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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Maack
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weiter.«
    Das Paar tuschelt kurz. Dann zieht der Mann eine Tüte aus seiner Jackentasche hervor.
    »Hier. Die hier brauchen Sie nicht zubereiten. Die können Sie einfach so nehmen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Aber nicht übertreiben. Die haben hier eine sehr starke Wirkung.«
    »Was?«
    »Nicht übertreiben.«
    Benjamin schaut die beiden an. Der Mann lässt die Tüte in seinen Händen knistern, als wäre Benjamin ein Hund, den man anlocken muss. Benjamin stapft aus der Mitte des Weges zu den Alten.
    »Hier. Nehmen Sie.« Der Mann drückt die Tüte gegen Benjamins Brust.
    »Danke.« Benjamin nimmt den Beutel und stopft ihn in seine Tasche.
    »Wir gehen dann mal weiter. Und übrigens, ins Dorf geht es hier entlang. Nur ein paar Minuten Fußmarsch, dann sehen Sie es schon. Also noch einen schönen Tag.«
    Als die beiden verschwunden sind, setzt er sich auf einen Stein und zieht die Tüte hervor. Durch das Plastik scheinen acht Pilze mit braunen und beigefarbenen Hüten und langen, dünnen Stielen. Er öffnet den Beutel, ein frischer Geruch strömt ihm in die Nase. Er hatte gedacht, dass es muffig riechen würde, aber es duftet wie frisch gemähtes Gras. Benjamin nimmt einen der Pilze heraus und tippt mit der Zunge daran. Er denkt an den Kuhdung. Vorsichtig leckt er über den Stiel. Dann steckt er das Gewächs in den Mund. Er kaut. Der Pilz ist zart und zäh zugleich. Er schluckt. Und isst noch einen. Und noch einen. Er isst alle Pilze aus der Tüte. Dann steht er auf. Er fühlt sich merkwürdig leicht, obwohl er nicht glaubt, dass die Droge so schnell wirken kann. Er steht auf, dreht um und geht den Weg hinunter zum Dorf. Er schämt sich nicht wegen seiner völlig verschlammten Stiefel, die bei jedem Schritt ein gut hörbares Furzgeräusch machen. Er geht die Straße hinunter, biegt kurz darauf in den Seitenweg zu Kathrins und Stephans Haus ein.
     
    »Hey Benjamin, schon ... wieder da? Ich dachte ... du machst einen ... Tagestrip.«
    Aber Benjamin hört gar nicht, er hört in sich hinein, geht ins Bad und dann unter die Dusche, genießt das warme Wasser, das in zehntausend Tropfen auf seine Haut fällt. Dann legt er sich nass und nackt wie er ist ins Bett und betrachtet ruhig die Maserung der Deckenbalken.
    Es dauert ein bisschen, bis Benjamin merkt, dass die Pilze nicht wirken.
    Es dauert bis zum Abend.
    Bis Kathrin zum Abendessen ruft.
    Die feuchten Laken fühlen sich auf einmal furchtbar kalt an. Als hätte er keine Wärme mehr zu geben.
     
    »Und wo ... warst du heute?«
    »Nirgendwo.«
     
    9
    Sie sitzen im Garten hinter dem Haus. Zwei Säulen Dampf über zwei Menschen. Sie liegen auf Klappliegen und schauen den Schwaden hinterher, die in den Nachthimmel ziehen und sich dort oben in der endlosen Parade nachtblauer Wolkengespinste verlieren. Das Handtuch über Stephans Schoß scheint schwer auf den dürren Oberschenkeln zu liegen, seine Brust ist zu einem Trichter eingefallen, um den sich die knochigen Schultern wellen, so nackt in der Kälte mit dieser Haut, die schimmert wie Brotpapier.
    Kathrin schneidet in der Küche Gemüsestreifen.
    »Das ist mein liebster ... Moment der Woche. Erst ... die Hitze, dann die ... Kälte, weißt du. Das ... merkt ... der Körper. Es gibt ... nicht mehr viel, was ... der noch ... mitbekommt. Die meiste Zeit ... hängt er ... einfach nur wie ein Gewicht an ... an meinem ... Kopf. Also, ich ... meine das jetzt nicht eso ... terisch. Einfach echt gut zu ... wissen, ... dass er ... noch da ist.«
    »Ja, es ist wirklich schön, hier zu liegen.«
    »Gewöhn dich nicht ... zu sehr ... dran. Irgendwann ist dein ... Urlaub doch vorbei. Du bist ... jetzt schon fast zwei ... Wochen ... hier. Wann musst du ... denn wieder ... arbeiten?«
    »Hat Kathrin dir nichts erzählt?«
    »Was ... erzählt?«
    »Ich wurde gefeuert. Mich hält nichts mehr in der Stadt.«
    »Was soll das heißen? Warum ... bist du denn ... hier? Um Pläne zu ... schmieden? Oder ... was?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts. Weißt du, das Unheimliche ist, dass ich nicht mal in Panik bin. Ich habe kein Geld mehr. Ich weiß nicht mal, ob meine Miete für diesen Monat noch abgebucht wird. Wahrscheinlich bin ich gerade dabei, meine Wohnung zu verlieren. Ich bin komplett raus. Ich bin wie du.«
    Langsam biegt Stephan seinen Kopf zu Benjamin. Er zittert vor Anstrengung. In seinem Hals spannen sich Sehnen, die eigentlich schon seit Langem zu kurz für diese Körperhaltung sind.
    »Was meinst du mit ...

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