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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Getriebe. Woran arbeitest du jetzt?«
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte sie.
    »Das kleine Menschenkind befaßt sich mit Gnade, Sir«, sagte der Engel ungeduldig. »Und mit Gerechtigkeit. Und mit Schuld.«
    »Gnade? Und Gerechtigkeit? Interessante Konzepte. Im Grunde würdig, sofort realisiert zu werden, anstatt eine lange Evolution zu durchlaufen. Mit Schuld würde ich meine Zeit indessen nicht vergeuden. Dennoch bin ich zuversichtlich, daß du dich durch die Permutationen arbeitest und dein Ziel schließlich erreichst…«
    »Ich bin da weniger zuversichtlich«, sagte sie. »Vieles von dem, was man mich gelehrt hat, ergibt nämlich keinen Sinn.«
    »Das liegt in der Natur der Sache. Wenn ein Ereignis eintritt, wird es zuerst kognitiv erfaßt. Dann wird eine Regel aufgestellt, die als Maßstab für alle nachfolgenden Ereignisse gilt. Sehr kleine Entitäten funktionieren nach diesem Prinzip. Während diese Information weitergegeben wird, treten jedoch neue Ereignisse ein, auf welche die alte Regel sich nicht mehr anwenden läßt. Schließlich hört die Intelligenz auf, Regeln zu erstellen und entwickelt statt dessen ein Verständnis für den Fluß.«
    »Ich habe gelernt, daß die ewigen Wahrheiten…«
    »Welche denn?« fragte Gott lachend. »Wenn es welche gäbe, müßte ich es wohl wissen! Ich habe ein Universum erschaffen, das auf Veränderung beruht, und eine Sehr Kleine Entität will mir etwas von ewigen Wahrheiten erzählen!«
    »Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Es ist nur so, wenn es keine Wahrheiten gibt, woran sollen wir uns dann halten?«
    »Schon gut. Ich erschaffe keine Dinge, die meinen Vorstellungen zuwiderlaufen. Was die Wahrheit betrifft, so ist das wahr, was geschrieben steht. Jede Entität ist ein Ausdruck meiner Intention. Steine. Sterne. Sehr kleine Entitäten. Das ist der Lauf der Dinge. Das Problem ist nur, daß Sehr Kleine Entitäten Bücher schreiben, die den Steinen widersprechen; dann behaupten sie, ich hätte die Bücher geschrieben und die Steine würden lügen.« Er lachte. Das Universum erzitterte. »Sie stellen Verhaltensregeln auf, die zu befolgen nicht einmal die Engel imstande sind und sagen dann, ich hätte sie aufgestellt. Ich fühle mich geehrt.« Er lachte glucksend. »›Oh, diese Worte sind ewig‹, sagen sie, ›also muß Gott sie geschrieben haben.‹«
    »Herrscher des Universums«, meldete der Engel sich. »Die Konferenz bezüglich des Arbai-Fiaskos…«
    »Ach ja«, sagte Gott. »Ein schönes Beispiel. Hier habe ich völlig versagt. Wollte etwas Neues ausprobieren, aber sie waren zu gut für diese Welt, du verstehst?«
    »Genau das ist es doch, was du willst«, erwiderte sie. »Daß wir gut sind!«
    Er klopfte ihr auf die Schulter. »Aber auch nicht zu gut. Ein Messer muß eine scharfe Klinge haben, meine Liebe. Sonst schabt es nur auf der Oberfläche herum, ohne etwas zu bewirken…«
    »Herrscher des Universums«, ertönte neuerlich die gereizte Stimme des Engels. »Sehr Kleine Entität, du hältst Gott von der Arbeit ab.«
    »Wie du dich erinnerst«, sagte Gott, »wußte ich zwar nicht, daß dein Name Marjorie ist, aber ich wußte, wer du wirklich bist…«
    »Marjorie«, sagte der Engel.
    »Mein Gott, Marjorie!« Sie wurde unsanft an der Schulter gerüttelt.
    »Vater James«, sagte sie stöhnend und nicht im geringsten überrascht. Sie lag auf dem Rücken und schaute auf die Blätter über ihr, auf denen das Sonnenlicht tanzte.
    »Ich dachte schon, er hätte Sie umgebracht.«
    »Er hat mit mir gesprochen. Er hat mir gesagt…«
    »Ich dachte, der verdammte Kletterer hätte Sie umgebracht!«
    Sie setzte sich auf. Der Kopf schmerzte. Sie fühlte sich benommen.
    »Sie müssen mit dem Kopf aufgeschlagen sein.«
    Sie erinnerte sich an die Konfrontation auf der Plattform und den Sturz über das Geländer. »Hat dieser junge Mann mich runtergeworfen?«
    »Er hat Sie geschlagen, und Sie sind abgestürzt.«
    »Wo ist er? Wo sind sie?«
    »Ein Fuchs hat sie in ein Arbai-Haus gesperrt. In dem Moment, als Sie fielen, kam er brüllend aus dem Wald. Er ist noch hier draußen, aber ich sehe ihn nicht. Er kam in Begleitung von zwei anderen. Sie haben mich zu Ihnen gebracht.«
    Mühsam stand sie auf, wobei sie sich an einer knorrigen Wurzel hochzog, und starrte ungläubig auf die Plattform hoch über sich. »Diesen Sturz hätte ich eigentlich nicht überleben dürfen.«
    »Sie sind auf einen elastischen Ast gefallen. Dann sind Sie von einem Ast zum anderen in die Tiefe gestürzt

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