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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Enkel?«
    Der weißhaarige Mann beugte sich nach vorn und wärmte sich am Feuer die Hände. Nun wurde Jep sich zum erstenmal bewußt, wie kalt und feucht dieser Raum war. Er schlotterte vor Kälte. Die über ihn gebreitete Decke war mit Feuchtigkeit vollgesogen, wie ein Pilz nach einem Regenguß. Er versuchte die Kälte zu verdrängen, indem er sich auf die Männer konzentrierte. Der Weißhaarige war Preu. Der Jüngere mit dem Schlappmaul, der zuerst gesprochen hatte, hieß Epheron. Das Schielauge, das gerade Platz genommen hatte, war Pye; den indes hatte Jep schon einmal gesehen.
    »Wie ist Ihr vollständiger Name?« fragte Jep und deutete auf Pye.
    »Ich heiße Mugal Pye«, erwiderte der Mann und musterte den Jungen mit stechendem Blick. »Wir sind uns schon einmal begegnet.«
    Alle drei trugen sie Kappen mit breiten Schirmen, die den Effekt hatten, daß die Köpfe größer und die Gesichter schmaler wirkten. Jep erinnerte sich, daß ihm das früher schon aufgefallen war. Eines Tages war er sehr früh allein zum Tempel gegangen, weil er für Birribat Shum etwas zu erledigen gehabt hatte. Unterwegs war er dann einem Fremden begegnet, einem Mann mit einer Kappe, der sich als… Mugal Pye vorgestellt hatte.
    »Was habt ihr mit mir vor?« fragte Jep. An das, was geschehen war, nachdem der Mann ihm seinen Namen genannt hatte, erinnerte er sich nicht mehr. »Weshalb bin ich hier?«
    »Du bist hier, weil wir dich für unsere Zwecke benötigen«, erwiderte der Mann namens Preu. »Wenn du dich benimmst und wenn wir dich nicht mehr brauchen, schicken wir dich zurück nach Hobbs Land.«
    »Für welche Zwecke braucht ihr mich?«
    »Wir haben dich als Geisel genommen, Junge. Wir wollen, daß deine Großmutter zu ihrem Volk zurückkehrt. Und wenn sie nicht kommt, werden wir dich ein wenig beschädigen, aber das hat sie dann zu verantworten.«
    »Ich habe euch doch schon gesagt, daß ich keine Großmutter habe. Chinas Mutter ist tot.«
    »Ich spreche von Sam Girats Mutter, Junge.«
    »Aber sie ist doch gar nicht meine Großmutter! Weshalb sollte sie dann etwas für mich tun?« Wenn sein Schicksal von Maire Girat abhing, so wurde Jep sich in einem Anfall von Panik bewußt, dann war er geliefert. Wie in der Siedlung üblich, wußte er nicht mehr von der Frau als ihren Namen und wie sie aussah. Samstag kannte sie besser, weil sie bei ihr Gesangsunterricht nahm, aber Jep wußte fast gar nichts von ihr!
    »Rotznase«, schimpfte Epheron. »Undankbarer Lump.«
    »Na, na«, beschwichtigte Mugal Pye ihn. »Er hat schon recht, Floom. Ich habe es selbst gehört, als wir dort waren. Für sie zählt nur die mütterliche Herkunft. Die Begriffe ›Vater‹ und ›Großvater‹ verwenden sie nicht; höchstens ›Onkel‹. Der Junge hier hat drei Onkel, aber keinen Vater. Und Maire Girat denkt vielleicht in denselben Kategorien. Schließlich lebt sie schon sehr lange auf Hobbs Land. Wenn dem wirklich so ist, haben wir eh einen Fehlgriff getan. Wir hätten die Kinder ihrer Tochter entführen müssen. Sals Kinder. Daran haben wir überhaupt nicht gedacht.«
    »Phaed sagte mir, sie hätte immer soviel Sympathie für die Gharm empfunden«, sagte Preu Flandry spöttisch. »Vielleicht überkommen sie bei dem hier auch sentimentale Anwandlungen. Ob sie ihn nun offiziell als Familienangehörigen betrachtet oder nicht.«
    Erneut schauderte Jep und würgte. Galle stieg ihm im Hals empor.
    »Wir sollten ihm etwas zu essen geben«, spöttelte Mugal Pye. »Bevor er noch den Abgang macht.«
    »Gebt mir lieber trockene Kleider«, sagte Jep zitternd. »Bevor ich mir noch etwas einfange und den Abgang mache. Tot nutze ich euch nämlich nichts.«
    »Na gut«, sagte Preu. »Da hat er wohl recht. Er weiß nichts, was für uns von Interesse wäre. Der Junge soll sich ans Feuer setzen, und die Gharm bringen ihm etwas zu essen. Ich fliege zurück nach Wolke. Wenn ich zu lange fortbleibe, schöpft vielleicht noch jemand Verdacht. Außerdem ist es an der Zeit, daß jemand mit Phaed Girat spricht. Ich werde mich darum kümmern. Morgen. Oder nächste Woche. Oder irgendwann.«
    Er verließ den Raum, und die anderen folgten ihm. Als es für Jep feststand, daß sie nicht zurückkommen würden, stand er auf und ging zum Kamin hinüber. Einer der Stühle war groß und üppig gepolstert, wenn auch zerschlissen und fleckig. Durch die Nähe zum Feuer war er aber wenigstens warm und trocken. Er kuschelte sich in den Ohrensessel und sog die Wärme in sich ein. Als er sich halbwegs

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