Monster (German Edition)
›wie ich‹? Unselbstständig ... wie ich. Halbtot wie ... ich?« Er saugt keuchend Luft ein. »Benjamin, ... ich weiß nicht, ... warum Kathrin mir nichts ... erzählt hat, ... aber du kannst ... nicht hierbleiben. Nicht, weil ich ... dich nicht mag, ... ich mag ... dich sogar sehr. Schon ... immer. Sondern, weil du ... noch alles ... vor dir hast.«
»Ich könnte mir ja hier einen Job suchen.«
»Benjamin! Hier gibt ... es keine ›Jobs‹. Hier ... gibt es ... gar nichts außer Wald und ... Bergen. Du musst ... hier weg.«
»Benimm dich nicht wie mein verschissener Karrierecoach. Ihr seid ja eh so Experten für Lebensplanung.«
»Was soll das ... heißen?«
»Was das heißen soll? Der Untote und seine keusche Krankenschwester. Ihr könnt mir sicherlich einiges über Pläne erzählen. Was macht ihr denn hier? Kauft euch dieses Haus im Nirgendwo, diesen Sarg am Arsch der Welt und verschanzt euch vor der beschissenen Tatsache, dass du, wenn es richtig gut läuft, noch ein Jahr im Rollstuhl und eins an einer Beatmungsmaschine hast. Und anstatt sich einen echten Lebensinhalt zu suchen und eine richtige Familie zu haben, wischt Kathrin hier einem Krüppel den Arsch ab und schneidet Brote in Häppchen. Und du? Hängst hier rum, glotzt Fernsehen. Wie lange bist du noch klar im Kopf? Ein paar Monate? Wochen? Ich mag vielleicht keinen Job mehr haben. Aber ihr habt kein Leben.«
»Hey Jungs, was ist denn hier draußen los?«
»Alles in Ordnung ... Schatz.«
»Okay, wenn ihr meint. Abendessen ist in fünf Minuten fertig. Seid nett zueinander.«
»Weißt du, was der ... Unterschied ist«, flüstert Stephan, »zwischen dir und mir, ... Benjamin? Ich bin glücklich. Ich bin ... raus aus dem ... Spiel. Aus den ganzen Verpflich ... tungen, aus meinem ... Leben ... was zu machen. Am Ende ... das große Ganze abzu ... liefern. Die Freunde, die ... Familie, Zukunfts ... pläne, Karriere. Ich kann einfach ... nur noch mit Kathrin ... zusammen ... sein. Essen, schlafen, ... Pillen schlucken. Viel mehr wird von dir ... nicht verlangt, wenn du ein ... todkranker Krüppel ... bist.«
Stephan schickt eine dünne Atemsäule in die Nachtluft.
»Tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Das geht mich alles gar nichts an. Vergiss es einfach.«
»Sei kein Arsch. Du ... kannst dir nicht ... vorstellen, dass Kathrin ... das auch so ... sieht, oder? Als die Sache begonnen ... hat, haben wir ... ziemlich bald ... beschlossen, uns keine ... Gedanken ... darüber zu machen. Sie sagt ... sie lebt hier gern mit ... mir zusammen. Und eine ... Vorstellung von ihrem Leben ... hätte sie ... eigentlich nie ... gehabt.«
»Du musst dich nicht ...«
»Du fragst dich ... ob ich nicht den herzens ... guten Samariter spielen und sie ... gehen lassen sollte? Aber das ... hier ist keine Arztserie voller ... selbstloser Helden ... des Alltags. Ich bin ... glücklich. Und ... sie und dieses ... Haus sind meine einzige Chance, ... auch glücklich zu sterben. Wenn du ... findest, ich sollte im Namen der ... Menschlichkeit oder weil Darwin ... das anders vorgesehen hat ... Kathrin nicht ... ihre besten ... Jahre stehlen, dann ... kann ich nur lachen. Weißt du, eigentlich ... zähle ich gar nicht mehr ... zu den normalen Menschen. Dieser Körper ... hat die Macht, die ... Gesetze der Natur außer Kraft ... zu setzen. Ich bin ... eine Art Supermensch. Nur dass ich eben ... nicht superstark bin, sondern super ... krank.«
»Ich glaube, ich weiß, was du meinst.«
»Nein, weißt du ... nicht, ... Benjamin. Wenn dir ... mehrmals am Tag der Mensch, ... den du ... mal halb um den Verstand ... gevögelt ... hast, ... mit Papiertüchern die ... verschmierte Scheiße ... aus der Arschritze wischen würde, ... dann wüsstest du, ... was ich meine. Wenn Kathrin abhaut, ... entscheidet, ... ihre ›besten Jahre‹, was ... auch immer das sein soll, ... nicht mit einem sterbenden ... Krüppel zu verschwenden, muss ... ich in eine Klinik und bin ... nur noch ein Stück ... Fleisch. Dass Kathrin geht ... oder bei einem Unfall ... umkommt, wäre das ... einzig Schlimme, das mir ... noch passieren kann. Aber wir ... haben ... eine Abmachung, dass ... wir zusammenbleiben, so lange ... es dauert ... und zumindest ich habe ... nicht ... vor, mein Versprechen ... zu brechen. Auch ... wenn ich verstehen ... könnte, ... dass sie es tut. Aber ich vertraue ... Kathrin. Wenn sie weg ... ist, kann ich mich nicht mal ... mehr ... alleine ... umbringen. Verstehst du?
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