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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Insel, die gerade so groß war, daß Quixote ohne Schwierigkeiten zum Stehen kam. Dann setzte er zu einem weiteren Sprung an, der sie über den Tümpel auf den festen Boden am Fuß des Hügels brachte. Tony wartete bereits auf sie und schaute verständnislos auf das niedergestreckte Hippae, dem der Geifer aus dem Maul troff. Die beiden verwundeten Artgenossen trotteten mit staksigem Gang zu ihm hin.
    Nummer vier.
    »Anthony!« rief sie im Vorbeireiten. »Komm, Blue Star!«
    Wenn der Reiter sie schon nicht hörte, reagierte wenigstens das Pferd. Quixote preschte die Anhöhe hinauf, dicht gefolgt von Blue Star. Die verwundeten Hippae fielen zurück. Als sie sich einen gewissen Vorsprung verschafft hatten, wandte Marjorie sich nach Süden. Blue Star lag fast gleichauf mit Quixote. Sie riskierte einen Blick auf Tony. Er sah fast so aus wie Shevlok; sein Gesicht war bleich und ausdruckslos. Sie brachte Quixote neben Blue Star, bis sie in einem Abstand von wenigen Zentimetern nebeneinanderher galoppierten. Dann beugte sie sich hinüber und schlug Tony mehrmals mit dem Handschuh ins Gesicht.
    Unvermittelt kam er wieder zu sich. Tränen stiegen ihm in die Augen. »Ich konnte nicht mehr klar denken«, rief er. »Sie sind in mein Bewußtsein eingedrungen.«
    »Wehr dich dagegen!« rief sie. »Schrei es an. Beschimpfe es. Aber wehr dich!«
    Vielleicht eine halbe Meile voraus galoppierten Octavo und die beiden Stuten Seite an Seite über den Hügel, verfolgt von vier Hippae.
    »Los«, rief Marjorie und wies nach halbrechts. »Wir werden sie abfangen.«
    Sie beugte sich nach vorn. Anstatt den Hügel hinaufzureiten, ritten Rigo, Sylvan und Rowena an seinem Fuß entlang. Auf diese Art würden sie zwei bis drei Stunden zum Tor benötigen, wenn sie das bisherige Tempo beibehielten. Wenn sie und Tony jedoch ein Stück den Hügel hinaufritten und sich dann nach Westen wandten, müßten sie die anderen erreichen, kurz nachdem sie den südlichen Scheitelpunkt ihrer Route passiert hatten. Im gestreckten Galopp stoben Quixote und Blue Star nebeneinanderher, wie siamesische Zwillinge. Sie wurden von den schreienden Hippae mit den marionettenartigen Reitern verfolgt. Sie waren nicht schnell genug, um eine unmittelbare Gefahr darzustellen; außer Gefecht gesetzt waren sie indessen noch lange nicht: Weil das Lasermesser die Schnittverletzungen gleichzeitig ausgebrannt hatte, hielt der Blutverlust sich in Grenzen. Sie würden sich bald wieder erholt haben.
    »Sie versuchen noch immer, sich in mein Bewußtsein zu drängen«, rief Tony. »Ich sage ihnen, sie sollen heimgehen.«
    Sie lächelte ihn an und nickte aufmunternd. Es war egal, was er tat, solange es nur half. Sie hingegen spürte keine derartigen Manipulationsversuche. Sie spürte wohl etwas, aber es waren keine Hippae. Etwas anderes. Jemand anderes.
    »Deine bösen Artgenossen hast du doch auch nicht getötet«, sagte eine Stimme mit verwundertem Unterton. »Weshalb tötest du dann unsere?«
    »Weil ich sie gefesselt und daran gehindert habe, noch jemandem Schaden zuzufügen«, erwiderte sie. »Bei diesen Kreaturen ist das aber nicht möglich.«
    »Du könntest dir etwas einfallen lassen«, schlug die Stimme vor.
    »Nein!« sagte sie zornig. »Das sagt mir jeder. Aber es geht nicht. Sonst hätte ich schon längst eine Lösung gefunden. Wenn man nicht imstande ist, ein Problem zu lösen, liegt es daran, daß man keine Zeit, kein Geld oder keine Hilfsmittel zur Verfügung hat. Oder man ist einfach zu dumm, oder es gibt wirklich keine Lösung.«
    Sie glaubte ein Seufzen zu hören und eine Liebkosung zu verspüren.
    »Verdammt«, rief sie. »Begreifst du denn nicht, daß theoretische Antworten wertlos sind, wenn sie nicht in die Praxis umgesetzt werden?«
    Die Stimme verstummte schockiert. Tony starrte sie an. »Was war denn das?« fragte er.
    »Nichts«, murmelte sie und konzentrierte sich auf den Ritt. »Es war gar nichts.« Der Boden flog nur so unter ihnen dahin. Die Sättel knarrten. Sie preschten durch Grasinseln. Gestrüpp tauchte unvermittelt vor den Pferdehufen auf. Felsbrocken und Bodenvertiefungen flogen an ihnen vorbei. Das Hippae-Duo war ihnen noch immer auf den Fersen. Sie hatten alles Zeitgefühl verloren. Die Vergangenheit bedeutete nichts, die Zukunft alles. Tony war noch immer vollauf damit beschäftigt, die Übernahmeversuche der Hippae abzuwehren; vor lauter Anstrengung hatte er schon ganz glasige Augen. Die Ruhe, von der Marjorie erfüllt war, übertrug sich auch auf

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