Monströse Welten 1: Gras
hat doch sicher auf Gras hergestellte Lebensmittel gegessen, Wasser von Gras getrunken und die Luft von Gras geatmet, nicht wahr?«
»Sicher.« Er nickte und zeigte auf die vor ihnen sitzenden Männer. »Die Quarantänekapseln sind zwar hermetisch dicht, aber die Insassen müssen schließlich versorgt werden.«
Ein Gedanke ging ihr im Kopf herum, aber sie stellte keine weiteren Fragen.
Sie wurden von einer Gruppe Soldaten zur Polizeistation zurückgebracht. »Es gibt genug Soldaten auf diesem Schiff, um den ganzen Planeten zu kontrollieren«, sagte Marjorie zu Roald Few.
»Falls sie das überhaupt vorhaben«, relativierte Rigo.
»Was sagst du denn dazu?« fragte Roald mit einem Seitenblick auf den Bürgermeister, seinen Schwiegersohn.
»Ich glaube, der Hierarch ist sich nicht schlüssig«, erwiderte Rigo. »Wenn ich der Hierarch wäre, würde mein nächster Schritt darin bestehen, Wissenschaftler nach Gras zu entsenden.«
»Hätte er Ihnen das nicht gesagt?« fragte der Bürgermeister.
Marjorie stieß ein freudloses Lachen aus. »Wir gehören nicht zu den Geheiligten, Bürgermeister Bee. Er mag uns nicht und vertraut uns auch nicht. Womöglich bringt er niemandem Sympathie und Vertrauen entgegen. Er wird uns abschöpfen, ohne jedoch eine Gegenleistung zu erbringen.«
»Cleverer Bursche«, bemerkte Alverd Bee. »Sein Mißtrauen gegenüber uns Commoners ist durchaus begründet. Wir empfinden auch keine Sympathie für Heiligkeit. Von mir aus soll er an der Pest verrecken.«
»Wenn sein Brief publik wird, wird er sich das vielleicht auch wünschen«, sagte Marjorie. »Bis dahin machen wir einfach weiter und führen ihn an der Nase herum.«
Dieser Option wurden sie jedoch schnell beraubt. Wissenschaftler von Heiligkeit trafen auf Gras ein, besetzten das Krankenhaus und bauten ihre eigenen mysteriösen Apparaturen auf.
»Es spielt keine Rolle, was sie herausfinden«, sagte Marjorie zu Rigo. »Solange Dr. Bergrem zu den gleichen Resultaten gelangt.«
»Es wäre besser, wenn sie es zuerst herausfindet«, wandte Rigo ein, nahm Marjorie am Arm und bugsierte sie in eine ruhige Ecke. »Wir müssen unsere Antworten abstimmen für den Fall, daß der Hierarch uns noch einmal befragt. Das gilt auch für die Einwohner von Commons.« Sie diskutierten ihre Strategie, zunächst unter vier Augen, dann mit Roald und Alverd. Nachdem sie die Sache geklärt hatten, gingen sie in ihre Räume im Winterquartier zurück, um ein wenig zu schlafen und sich an Kinnys Kochkünsten zu delektieren.
Am späten Abend kam Rillibee aus dem Sumpfwald zurück und weckte die Yrariers. Gähnend und in einen Morgenmantel gehüllt betrat Marjorie Rigos Zimmer. Er saß aufrecht im Bett und Rillibee am Fußende.
»Ich bin gekommen, um Vater James abzuholen«, erklärte er. »Und den anderen Vater, falls er zurückkommt.«
»Was ist denn los, Rillibee?«
»Das wüßte ich auch gern. Die Füchse versuchen ein Problem zu lösen. Es hat mit Ihnen zu tun, Marjorie. Sie haben doch mit den Füchsen gesprochen, nicht wahr?«
»Ja, während der… der Episode.«
»Davon hast du mir nichts erzählt«, sagte Rigo gereizt.
»Ich hatte den Vorgang als eher irreal empfunden«, erwiderte sie ruhig. »Es würde mir schwerfallen, den Inhalt wiederzugeben. Im Grunde war es nur eine bildliche Kommunikation, aber die Füchse haben anscheinend verstanden, daß ich ihnen drohen wollte.«
»Ich glaube nicht, daß es eine Drohung war. Nein. Es handelte sich um etwas anderes. Bruder Mainoa rauft sich die wenigen Haare, die er noch hat, um es herauszufinden. Was auch immer Sie getan haben, es hat eine Änderung in ihrer Einstellung bewirkt. Es gibt Hunderte von Füchsen im Wald, müssen Sie wissen. Alle reden sie durcheinander und wirken überhaupt ziemlich derangiert. Als ob man von einem Schattenrudel umgeben wäre. Man sieht sie nicht. Man geht mitten durch sie hindurch. Aber man hört sie, und das Bewußtsein suggeriert einem, es sei der Wind. Nach einer Weile hält man es nicht mehr aus und wünscht sich, sie würden alle verschwinden…
Wie dem auch sei, sie führen eine intensive Diskussion. Es liegt etwas in der Luft. Ein Fuchs hat nach Ihnen verlangt, Marjorie, aber ich sagte ihm, daß ich nicht wüßte, ob Sie kommen werden. Er wäre auch mit Vater James zufrieden.«
Sehnsüchtig schüttelte Marjorie den Kopf. »Ich muß hierbleiben. Wenn ich mitginge, würde der Hierarch Verdacht schöpfen. Er hat tausend Bewaffnete, und er würde wohl nicht zögern, den
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