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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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habe immer die Messe besucht, die Beichte abgelegt und Buße getan. Ich habe gute Werke vollbracht. Ich bin meinen Kindern eine liebevolle und treusorgende Mutter gewesen, auch wenn sie es mir manchmal schwergemacht haben. Ich habe nach Kräften versucht, meinen Mann zu lieben. Ich habe schon an Selbstmord gedacht, aber dann habe ich diesen Gedanken wieder verworfen. Ich habe ein anständiges Leben geführt…
    Scheiß drauf.
    Hier möchte ich leben. Selbst wenn es mich das Leben kostet. Wenn es eine Aufgabe für eine Sehr Kleine Entität gibt, dann ist es die Bekämpfung der Pest. Das hat absoluten Vorrang. Wir brauchen Zeit, um die Antwort zu finden. Die Pest ist das einzige, was wichtig ist. Wir finden ein Gegenmittel und sorgen dafür, daß Heiligkeit es nicht unter Verschluß hält. Und wenn wir das geschafft haben… dann wenden wir uns anderen Dingen zu. O Gott, mach, daß Er zu mir spricht. Ich möchte, daß Er zu mir spricht.
     
    Rigo: Diese verdammte Lanze ist schlecht ausbalanciert. Der Schwerpunkt müßte weiter hinten liegen; dann wäre sie besser zu führen. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, daß ich mich so lausig fühle. Krank und schlapp. Eigentlich sollte ich noch im Rollstuhl sitzen und mich von hübschen Krankenschwestern umsorgen lassen. Statt dessen trödele ich hier im Gelände herum. Wo bin ich überhaupt? Was, zum Teufel, hat mich hierher verschlagen? Nun, schließlich hat mich niemand gezwungen. Ich bin der einzige, der jemals gegen ein Hippae gekämpft hat. Ich bin der einzige, der ihnen beikommen kann. Zuerst die Beine. Dann den Kopf. Beine abtrennen, Kopf ab, und dann soll der Kadaver verfaulen.
    Ich bin noch nicht wieder auf dem Damm. Die Beine gehorchen mir nicht so recht. Sie sind schwach, als ob ich Muskelschwund hätte. Heute wird vielleicht jemand sterben. Möglicherweise erwischt es mich. Lieber mich als Marjorie oder Tony. Sie sind nicht solche Narren, wie ich einer bin.
    Wenn ich sterbe, dann ist sie frei. Kann tun und lassen, was sie will. Sylvan. Schau sich einer den an. Hat noch nie auf einem Pferd gesessen und reitet wie ein Alter. Nun, im Grunde ist es auch das gleiche: Beinarbeit, Körperhaltung.
    Wenn ich getötet werde, wird sie dann zu ihm gehen?
    Schließlich hatte ich auch Eugenie. Arme Eugenie. Verdammt. Ich wünschte, sie hätte überlebt. Schöne Eugenie. Hatte nichts im Kopf, verstand es aber, ein behagliches Ambiente zu schaffen. Keine Ambitionen. Keine Unschuld vom Lande. Keine hochgesteckten Erwartungen. Intellektuell unbedarft. Trotzdem hatte sie keinen solchen Tod verdient.
    Falls sie wirklich tot ist. Mein Gott. Vielleicht ist sie noch am Leben. Vielleicht haben die Hunde oder die Hippae sie entführt, wie sie auch Stella entführt hatten…
    Vergiß es! Die Pest ist das einzige, was im Moment zählt. Wir müssen verhindern, daß Commons überrannt wird, bis wir die Antwort haben. Wir werden eine Antwort finden. Die Menschheit wird eine Antwort finden! Bisher haben wir es noch immer geschafft, wenn auch in letzter Minute. Gott wird intervenieren. Und dann wird Marjorie zu mir zurückkommen. Das hat sie immer getan. Egal, was geschehen ist…
     
    Sylvan: Das muß man ihm lassen. Noch keinen Tag aus dem Bett, nachdem die Reittiere ihn fast getötet hätten, und er ist wieder in Aktion. Er beobachtet mich. Ich weiß, woran er jetzt denkt. Wenn er getötet wird, bekomme ich Marjorie. Der Narr. Wenn er getötet wird, macht Marjorie, was sie will. Aber ohne mich. Ich krieg das nicht auf die Reihe. Bisher habe ich jede Frau bekommen, die ich wollte, aber bei ihr beiße ich auf Granit. Ich bin der Narr. Ich habe sie für eine von uns gehalten. Wie lautet der terranische Ausdruck? Vergnügungssüchtig. Hedonistisch. Woran sollen wir auch sonst denken, wenn nicht an unser Vergnügen? Die verdammten Hippae lassen es ja nicht zu, daß wir uns mit anderen Dingen beschäftigen. Sie haben uns versklavt. Wir sind ihre Marionetten…
    Schau sich einer Marjorie an! Wie eine Königin! Von edler Gestalt, und sie reitet dieses Ding, als ob sie eins mit ihm wäre. Das Ding! Haha. Pferd. Es ist ein Pferd. Sie geben leise Geräusche von sich, wenn man sie streichelt, und schauen einen dabei lieb an. Dieses hier, Her Majesty, tut alles, was ich von ihm verlange. Fast wie eine Frau. Ein Pferd. Kein Hippae.
    Tony beobachtet mich auch. Er mag mich nicht. Zuerst dachte ich, es sei wegen Marjorie, aber das ist nicht der Grund. Ich muß ihn irgendwie reizen. Meine Allüren. Meine

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