Monster
nachdem eigentlich längst alles abgeschaltet ist. Das macht die Figuren sehr menschlich, oder?“ Kai nickte: „Ziemlich menschlich“, bestätigte er. Dann folgte er Kenny, der nun zwischen den Schienen ging und die Taschenlampe auf den Boden richtete, damit auch Kai sah, wo er hintrat. Sie gingen ein ganzes Stück und Kenny wies währenddessen mit der Hand nach links. „Da sind Düsen in der Wand. Die erzeugen eine Art Sturm. Und hier, kommt künstlicher Nebel raus.“ Er blieb plötzlich stehen und richtete den Lichtkegel auf eine Figur vor ihnen, die fast bis zur Decke reichte. Kai stieß einen kurzen Schrei aus und biss sich sofort auf die Lippe. Kenny lachte leise. „Okay, das ist also Graf Dracula. Ich finde, er ist nur so gruselig, weil die Proportionen überhaupt nicht stimmen. Aber egal ... Hauptsache er wirkt.“ Kai sah Kenny zufrieden grinsen. Er sparte sich jeden Kommentar, schließlich war dies ja auch eine Geisterbahn und es gab keinen Grund, sich dafür zu schämen, dass er sich erschreckt hatte.
„ Vorsicht, jetzt geht es etwas bergab. Übrigens ein toller Effekt, wenn man in den Wagen sitzt.“ Kai folgte Kenny in eine Senke hinab, dann blieb dieser plötzlich stehen.
„ Hörst du das?“, fragte er mit flüsternder Stimme. Kai starrte in die Dunkelheit. Ein Frösteln durchfuhr ihn. Vage schüttelte er den Kopf.
„ Doch“, beharrte Kenny und wisperte: „Schreie ... Gekreische ... und Worte, die rückwärts gesprochen werden. Es kommt aus dem Nichts, und dann siehst du das hier!“ Eine Fratze mit weit geöffnetem Mund wurde in grelles Licht getaucht. Ganz kurz nur, aber Kai hatte die Schlangen erkannt, die sich aus der Mundhöhle wanden und die Augen durchbohrt hatten. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
„ Jetzt geht’s rauf“, sagte Kenny nur lapidar und erklomm die Steigung. „Pass auf die Spinnen auf, die hängen ziemlich tief.“ Da der Lichtschein auf den Boden gerichtet war, zog Kai vorsichtshalber den Kopf so weit ein, wie es ihm möglich war. Als ihn etwas an der Wange berührte, stieß er erneut einen Schrei aus und geriet ins Stolpern. Er trat auf eine der Schienen und knickte um, doch eher er stürzen konnte, umfasste Kenny ihn. Die Taschenlampe war zu Boden gefallen und Kai konnte nur schemenhaft Kennys Gesicht sehen. Dafür spürte er ihn umso mehr.
„ Das war nur eine der künstlichen Spinnweben, die im Luftzug die Fahrgäste streifen“, sagte Kenny. Es dauerte etwas, bis Kai begriff, dass er das Gefühl von vorhin gemeint hatte, denn jetzt streifte Kennys Atem seine Wange, und das fühlte sich unheimlich gut an.
„ Du zitterst“, sagte Kenny sanft. Dann beugte er sich hinab und küsste Kai. Das kam so überraschend und doch so ersehnt, dass dieser der forschenden Zunge sofort Einlass gewährte. Warm und weich war der Kuss, erst vorsichtig, dann drängender. Kai genoss es, wie ihre Zungen immer begehrlicher einander umkreisten, Kenny schmeckte unglaublich gut. Kais ganzer Körper schien von einem Feuer ergriffen, das seine Hitze vor allem auf seinen Schritt fixierte. Hart und heiß pochte die Erektion zwischen seinen Beinen und Kai stieß unwillkürlich ein sehnsüchtiges Seufzen aus, als Kenny den Kuss beendete.
„ Lass uns nach oben gehen, da ist der Boden wieder gerade.“ Kenny hob die Taschenlampe auf und wies den Weg.
Kai konnte kaum gehen, so drängend presste sich sein geschwollenes Glied gegen den Hosenschlitz.
Als sie oben angekommen waren, sah Kai im Schein der Lampe eine Mumie, die lässig in einer Ecke stand. Eine zweite hing von der Decke, wie Kai erst erkannte, als Kenny ihn darauf aufmerksam machte. Ihre bandagierten Hände griffen nach unten in Richtung der Fahrgäste und Kai konnte sich gut vorstellen, wie sehr man geschockt war, weil man damit wohl nicht rechnete, nachdem man die erste Mumie gerade hinter sich gebracht hatte.
„ Sie redet zu den Leuten. Das sollen angeblich ägyptische Flüche sein. Aber ich glaube, es ist nur ein Wetterbericht auf Arabisch. Und obwohl sie praktisch mein Nachbar ist, könnte ich dir jetzt nicht sagen, was sie da immer vor sich hinmurmelt.“
„ Sie ist dein Nachbar?“, fragte Kai verwundert.
Kenny ging ein Stück weiter, in Richtung der mit Monstern bemalten Tür, die wohl nach draußen führte. Dann betrat er eine kleine Nische, die noch ein Stück vor der Tür lag.
„ Dies ist mein Platz. Hier stehe ich, mit dem Gesicht zur Wand und vor der Brust verschränkten Armen, damit man meine
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