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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Sträflinge wohl zu Missionaren machen«, sagte Rigo mit schnarrender Stimme.
    O’Neil fuhr sich über die Stirn. »Oh, ich möchte nicht bestreiten, daß dies durchaus im Sinne des Hüters der Akzeptablen Doktrin gewesen wäre. Sein Name ist Jhamless Zoe, und er dreht bald noch durch, weil wir den Planeten nicht für Heiligkeit gewinnen, und sei es mit Gewalt. Und wenn der Hierarch ihm Mäßigung befiehlt oder mit Demission droht, wird er nur noch irrer.« O’Neil wischte sich über die schweißnasse Stirn.
    »Was haben die Brüder denn unternommen, um mit den Aristokraten in Kontakt zu treten?«
    »Sie widmeten sich dem Gartenbau«, erwiderte O’Neil heiser lachend. »Gartenbau! Darin sind sie mittlerweile Experten. Sie haben sogar Berühmtheit erlangt deswegen. Sie sind so bekannt, daß nicht einmal Jhamless es wagte, der Sache ein Ende zu bereiten. Aber deshalb stehen sie immer noch nicht in regelmäßigem Kontakt mit dem Rest des Planeten; sie erfahren nichts. Und die verdammten Aristos lassen uns nicht rein!«
    »Auch nicht, als Sie ihnen gesagt hatten…«
    »Den Bewohnern von Gras geht es doch gut. Wir haben durchaus versucht, ihnen die Problematik zu schildern, aber es hat sie anscheinend nicht interessiert. Sie sind Separatisten, denen die Bewahrung ihrer Privilegien mehr am Herzen liegt als das Allgemeinwohl. Landadel. Oder vielleicht auch nur Pseudo-Adel. Überwiegend europäischer Herkunft und unglaublich stolz auf ihr blaues Blut; sie bilden sich jede Menge darauf ein. Deshalb verweigern sie auch die Genehmigung für einen Tempel oder eine Mission. Nach zehn Generationen auf Gras sind sie so isolationistisch wie nie zuvor… und wunderlicher. Als ob sie Eisenplatten vorm Kopf hätten! Sie wollen keinen Kontakt mit Wissenschaftlern. Sie wollen sich nicht bekehren lassen. Sie wollen keinen Besuch! Außer vielleicht von einem wie Ihnen…«
    »Heiligkeit hat doch eine Flotte«, konstatierte Rigo. Diese Tatsache mißfiel ihm zwar, aber so war es nun einmal. Die planetarischen Regierungen waren isoliert und engstirnig und kokettierten noch damit. Nachdem einmal ein Ventil für den Bevölkerungsüberschuß geöffnet worden war, hatte Heiligkeit alles getan, um eine weitere Expansion zu unterbinden. Das Dogma verbot nämlich eine so weite Verbreitung der Menschheit, daß sie sich der Missionierung und Kontrolle entzog. Die Erforschung des Weltraums war zum Erliegen gekommen, desgleichen die Entwicklung in Wissenschaft und Kultur. Obwohl die Militärtechnik bereits seit mehreren Jahrhunderten stagnierte, unterhielt Heiligkeit als einziger Machtfaktor eine interstellare Truppe.
    Sender O’Neil stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wir haben alles gründlich durchdacht. Wenn wir Truppen hinschicken würden, könnten wir den Grund nicht geheimhalten, jedenfalls nicht für lange. Dann wäre nämlich der Teufel los. Wir dürfen nicht einmal daran denken, bis wir etwas Konkretes in der Hand haben. Bitte. Was Sie auch von uns halten mögen, glauben Sie uns dieses eine Mal! Wir haben für alles Computermodelle erstellt. Unsere besten Leute haben es immer wieder überprüft. Meldungen über die Pest und eine militärische Intervention würden eine Katastrophe auslösen! Haben Sie schon von den Moldies gehört?«
    »Eine Art Weltuntergangs-Sekte, nicht wahr?«
    »Eher das Ende des Universums. Aber es stimmt, sie sehnen sich nach dem Ende der Welt, der menschlichen Zivilisation. Sie bezeichnen sich selbst als die Märtyrer der Letzten Tage und glauben, die Zeit sei gekommen, alles menschliche Leben auszulöschen. Sie glauben an ein Leben danach, das aber erst dann beginnt, wenn das jetzige beendet ist, und zwar für alle. Kürzlich haben wir erfahren, daß die Moldies die Pest vorsätzlich weiterverbreiten.«
    »Mein Gott!«
    »Ja. Jeder von ihnen spielt Gott!«
    »Was?«
    »Sie befördern infizierte Objekte von einem Ort zum anderen. Wie die alten Anarchisten wollen sie alles zerstören, für eine bessere Zukunft.«
    »Aber was hat das mit…«
    »Es hat folgendes damit zu tun: alle Ressourcen von Heiligkeit werden eingesetzt, die Moldies aufzuspüren und zu eliminieren. Sie sind anscheinend überall, tauchen aus dem Nichts auf. Wenn sie wüßten… wenn sie wüßten, daß eine Chance besteht, auf Gras…«
    »Sie würden dort hingehen?«
    »Sie würden jede auch noch so kleine Chance zunichte machen. Nein, alle unsere Aktionen müssen geheim bleiben. Nach den Berechnungen der Computer bleiben uns fünf bis sieben

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