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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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werden vielleicht abgehört«, flüsterte Marjorie Rigo ins Ohr, nachdem der Posten die Tür geschlossen hatte.
    Er nickte. »Ich glaube, Mainoa hatte recht«, sagte er laut. »Ich glaube, dieser obskure Bruder war ein Moldy. Vielleicht hat er schon vor Wochen das Virus eingeschleppt. Wahrscheinlich haben die Einwohner der Stadt sich damit infiziert. Ich glaube, wir sollten von diesem Planeten verschwinden, Marjorie. So bald wie möglich.« Er schüttelte müde den Kopf. Mehr als diese Halbwahrheiten fielen ihm nicht ein. Vielleicht genügte das aber schon, den Hierarchen so in Angst und Schrecken zu versetzen, daß er das Feld räumte.
    Rigo setzte sich hin, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Marjorie setzte sich neben ihn. Der Raum war angefüllt mit ungesagten Dingen und der Erinnerung an das, was bereits ausgesprochen worden war. Beim Anblick seines müden Gesichts verspürte sie ein indifferentes Mitleid, wie sie es oft für die Menschen in Breedertown empfunden hatte. Und nun war sie ihm auch keine größere Hilfe als sonst.
    Rigo hatte die Augen zu Schlitzen verengt. Er fragte sich, ob es nicht schon zu spät war. Zu viel war bereits geschehen. Eugenie. Stella. Die unbegründeten Anschuldigungen gegen Marjorie. Er hätte es besser wissen müssen. Wenn er überhaupt etwas von ihr wußte, dann das, daß sie keine derartigen Gelüste verspürte. Weshalb hatte er ihr also Vorhaltungen gemacht?
    Weil er ihr welche machen wollte.
    Und nun? War es zu spät, ihr etwas zu verzeihen, das sie nie getan hatte?

 
18
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    In dir Baumstadt der Arbai saßen zwei Männer der Kirche in der milden Abendbrise und labten sich an Früchten, die Füchse von den umgebenden Bäumen gepflückt hatten. Ein Fuchs war geblieben und schlemmte mit.
    »Wie Pflaumen«, befand Vater James. Am Vormittag hatten die Füchse ihn in der Stadt abgesetzt. Vater Sandoval hatte es abgelehnt, mitzukommen. Bruder Mainoa hielt sich schon länger in der Stadt auf; es war eine anstrengende Reise gewesen, von der er sich noch nicht erholt hatte. Nun lehnten die Brüder an der Brust des Fuchses, wie in einem plüschigen Ohrensessel, wobei Vater James sich zum wiederholten Mal ins Gedächtnis rief, daß die Füchse real waren – weder Träume noch amorphe Visionen, weder Abstraktionen noch Trugbilder. Nur fiel es ihm schwer, etwas für real zu halten, das er nicht richtig sah. Hin und wieder erhaschte er einen Blick auf eine Pfote oder Hand, ein Auge, ein diffuses Bein oder einen Rücken. Beim Versuch, das Wesen in seiner Gesamtheit zu erkennen, überanstrengte er die Augen und bekam Kopfschmerzen. Resigniert gab er es auf. Bald würde sich ohnehin etwas tun, auf die eine oder andere Art.
    »Chamäleons«, flüsterte Bruder Mainoa. »Psychische Chamäleons. Die Hippae beherrschen das auch, aber nicht so gut.«
    Vater James’ Lippen zitterten. »Finden Sie nicht auch, daß diese Frucht nach Pflaume schmeckt? Obwohl das Fruchtfleisch eher an Birne erinnert. Klein und fest.«
    »Frühobst ist immer klein«, erwiderte Bruder Mainoa flüsternd. »Die Sommer- und Herbstfrüchte sind größer, sogar von diesen Bäumen.« Er klang zufrieden, aber auch sehr schwach.
    »Dann tragen sie öfter als nur einmal pro Jahr?«
    »O ja«, murmelte Mainoa. »Sie tragen durchgehend, bis zum Spätherbst.«
    Auf einer Brücke, die von der Plaza wegführte, tanzte Janetta bon Maukerden und summte dabei vor sich hin. Mit einem Anflug von Neugier sah Dimity bon Damfels ihr von der Plaza aus zu. Sie hatte den Daumen in den Mund gesteckt. Stella befand sich mit Rillibee in einem Haus direkt an der Plaza. Die beiden Männer hörten seine Stimme.
    »Nimm die Frucht in die Hand, Stella. Gut. Jetzt beiß rein. Gutes Mädchen. Wisch dir den Mund ab. Gutes Mädchen. Nun noch einen Bissen…«
    »Er ist sehr geduldig«, flüsterte Bruder Mainoa.
    »Die Geduld braucht er auch«, murmelte Vater James. »Bei dreien!«
    »Die armen Mädchen«, sagte Vater James dann. »Wir unterstützen ihn, solange wir hier sind. Das ist das mindeste, was wir tun können.« Er überlegte einen Moment und fügte hinzu: »Falls wir überhaupt lange genug hier sind.«
    Eine Gruppe Schatten-Arbai kam auf sie zu und ging mitten durch sie hindurch, wobei ein gutturaler Redeschwall über ihnen zusammenschlug. Dann waren sie fort. Ein purpurn und diamantblau gefiedertes Wesen stob unter

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