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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Maack
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Aber so lange das hier ... dauert, will ich das auch ... gar nicht.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Was ... redest du da für ... eine Scheiße? Womit ... habe ich recht? Mit welchem ... Teil von dem, was ich ... gesagt ... habe, habe ich recht?«
    »Ich ... ich weiß auch nicht. Mit allem, glaube ich. Ich muss kurz rein. Kannst du hier für einen Moment allein bleiben?«
    »Du kannst machen, ... was ... du willst. Du hast ... mir nichts ... versprochen.«
    Benjamin kann Stephan nicht in die Augen sehen. Aber er merkt, dass Stephan ihn immer noch anschaut.
    »Darf ich dich was fragen?«
    »Klar.«
    »Was soll der Karton mit Babysachen in eurem Keller?«
    Stephan dreht seinen Kopf langsam weg, richtet ihn schwerfällig aus wie ein riesiges Teleskop und schielt in den Abendhimmel, als würde die Antwort in den Nebelschwaden über ihren Köpfen liegen. Silberner Speichel sammelt sich unbemerkt in seinem Mundwinkel. Benjamin ärgert sich über seine Frage. Er versucht einen Gedanken zu fassen. Irgendwas, das er sagen kann. Irgendein Satz, der die Stille beendet. Der seine Frage rückgängig macht. Aber da ist nichts.
    »Weißt du was«, sagt Stephan endlich und seine Augen glänzen jetzt wie sein nasser Mund, »ich will, ... dass du bleibst. Ich ... würde mich ... wirklich freuen, wenn ... du bleibst. Fahr morgen ... los. Hol ... deine Sachen aus deiner ... Wohnung. Alles ... Weitere sehen wir dann.«
     
    Der Wind ist kalt, wenn man nicht in einem Klappstuhl in einem Garten sitzt. Der Wind ist sehr kalt, wenn man an einem Frühlingsabend einen Waldweg entlangläuft und nichts einen schützt als ein feuchtes Saunatuch. Der Wind ist eiskalt, wenn man hinter sich die einzige Freundin, die man jemals hatte, seinen Namen rufen hört und trotzdem weiterläuft.
    Tannennadeln stechen in Benjamins nackte Füße.
    Steine drücken das Fleisch zwischen Sohle und Knochen zusammen.
    Du hörst, wie sie deinen Namen ruft.
    Du läufst. Den Weg hoch, den du aus irgendeinem Grund in den letzten Wochen nie hochgelaufen bist. Du kommst an Tennisplätzen vorbei, die verlassen im schwarzblauen Dunkel liegen.
    Weiterlaufen. Der Weg endet an einem See. Es ist ein Badesee, an einer Seite eine gekachelte Mauer mit einer Leiter, die ins Wasser führt.
    Du willst jetzt schwimmen. Weiter nichts. Schwimmen ist gut. Erst mal schwimmen, dann weitersehen. Du wirfst das Handtuch über das Geländer der Leiter und kletterst hinein.
    Linker Fuß.
    Die Sprossen sind kalt. Das Wasser ist kälter.
    Rechter Fuß.
    Das eiskalte Wasser.
    Linker Fuß.
    Das Wasser wird deinen Kopf beruhigen.
    Rechter Fuß.
    Das Wasser fühlt sich komisch an.
    Linker Fuß.
    Schlamm.
    Du ziehst dein Bein aus dem Wasser, es ist mit dunklem, sumpfigem Matsch überzogen. Im Halbdunkel sieht dein Fuß aus wie ein Tier, wie etwas Fremdes. Als würde er nicht zu dir gehören.
    Du erschrickst, rutschst von den Sprossen und fällst rückwärts in den See. Den Tümpel. Brauner Schlick schwappt über deinem Gesicht zusammen.
    Du schmeckst den Schlamm, spürst spitze Sandkörner in deinen Augen.
    Du bist versunken. In dem Schlamm. Und der Schlamm, die Brühe lässt dich nicht auftauchen. Du tauchst einfach nicht auf.
    Du schwimmst. Du machst so etwas wie Schwimmbewegungen. Aber du weißt nicht, in welche Richtung. Du bist orientierungslos.
    Der Schlick wird fester.
    Du reibst mit deinem Gesicht über einen Grund.
    Du schluckst die Brühe aus Sand, Algen, Wasser.
    Du stößt dich ab.
    Deine Zähne knirschen.
    Deine Luftröhre schickt einen Hustenreiz an deinen Kopf.
    Du spürst deine Hände im Schlick versinken.
    Du atmest
    einen tiefen Zug Schlamm
    durch die Nase.
    Dein Mund
    füllt sich
    durch die Nase
    mit
    Schlamm.
    Du
    denkst,
    jetzt
    stirbst
    du.
     
    Okay.
     
    Dann findet Benjamin Halt unter seinen Füßen. Er streckt die Beine durch, stößt sich ab, sie sinken ein, aber er steht. Bis zu den Knien in dem schlickigen Untergrund und bis zur Brust in der brackigen Brühe. Aber er steht. Blind vom Sand. Hustend. Würgend. Den Kopf in der Nachtluft.
    »Was macht denn der Idiot da?«
    Fünf Jungs stehen am Rand des Beckens und sehen Benjamin an.
    »Ey, du Idiot, was machst du denn da?«
    »So ein Vollspast. Wie kann man denn hier bei dem Wetter reinspringen.«
    »Ey, du Wichser, raus aus unserem Badesee.«
    »Sag mal, ist der nackt? Oah, wenn der nackt ist. Das ist ja widerlich. Der ist bestimmt so’n Kinderficker. Ey, du Schlammspast. Verpiss dich oder wir treten dir in den

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