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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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weiter Gräben aus. Weil diese Tätigkeit als reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gedacht war, beschloß er, Mugal Pye zu fragen, ob er nicht einen interessanteren Auftrag für ihn hätte. Hin und wieder kam Mugal vorbei, um den Zustand des Gefangenen zu überprüfen und ihn zu triezen, als ob Jep die Voorstoder auf die eine oder andere Art beleidigt hätte. Es dauerte eine Weile, bis Jep sich bewußt wurde, daß er den Voorstodern allein dadurch schon auf die Zehen getreten war, weil sie ihn als Geisel genommen hatten, obwohl das nun wirklich nicht seine Schuld war. Ihre Weltsicht kannte den Begriff ›Unschuld‹ nicht. Wer nicht für Voorstod war, war gegen Voorstod, und das galt sowohl für Jep als auch für ein ungeborenes Kind. Mugal hielt ihn über die Entwicklung auf dem laufenden, wobei er eine fast sexuelle Befriedigung dabei empfand, dem jungen mit Verstümmelung zu drohen.
    Nun wurde Jep auch klar, daß der richtige Ilion Girat sich noch immer auf Hobbs Land befand; er war nämlich als Ilion getarnt ausgeflogen worden. Auch wenn Ilion nun auf Hobbs Land unter Hausarrest stand, so war er doch über alles informiert. Er meldete Voorstod, daß er die Weiterleitung der Botschaft an Maire persönlich arrangiert hätte. Allerdings wartete er noch immer auf eine Antwort. Unverzüglich setzte Mugal Jep davon in Kenntnis, als ob Jeps Höllenqualen auf Ahabar den Fortgang der Ereignisse auf Hobbs Land irgendwie beschleunigen würden. Mugal sagte, daß Ilion Maire ein Ultimatum gestellt hätte. Jep unterdrückte seine Angst und wartete auf das Verstreichen der Frist. Bis dahin wollte er jedoch etwas Sinnvolles tun. »Ich habe den Gharm versprochen, daß ich ihnen zeige, wie man Häuser baut, in denen es nicht so feucht ist«, wandte Jep sich an Mugal Pye. »Solche Häuser bauen wir manchmal auf Hobbs Land. Auf jeden Fall wäre es sinnvoller, als diese Gräben auszuheben.«
    »Es kümmert mich nicht, was du tust, Bursche«, erwiderte Mugal Pye spöttisch. »Solange du überhaupt etwas tust. Die Halskrause hindert dich eh am Weglaufen. Aber die Gharm müssen selbst arbeiten, und ich weiß nicht, wie der Farmer reagiert, wenn du seine Leute von den Feldern abziehst.«
    »Ich will sie überhaupt nicht von der Arbeit abhalten«, sagte Jep. »Den größten Teil werde ich selbst übernehmen.«
    An diesem Abend sprach er weder mit Nils und Pirva.
    »Ich werde ein Haus für den Gott bauen«, sagte er. »Für meinen Tchenka und für eure. Wenn Samstag Wilm hierher kommt, muß das Haus fertig sein, denn sie wird einen Zauber mitbringen.«
    »Einen Zauber?« fragte Nils zweifelnd. Mit diesem Begriff konnten die Gharm nicht viel anfangen.
    »Heiligkeit?« bot Jep ihm alternativ an. »Das Material, aus dem Sie-Setzt-Die-Schöpfung-Fort besteht.«
    Damit war der Gharm voll und ganz zufriedengestellt.
    »Ich brauche eure Hilfe«, sagte Jep dann. »Wir täuschen den Voorstodern vor, daß es ein Haus für die Gharm sei. Wir müssen es so nahe wie möglich bei Sarby errichten.«
    Die beiden Gharm sprachen zuerst unter vier Augen miteinander und erörterten die Angelegenheit dann mit ihren Artgenossen. Ein paar hundert Yards nördlich des Bauernhauses gab es eine Stelle, von der aus, wenn sie nicht so dicht bewaldet gewesen wäre, man die Stadt Sarby überblickt hätte.
    »Die Bäume sind kein Problem«, sagte Jep. »Hauptsache, der Boden zwischen der Baustelle und der Stadt besteht nicht aus Fels, sondern aus einer Erdschicht.« Wobei er sich nicht einmal sicher war, ob felsiges Gelände langfristig überhaupt von Nachteil gewesen wäre; kurzfristig indes hätte felsiger Untergrund das Projekt verzögert. Und das wollte Jep nicht riskieren. Welches Schicksal auch immer ihm bevorstand, der Zeitfaktor war sehr wichtig.
    Seine Befürchtungen erwiesen sich indes als unbegründet. Von der Baustelle bis hinunter zur Stadt und den Fluß entlang bis zum Meer erstreckte sich schöner Mutterboden.
    In Anwesenheit von Nils, Pirva und eines halben Dutzends weiterer Gharm schlug er am nächsten Morgen auf der Baustelle einen Pfahl ein, befestigte ein Seil daran und trug zwei Kreise ab, welche den Grundriß des Tempels markierten. Er hielt den Grundriß ziemlich klein, weil er befürchtete, für eine größere Anlage zu wenig Hilfskräfte zur Verfügung zu haben. Aber auf die Größe kam es im Grunde gar nicht an, zumal ein kleiner Bau auch besser mit den kleinwüchsigen Gharm harmonierte.
    Die Grube für das Fundament schachtete er selbst aus.

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