Monströse Welten 1: Gras
Sumpfwald, die Stadt oder sonst etwas zu vernichten, wenn ihm danach wäre. Vater James wird Sie vielleicht begleiten, wenn er sich dazu in der Lage fühlt.«
»Stella würde ich auch gern mitnehmen«, sagte Rillibee mit gesenktem Blick.
Seufzend wandte Marjorie sich ab. Stella lag noch immer im Notkrankenhaus, wenn sie auch nicht mehr im Reha-Tank steckte. »Haben Sie sie schon gesehen, Rillibee?«
»Ich bin bei ihr gewesen, bevor ich herkam.«
»Sie ist nicht… sie ist nicht mehr sie selbst.«
»Sie ist wie ein Kind«, bestätigte Rillibee. »Ein liebes Kind.«
»Und welche Verwendung hätten Sie denn für das liebe Kind?« fragte Rigo lauernd.
Rillibee straffte sich; gerade aufgrund seiner schlanken, drahtigen Statur strahlte er in diesem Moment eine gewisse Würde aus. »Ich habe nicht vor, sie zu belästigen, wenn Sie das meinen. Hier ist sie nicht sicher. Das gilt übrigens für Sie alle. Aber im Gegensatz zu Ihnen ist Stella nicht in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen. Mit derselben Begründung möchte ich auch Dimity und Janetta mitnehmen. Wenn die Hippae ihre Identität zerstört haben, können die Füchse sie vielleicht wiederherstellen.«
»Warum nicht?« sagte Marjorie. »Wenn Rowena und Geraldria damit einverstanden sind, daß Sie ihre Töchter mitnehmen, soll es mir auch recht sein. Sie müssen sie noch fragen, aber was mich betrifft, dürfen Sie Stella mitnehmen.«
»Marjorie!« rief Rigo erzürnt.
»Schrei mich nicht an, Rigo«, sagte sie in einem Ton, den er noch nie bei ihr gehört hatte. »Denk doch mal nach! Du zeigst schon wieder diese Reflexe von übertriebenem Stolz und Männlichkeitswahn.«
»Sie ist meine Tochter!«
»Sie ist auch meine Tochter, aber sie hat ihre Persönlichkeit verloren. Sie erkennt mich nicht mehr. Ihre Aktivitäten beschränken sich darauf, einen Ball gegen die Wand zu werfen. Was willst du denn mit ihr machen? Sie nach Terra zurückschicken und einen Babysitter für sie engagieren?«
»Dieser… dieser…« Er wies auf Rillibee.
»Dieser junge Mann«, präzisierte sie, »wurde von Heiligkeit mißbraucht, wie wir alle. Dieser junge Mann verfügt über etliche Begabungen und Fähigkeiten. Was ist mit ihm?«
»Traust du ihm etwa…«
»Ich traue ihm nicht annähernd das zu, was die Hippae ihr schon angetan haben«, rief sie unter Tränen. »Du hast es doch zugelassen. Er wird sie besser behandeln, als wir es getan haben, Rigo! Besser als ihr Vater und ihre Mutter. Ich vertraue ihm.«
»Ich werde gut auf sie aufpassen«, versprach Rillibee, der sich während dieser Auseinandersetzung im Hintergrund gehalten hatte. »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Im Moment gibt es nur einen sicheren Ort auf Gras, und das ist die Baumstadt.«
Rigo schwieg. Marjorie sah ihn nicht an. Sie wollte ihn auch nicht ansehen und legte keinen Wert auf einen weiteren Streit. Per Telly informierte sie Geraldria und Rowena von Rillibees Angebot und empfahl ihnen, es anzunehmen. Sie drehte sich um und sah Rigo vor sich. »Ja?« fragte sie ungeduldig.
»Ja«, erwiderte er, als ob er ihr einen Gefallen erwiesen hätte. »Ich bin einverstanden. Dort ist sie fürs erste am besten aufgehoben.«
Sie versuchte, sich ein Lächeln abzuringen. »Ich hoffe, daß ich richtig gehandelt habe, Rigo. Ich möchte auch einmal etwas richtig machen.«
Darauf erwiderte er nichts. Er drehte sich um und ging auf sein Zimmer. Sie versuchte wieder einzuschlafen, aber es gelang ihr nicht. Als sie im Morgengrauen vom Seraphen und seiner Truppe abgeholt wurden, erfuhr sie von Rigo, daß er auch nicht geschlafen hatte.
Sie ließen ihnen kaum Zeit zum Anziehen. Vielleicht war es nur Einbildung, aber sie hatten den Eindruck, daß sie nicht mehr mit der gleichen Höflichkeit wie zuvor behandelt wurden. Als sie in die Kabine des Hierarchen gebracht wurden, befanden sich bereits zwei Personen dort. Beim Anblick der ersten Gestalt umklammerte Rigo Marjories Arm. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich, als sie die zweite Person erkannte.
»Admit!« rief sie, wobei sie sich bemühte, erfreut zu klingen. »Rigo, das ist Admit Maukerden. Ich bin wirklich froh, daß Sie das Feuer auf Opal Hill überlebt haben. Sebastian und Persun haben nach Überlebenden gesucht, aber Sie waren nicht dabei.«
»Mein Name ist Admit bon Maukerden«, korrigierte er.
»Ein bon? Jerril bon Haunser sagte mir, Sie seien ein entfernter Verwandter«, sagte sie verwundert.
»Mein Auftrag lautete, den Grund Ihrer Anwesenheit auf Gras
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