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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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fließendes Wasser und wehenden Wind. Die Bestien bildeten eine amorphe Masse. Von diesen roten Punkten abgesehen, hätten die Tiere ebensogut allein unterwegs sein können. Obwohl vor den Reittieren zuweilen Bewegung im Gras aufkam, sahen die Beobachter nicht, welcher Beute die Jagd nachstellte.
    Marjorie versuchte die Geschwindigkeit zu schätzen, mit der die Tiere unter ihr sich bewegten. Vermutlich langsamer als ein Pferd, obwohl ein Pferd wahrscheinlich nicht imstande gewesen wäre, sich nach dem Vorbild dieser Tiere durch das hohe, kräftige Gras zu wühlen. Sie widmete einige Zeit der Überlegung, ob ein Pferd wohl in der Lage wäre, den Hippae zu enteilen – und kam dann zu dem Schluß, daß es im ebenen Gelände wahrscheinlich möglich wäre, jedoch nicht an Steigungen. Und dann fragte sie sich, weshalb sie jetzt überhaupt an Pferde dachte.
    Schließlich tauchte die Jagd in ein Wäldchen ein und kam zunächst nicht wieder zum Vorschein. Der Zeppelin schwebte über der Szenerie. Äste gerieten in Bewegung. Hoch oben im Blätterdach des Wäldchens kroch der Fuchs auf eine aus Zweigen bestehende Plattform und schrie seine Wut gen Himmel. Er übertönte sogar das leise Surren der Propeller. Alles, was sie sahen, war eine Explosion aus Pelz oder Schuppen, Reißzähnen oder Klauen, ein heftiger Wirbel im Laub, eine Impression der Wildheit, von etwas Großem und Unbezähmbarem.
    »Fuchs«, murmelte Anthony, wobei es ihm fast die Sprache verschlug. »Fuchs. Das Ding ist so groß wie ein halbes Dutzend Tiger.« Mit einer Handbewegung brachte seine Mutter ihn zum Schweigen, obwohl er die Ausführungen in Gedanken fortsetzte. Zähne und Knochen. Mein Gott. Fuchs. Du lieber Himmel, erwartet man etwa von mir, daß ich hinter diesem Ding herreite? Werde ich nicht. Sollen sie doch denken, was sie wollen, ich mach es einfach nicht!
    Reiten, sagte Stella sich. Ich könnte auch so reiten, wie sie es tun. Ein Pferd ist nichts dagegen. Überhaupt nichts. Ich frage mich nur, ob ich mitkommen darf…
    Reiten, sagte Marjorie sich voller Abscheu. »Das, was sie da praktizieren, ist gar kein Reiten. Vor lauter Ekel und Furcht drehte ihr sich schier der Magen um; sie wußte zwar nicht, was die Leute dort unten trieben, aber die Hohe Schule des Reitens war es bestimmt nicht. Angenommen, sie fordern uns zur Teilnahme an dieser Jagd auf, sagte sie sich. Zumindest einen von uns. Ich nehme an, daß es Ausbilder gibt.
    Werden wir das tun müssen, um ihren Respekt zu erwerben?
    Reiten, sagte Rigo sich. Auf so etwas reiten! Sie werden mich nicht als Mann respektieren, wenn ich es nicht tue, aber ihr Standesdünkel verlangt, mich auszuschließen. Wie? Sie werden uns wie gewöhnliche Touristen behandeln, nicht wie Repräsentanten von Terra. Das gefällt mir ganz und gar nicht! Verdammtes Heiligkeit! Verdammter Onkel Carlos! Verdammter Sender O’Neil. Verdammt.«
     
    »Die gesamte Bevölkerung von Gras besteht aus Pferdenarren«, hatte Sender O’Neil gesagt. »Pferdenarren und Standesdünkel. Der Hierarch, Ihr Onkel, hat Sie für diese Mission vorgeschlagen. Sie und Ihre Familie sind die besten Kandidaten, die wir haben.«
    »Die besten Kandidaten wofür?« hatte Rigo gefragt. »Und weshalb, zum Teufel, sollte uns das etwas angehen?« Die Erwähnung des alten Onkel Carlos war nicht geeignet, seinen Ärger zu dämpfen, hatte ihn zumindest aber neugierig gemacht.
    »Die Kandidaten mit der größten Chance, von den Aristokraten auf Gras akzeptiert zu werden. Was…« Anstatt den Satz zu beenden, hatte der Mann sich nur nervös die Lippen geleckt. Fast wären ihm Worte entschlüpft, die tabu waren, tabu für alle Angehörigen von Heiligkeit. Was Heiligkeit betraf, so waren diese Worte unaussprechlich. »Die Pest«, hatte er geflüstert.
    Roderigo hatte dazu geschwiegen. Der Ministrant hatte ihn nämlich darauf vorbereitet. Er war verärgert, aber nicht überrascht.
    Sender hatte den Kopf geschüttelt und versucht, sich gestikulierend des Zorns zu erwehren, den Rigo ausstrahlte. »In Ordnung. Heiligkeit dementiert die Existenz der Pest, aber wir haben auch Grund dazu, das vertraulich zu behandeln. Sogar der Hierarch, Ihr Onkel, hat sich damit einverstanden erklärt. Sobald wir die Existenz der Pest nämlich publik machen, wird jede menschliche Sozietät sofort zerfallen.«
    »Woher wollen Sie das denn wissen?«
    »Die Maschinen sagen es. Jedes Computermodell sagt es. Weil es nämlich keine Hoffnung gibt. Keine Heilung. Keine Hoffnung auf eine

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