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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Königin bereits vom Stuhl gerissen und hinter der Loge in Sicherheit gebracht. In der Halle brach Chaos aus. Die Leute gerieten in Panik. Maire drehte sich zu Samstag um und rief ihr zu, sie solle herkommen. Samstag lief los. Der Dirigent nickte ihr zu, instruierte die Musiker, und dann stand Samstag mitten auf der Bühne und sang, wie sie noch nie gesungen hatte, während hinter ihr Maire und der Kommandeur um das Leben von Stenta Thilion kämpften.
    Das Orchester stimmte die Schlachthymne an, die Samstag von Maire gelernt hatte. Samstags Stimme übertönte das Chaos wie eine Trompete, welche die Männer zum Kampf rief. Langsam kehrte wieder Ruhe in der Halle ein. Die Männer erhoben sich und stimmten in das Lied ein, zu dem sie als Wehrpflichtige marschiert waren und das sie schon seit ihrer Kindheit kannten. Dann fielen auch die Frauen und die weit oben sitzenden Gharm ein. Der große Saal hallte wider vom Gesang, und schließlich verschmolzen die Stimmen zu einem großen Chor, der seiner Empörung, Wut und Entschlossenheit angesichts des reglos daliegenden Körpers Ausdruck verlieh. Maire und der Kommandeur bemühten sich noch immer um Stenta Thilion, und die Gharm versammelten sich um sie und brachen in Tränen aus.
    * * *
    Im Schloß der Sache, oberhalb von Wolkenhafen, ertönte beim Zusammenprall der Zimbeln Gelächter. Auf diesen Augenblick hatten die Männer gewartet; sie hatten den Kopf zurückgeworfen, damit die Coup-Marker effektvoll herumwirbelten, und sich in froher Erwartung gegenseitig auf die Schulter geklopft. Als es schließlich soweit war, deuteten sie auf die Frau mit den abgerissenen Händen und brachen in grölendes Gelächter aus. Als die Konzertbesucher dann in Panik gerieten, nahm das Gelächter noch an Intensität zu.
    Dann geschah jedoch etwas, mit dem sie nicht gerechnet hätten. Maire Manone betrat die Plattform und verband Stenta Thilions Armstümpfe. Der Kommandeur unterstützte sie. Und dann erschien ein Mädchen auf der Bühne. Sie sah in die Kamera, wobei die Voorstoder den Eindruck hatten, sie würde ihnen direkt in die Augen blicken, und stimmte die Schlachthymne von Ahabar an, wobei die Hörner und Trommeln die Melodie aufgriffen. Und als die Hymne schließlich wie eine Woge durch die große Halle brandete, blieb den Verschwörern das Lachen im Halse stecken. Es war, als ob jeder in der Halle über den Computer Blickkontakt mit den Verbrechern in Voorstod hatte und ihnen ewigen Haß und den Tod geschworen hätte.
    Jep, der angesichts der Vorgänge Übelkeit verspürte, duckte sich hinter die Säule und lauschte Samstags Gesang. Selbst als er sich übergab, wandte er den Blick nicht von dem schmallippigen Propheten mit dem stechenden Blick, der ihn vor kurzem noch hatte foltern wollen. Jep registrierte einen Anflug von Schrecken auf dem Gesicht des alten Mannes. Auch andere Gesichter zeigten diesen Ausdruck von Furcht, wie sie ein Kind überkommt, das in seinem Zorn etwas zerstört hat und dann erkennt, daß es den Bogen überspannt hat. Wenn man ihm auch bisher alles nachgesehen hatte – nun war das nicht mehr möglich. Diese Tat konnte nicht mehr einfach übergangen werden. Diesmal waren sie zu weit gegangen, und was Voorstod an diesem Abend getan hatte, lastete wie ein Fluch auf ihnen allen, und auch der Prophet Awateh wußte das.
    * * *
    Samstag, Maire und Sam lehnten sich an die Wand des kleinen Audienzraums der Königin. Sie waren zu ihrer eigenen Sicherheit dort untergebracht worden, hatte der Kommandeur gesagt, weil man sie nicht nur in Ahabar, sondern auch in Voorstod gesehen hatte. Man mußte damit rechnen, daß ein oder mehrere Verrückte einen Anschlag auf sie planten, weil Maire versucht hatte, der Harfenspielerin zu helfen, weil Samstag gesungen hatte oder weil sie überhaupt auf dem Konzert gewesen waren. Also hatte man sie hierher in Sicherheit gebracht. Stenta Thilion befand sich derweil in ärztlicher Behandlung.
    Sam war in einem Schockzustand. Anfangs hatte er Maires Warnungen überhaupt keinen Glauben schenken wollen. Und als er seine Meinung doch noch geändert hatte, hatte er sich eingeredet, daß es so schlimm wohl nicht sein würde. Bei solchen Auseinandersetzungen mochte es vielleicht Verletzte geben, hatte er sich gesagt, aber es würde sich doch niemand an Kindern, Frauen oder Zivilisten vergreifen. Wenn jemand zu Schaden kam, dann Soldaten oder Angehörige paramilitärischer Verbände, hatte er sich gesagt. Und wenn hin und wieder doch ein

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