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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gestanden hätte. Sie war immer ausgesprochen hübsch.«
    Vermutlich war es die plötzliche Erinnerung an den Anblick, den ihre Tochter geboten hatte, als sie sie zum letzten Mal gesehen hatte, grau und verstümmelt, ausgebreitet auf einem Tisch aus rostfreiem Stahl - jedenfalls entgleisten ihre Züge mit einem Mal völlig, und sie schlug sich die Hände vor das Gesicht.
    Ihr Mann sagte: »Ich sehe nicht, dass uns das hier irgendwie weiterbringt.«
    Milo schaute mich an.
    »Nur eine Frage noch«, sagte ich. »Hat Ciaire sich jemals mit Kunst oder Kunsthandwerk beschäftigt? Malerei, Holzschnitzereien oder etwas in der Richtung?«
    »Kunsthandwerk?«, sagte Rob Ray. »Gemalt hat sie, wie alle Kinder, aber das war auch schon alles.«
    »Sie hat sich in erster Linie für Bücher und Filme interessiert«, sagte Ernestine. »Egal, was um sie herum passierte, sie hat es immer geschafft, sich irgendwo zurückzuziehen und in aller Ruhe mit sich selbst zu beschäftigen.«
    Rob Ray sagte: »Entschuldigen Sie mich bitte.« Unter großen Mühen erhob er sich vom Bett und trottete zum Badezimmer. Wir drei saßen da und warteten, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Schließlich hörte man hinter der Holztür Wasser laufen.
    Ernestine stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Im Flüsterton redete Ernestine auf uns ein: »Sie glauben gar nicht, wie ihn das hier mitnimmt. Als Ciaire noch klein war, haben die anderen Kinder sich immer lustig gemacht über ihn. Sie wissen ja, wie grausam Kinder sein können. Er hat eine Drüsenkrankheit. Manchmal isst er weniger als ich.«
    Sie verstummte einen Augenblick, als wartete sie nur auf einen Widerspruch unsererseits. »Er ist ein wundervoller Mann. Ciaire hat sich seinetwegen nie geschämt, ihn nie respektlos behandelt. Ciaire war immer stolz auf ihre Familie, egal, was -«
    Die letzten Wort blieben in der Luft hängen. Ich wartete, dass noch mehr kam. Aber ihre Lippen wölbten sich nach innen und ihre Zähne gruben sich so fest ins Fleisch, dass ihr Kinn zitterte. Schließlich sagte sie: »Er ist alles, was ich jetzt noch habe, und ich mache mir Sorgen, dass er damit vielleicht nicht fertig wird -«
    Wieder rauschte die Toilettenspülung. Es dauerte eine Weile, bis die Tür geöffnet wurde und Rob Rays massiger Kopf auftauchte. Wieder quälte er sich unter großen Mühen aus dem engen Badezimmer und schleppte sich keuchend zum Bett. Als er endlich saß, sagte er: »Ich will nicht, dass Sie denken, Ciaire wäre als Kind irgendwie seltsam gewesen und hätte immer nur in ihrem Zimmer gesessen. Sie hatte Mumm, sie konnte sich durchsetzen und auf sich selber aufpassen. Sie hätte sich nie auf etwas Gefährliches eingelassen. Es muss eine Entführung gewesen sein, irgendein Irrer.«
    Seine Stimme wurde lauter und er sprach mit mehr Nachdruck, als hätte er frische Energie getankt.
    »Ciaire war nicht dumm«, fuhr er fort. »Ciaire wusste, was es heißt, auf sich selber aufzupassen - musste es einfach wissen.«
    »Weil sie allein lebte?«, sagte ich.
    »Weil - ja, ganz genau. Meine Kleine kam sehr gut allein zurecht.«
    Als ich später mit Milo zusammen in einem Imbiss am La Ti-jera saß, sagte ich: »Der Schmerz, den diese Leute durchmachen müssen.«
    »O Mann«, sagte er. »Sie wirken ja ganz nett und freundlich, aber da haben wir doch so einen typischen Fall von Realitätsverlust. Machen einen auf glückliche Familie, dabei macht Ciaire sich nicht mal die Mühe anzurufen. Ganz davon zu schweigen, dass sie ihren Eltern mal ihren Mann vorstellen würde. Sie hat sie einfach aus ihrem Leben ausgesperrt. Warum, Alex?«
    »Die Mutter hat etwas gesagt, das mich stutzig gemacht hat, und weswegen ich überlege, ob es innerhalb der Familie nicht vielleicht doch chaotisch zuging. Sie hat zweimal die Formulierung >egal, was um sie herum passierte< gebraucht. Und dann betont, dass Claire sich davon nicht aus der Ruhe bringen ließ. Vielleicht gab es irgendwelche Familiendramen. Aber davon werden sie dir in der jetzigen Situation nichts erzählen. Alles was ihnen jetzt noch bleibt, sind die Erinnerungen an schönere Tage. Und außerdem, welche Rolle sollte das jetzt noch spielen?«
    Er starrte an mir vorbei in Richtung Theke und winkte der Bedienung. Abgesehen von zwei Lastwagenfahrern, die mit blutunterlaufenen Augen in getrennten Nischen saßen, waren wir die einzigen Gäste.
    Die Bedienung kam an unseren Tisch. Sie war jung, übertrieben freundlich und hatte eine nasalen Tonfall. Als

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