Monströse Welten 2: Hobbs Land
aus Voorstod fliehen und sich über Skelp, Wander und Green Hurrah nach Ahabar durchschlagen sollte. Dort warteten ihre Verwandten und Freunde mit Kleidung und Nahrung, und es gab sogar Schulen für die Gharm. So wurde der Bestand der Rasse gesichert.
Nach seiner Fertigstellung diente der Tempel zunächst als Unterkunft für eine Anzahl Gharm, weil er aufgrund der besseren Ventilation einen höheren Wohnwert als die feuchten Hütten der Gharm hatte.
»Ist das nicht ein Sakrileg?« fragten sie Jep. »Machen wir uns auch nicht schuldig, wenn wir im Hause des Gottes wohnen?«
»Nein, das ist sogar eine gute Sache«, beruhigte Jep sie. »Ihr haltet das Haus des Gottes bis zu seiner Ankunft warm und trocken. Dann solltet ihr euch eigene Häuser bauen.« Die Häuschen, die sie in der Folgezeit bauten, wiesen eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Häusern der Erloschenen auf Hobbs Land auf.
Nachdem der Tempel also fertig war, legte er sich aufs Bett und fragte sich, was er nun noch tun könne. Inzwischen hatte er schon über hundert Kerben in die Wand neben dem Kamin geritzt. Wenn nicht bald etwas geschah, so hatte man ihm zu verstehen gegeben, würde man ihn scheibchenweise an Ilion Girat schicken, und der würde die Lieferung dann an Maire Manone weiterleiten.
Als wenige Tage später mitten in der Nacht die Tür aufgerissen wurde, dachte er schon, daß es nun soweit wäre. Er hatte versucht, sich seelisch-moralisch auf diese Stunde vorzubereiten, doch ohne großen Erfolg. Ein schneller Tod hätte ihm weniger ausgemacht als bei lebendigem Leibe tranchiert zu werden. Dennoch atmete er tief durch, straffte sich und schaute Mugal Pye gleichmütig ins Gesicht.
»Gute Nachrichten für dich, Junge«, verkündete der Mann mit einem glucksenden Lachen, als ob er sich ordentlich einen hinter die Binde gegossen hätte; vielleicht hatte es Grund zum Feiern gegeben. »Maire Manone hat uns geantwortet. Nachdem sie sich eine halbe Jahreszeit Bedenkzeit genommen hatte, hat sie nun beschlossen, dein wertloses Leben zu retten. Sie wird bald hier sein. Die Nachtigall kommt zurück.«
* * *
Die Abreise von Maire Girat nach Voorstod war nur das letzte Glied in einer langen Kette von schlechten Nachrichten, die mit dem Verschwinden von Jep Wilm ihren Anfang genommen hatte.
Es verging ein ganzer Tag, bis die Leute überhaupt bemerkten, daß der Junge nicht mehr da war. Weil es Jeps freier Tag war, hatte niemand seiner Abwesenheit besondere Bedeutung beigemessen. Die jungen Leute verschwanden oft für mehrere Tage, gelegentlich auch für Tage und Nächte. Von dem Ding abgesehen, das Sam angegriffen hatte, gab es keine Räuber auf Hobbs Land, und bei dieser Kreatur hatte es sich anscheinend um ein einzelnes Exemplar gehandelt. Manchmal fragte Sam sich, weshalb er die Möglichkeit, daß noch weitere dieser Wesen existierten, nicht gebührend berücksichtigte, aber im Grunde war das auch unnötig. Theseus hatte ihm nämlich versichert, daß es keine weiteren Kreaturen dieser Art gäbe, und das hatte er seinen Leuten auch mehr oder weniger deutlich gesagt.
Wenn die Siedler sich innerhalb der ausgewiesenen Gemarkung aufhielten, befanden sie sich ohnehin in relativer Sicherheit. Und wenn die Leute die Vorschriften befolgten, die für das Verlassen der Gemarkung galten – man sollte seiner Familie das Ziel des Ausflugs mitteilen –, bestand auch kaum Gefahr. Ab und zu stürzten die jungen Leute von einem Felsen ab oder fielen vom Baum. Schlimmstenfalls trug ihnen das einen Knochenbruch ein. Es war bereits über eine Generation her, daß ein Kind tödlich verunglückt war.
Also machte sich auch niemand Gedanken, als Jeopardy Wilm an seinem freien Tag nicht aufzufinden war. Als er jedoch bei Anbruch der Dunkelheit auch noch nicht zurück war, meldeten Samstag und China Wilm ihn bei Sam als vermißt. Daraufhin führte die Siedlung eine Suchaktion nach ihm durch.
»Ich habe ihn auf der Straße zum Tempel gesehen«, sagte ein Siedler, dessen Clanhaus nördlich des Clanhauses der Wilms gelegen war. »Gestern morgen. Es war noch sehr früh. Erste oder Zweite Periode der Tagschicht.«
Also wurde die Straße abgesucht, der Tempel selbst und die nähere Umgebung. Als es hell wurde, schwärmten Suchtrupps ins umliegende Gebiet aus, bis hinauf zum Neuen Wald und zur Wolkenbrücke, die ein beliebtes Ausflugsziel für junge Leute war.
In der Zwischenzeit saß Samstag für vier Stunden im Schneidersitz in der Zentralkammer des Tempels. Birribat Shum
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