nur dadurch in die Tür gekriegt hat, dass er den Studiobossen Koks vertickt hat. Tja, dieser Wark hat sich für einen Psychopathen haargenau die richtige Branche