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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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er sich darunter vorzustellen hatte, außer, daß sie nicht frei waren, so wie er es – gewesen – war. Wenn Sklaverei gleichbedeutend mit Gefangenschaft war, dann war er auch ein Sklave. »Warum?«
    Wieder ein schneller Blickwechsel. »Es ist uns verboten, darüber zu reden.«
    »Ich werde es nicht weitersagen«, versprach er. »Ich werde es für mich behalten.«
    »Weil die Menschen uns gefangen, in Käfige gesperrt und uns hierher gebracht haben«, sagte Nils. »Sie waren größer und stärker als wir. Wir konnten nichts dagegen tun.«
    »Ich dachte, es hätte einen Vertrag gegeben«, sagte Jep. Soviel wußte er nämlich.
    »Später behaupteten sie, wir hätten einen Dienstvertrag mit einer Laufzeit von tausend Jahren unterschrieben. Dabei hatten wir gar nichts unterschrieben. Wir wären lieber in unserem eigenen Land gestorben.« Sie schaute ins Feuer und sah dort Dinge, die Jep verborgen blieben.
    »Wieso wollen sie, daß Maire Girat zurückkehrt?« fragte er. »Weshalb ist ihnen so daran gelegen?«
    Sie schüttelten nur den Kopf; dann waren sie verschwunden. Er hörte, wie der Schlüssel im Schloß knirschte.
    Er ging zum Fenster und zog den Vorhang zurück; das einzige, was er sah, waren Dunkelheit und der Feuerschein auf den Balken, die sein Gefängnis markierten. Er zog den Vorhang wieder vor und schlich zum Feuer zurück. Neben dem Kamin war Feuerholz aufgestapelt. Er steckte einige Scheite in die Glut; dann breitete er die Decken vor dem Kamin aus und kuschelte sich in die warmen Laken. Lichtreflexe spielten über sein Gesicht. Der Geruch des Rauchs hatte etwas Tröstliches, wie ein alter Segen. Er schloß die Augen, um den Geruch intensiver wahrzunehmen, und dachte an Samstag. Als er sie zum letzten Mal gesehen hatte, hatte er ihr gesagt, von nun an könnten sie ihr Leben leben. Anscheinend hatte er sich geirrt. Er hatte gewußt, daß zu Hause etwas nicht stimmte. Aber das hatte ihn nicht davon abgehalten, doch heimzugehen.
    Er schlug die Augen auf und betrachtete die grob zusammengezimmerte Deckentäfelung. Der Gott hatte es gewußt. Der Gott hatte alles gewußt. Nur daß er ihn nicht gewarnt hatte. Nach einer Weile fielen ihm die Augen zu, und er schlief ein.
    * * *
    Am darauffolgenden Tag empfing er ein Paar Stiefel und einen Mantel, und man sagte ihm, daß er nun für den Farmer arbeiten müsse, dem dieses Anwesen gehörte. Ohne Arbeit würde er kein Essen bekommen. Sie verpaßten ihm eine Halskrause, die indes nicht aus Metall war wie die der Gharm; vielmehr handelte es sich um ein schmales, mit Leuchtdioden besetztes Band, das wie ein HighTech-Teil aussah. Wenn er sich über eine halbe Meile vom Bauernhaus entfernte, so lautete die Warnung, würde das Ding explodieren und ihm den Kopf abreißen. Man vergatterte ihn zum Ausheben von Gräben; eine so schwere Arbeit hatte er noch nie verrichtet.
    Ständig war er in einer Nebelkammer eingeschlossen, die alle Geräusche filterte und bis zur Unkenntlichkeit verzerrte. Jeden Abend ritzte er vor dem Schlafengehen eine Markierung in die Wand neben dem Kamin. Mit dem Einschlafen hatte er keine Probleme. Er sagte sich, daß Hilfe kommen würde. Nur weil er sich das ständig vorsagte, wie ein Gebet, verlor er nicht die Nerven. Samstag, so sagte er sich, würde selbst kommen oder jemanden schicken. Sie würde ihn selbst dann finden, wenn er sich auf dem Grunde eines Meeres befände.
    »Schließlich sind wir Diejenigen Welche«, murmelte er. »Der Gott Birribat Shum wußte, was geschehen würde und hat es geschehen lassen. Der Gott Birribat Shum wird nicht zulassen, daß einer von uns vor der Zeit stirbt.«
    * * *
    Anläßlich der Feiern zum fünfhundertjährigen Jubiläum der Monarchie auf Ahabar sollte Stenta Thilion, die Gharm-Harfenspielerin, zusammen mit dem Orchester von Ahabar im Königlichen Opernhaus in Fenice, der Hauptstadt des Planeten, auftreten. Auf dieses Konzert hatte man schon lange gewartet. Harfen im besonderen und Streichinstrumente im allgemeinen waren auf Ahabar eher ungebräuchlich; die landestypische Musik basierte auf Blasinstrumenten und Schlagzeugen. Die Bewohner von Ahabar hatten nämlich ein Faible für Marschmusik. Die Musikcorps wurden traditionell von Trommlern und Hornisten angeführt. Diese Vorliebe für Martialisches wirkte sich sogar bis in die Arbeitswelt aus, wo die Werktätigen vorzugsweise an Maschinen mit einem harmonischen Arbeitstakt arbeiteten, zu deren Rhythmus sie dann mit den Füßen stampften. Zumindest galt das

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