Monströse Welten 1: Gras
vergessen hatte. Die anderen waren ihm unbekannt. Die Gesichter glichen Masken. Sie waren auf Symbole reduziert worden. Ihrer Persönlichkeit beraubt.
Er war noch ein paar Meter von den Hippae entfernt, als sie versuchten, sein Bewußtsein zu manipulieren. Er stieß ein Geheul aus, und sie zogen sich zurück. Mit einem Fingerschnippen aktivierte er das Messer und trieb Octavo an. Er fiel in einen langsamen Trab. Das graue Hippae stieg auf die Hinterhand. Octavo galoppierte frontal auf das Ungeheuer zu und schwenkte im letzten Moment nach rechts, während Rigo dem Hippae mit der feurigen Klinge die Reißzähne abschnitt. Damit hatte es nicht gerechnet!
Nummer eins!
Im gestreckten Galopp jagte Octavo am Fuß des Hügels entlang. Drei Hippae tauchten aus dem Sumpf auf und versuchten ihn abzufangen. Fluchend stemmte Rigo die Lanze in die rechte Achselhöhle und brachte den Speer in eine waagrechte Position. Die Laserklinge erwischte den ersten Angreifer unterhalb der Schultern. Das Bein war verletzt; das Hippae ging in die Knie, und die beiden anderen ergriffen schreiend die Flucht.
Nummer zwei.
Sylvan war hinter ihm. Her Majesty galoppierte auf die Hippae zu. Er sah, wie Rigo die Lanze ausrichtete und folgte seinem Beispiel. Er erinnerte sich, daß es im Augenblick nur darum ging, die Kreaturen in Bewegung zu halten und sie nicht unbedingt zu töten. Nur wenn es sich nicht vermeiden ließ. Er stach mit der Lanze auf ein grün gesprenkeltes Hippae ein und hörte sein schmerzerfülltes, wütendes Bellen. Dann war er an ihm vorbei. Er warf einen Blick über die Schulter und sah, daß das grüne Monster ihn verfolgte. Na schön. Er neigte die Lanze, beugte sich über den Hals des Pferdes und flüsterte ihm zärtliche Worte ins Ohr, wie er es immer bei seinen Geliebten getan hatte. Er fand nichts dabei, nun auch Her Majesty damit in Wallung zu bringen.
Rowena ritt hinter Sylvan. Allerdings imitierte sie seine Taktik etwas zu spät, als daß sie den weiten Bogen hätte reiten können, den er beschrieben hatte. Erst als sie die Lanze in die Kehle einer schreienden, lehmfarbenen Kreatur stieß, wurde ihr wieder bewußt, daß ihr Auftrag nicht Angriff, sondern Flucht lautete. Millefiori hatte das bereits erkannt. Sie wirbelte auf der Hinterhand herum und folgte den anderen. Das lehmfarbene Monster torkelte hinter ihnen, wurde aber schnell von den beiden anderen unverletzten Hippae abgehängt.
Nummer drei, sagte Marjorie sich. Die drei Pferde wurden von vier Hippae verfolgt, von denen zwei zumindest angeschlagen waren. Doch drei weitere lauerten schon auf sie und Tony. Der kleine Tony war ganz blaß. So sah er immer aus, wenn er ritt. Ängstlich. Aber er verdrängte die Furcht.
»Anthony!« schrie sie ihm ins Ohr. »Mir nach!«
Sie aktivierte das Messer und steckte im Geiste einen Kurs ab, der sie vor die beiden übrigen Hippae setzen würde. Das dritte folgte in einiger Entfernung, als ob es einen Hinterhalt plante. »Behalte es im Auge«, rief sie und deutete auf die bordeauxrot getupfte Bestie, die halb von den Bäumen verborgen wurde.
Tony rief etwas, aber sie verstand ihn nicht. Dann kreuzte Quixote den Pfad der beiden Hippae. Sie griffen mit gedrehten Köpfen an, um die Widerhaken ins Spiel zu bringen. Marjorie ließ die Lanze in die linke Hand gleiten, wie sie es bei den anderen gesehen hatte. Dann bestrich sie die Hippae mit der Klinge. Sie jaulten auf. Marjorie trieb Quixote den Hügel hinauf.
Tony war noch unten. Er richtete die Lanze aus und griff das letzte Hippae an, aber die Bestie hielt sich außerhalb seiner Reichweite. Andererseits war sie so nahe, daß sie Tony bei einem Fluchtversuch eingeholt hätte.
Marjorie schaute sich um. Die zwei Hippae, die sie touchiert hatte, waren nur leicht verletzt. Sie standen allerdings unter Schock und stellten im Augenblick keine Gefahr dar. Sie riß Quixote auf der Hinterhand herum. »Komm!« rief sie und ritt auf das Monster zu, das Tony bedrohte. Hinter der Bestie befand sich ein ebener Geländeabschnitt.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und das Blut rauschte in den Ohren, so daß sie nicht einmal mehr den Hufschlag hörte. Sie nahm die Lanze in die linke Hand. Die Distanz zum Hippae verringerte sich zusehends. »Wir springen«, sagte sie zu Don Quixote. »Wir springen über ihn hinweg, Junge.« Und schon stieß Quixote sich vom Boden ab, und in hohem Bogen sprangen sie über das Monster hinweg, während Marjorie mit der Lanze zustach.
Sie landeten auf einer
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