Monströse Welten 2: Hobbs Land
anderes. Oder viele Leben gegen die Aufhebung der Blockade. Sie hätten ein Faustpfand, das Sie zugunsten der Gharm einsetzen könnten.«
Und womit ich Zeit gewinnen würde, sagte Sam sich. Zeit, um mich mit Phaed zu treffen und die Sache zwischen uns beiden zu klären.
»Na schön. Angenommen, es handelt sich wirklich nur um eine Blockade«, sagte die Königin. »Fürs erste zumindest. Maire Manone hat recht. Lassen wir sie ein wenig zappeln. Wir sollten uns überlegen, wie wir möglichst viele Leben retten, bevor wir zuschlagen. Dieses Verbrechen muß gesühnt werden.«
»Sam und ich… wir werden reingehen«, sagte Samstag und versuchte Sams Reaktion zu entnehmen, ob er damit einverstanden war. »Maire muß bei den Soldaten bleiben, bis wir zurück sind.«
»Wenn sie dich erst einmal haben, Mädchen, legen sie auf mich vielleicht keinen Wert mehr«, sagte Maire. »Wenn sie die Ereignisse mitverfolgt haben, haben sie dich vielleicht auch singen hören. An einem Mädchen, das singen kann, liegt ihnen wahrscheinlich mehr als an einer alten Frau, die nicht mehr singen kann.«
»Maire«, erwiderte Samstag mit zorniger Entschlossenheit, »darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist.«
* * *
Die Männer hatten die Zitadelle der Sache fluchtartig verlassen. Sie hatten die Coup-Marker entfernt, das Haar unter den Kappen verstaut und sich im Schutz der Nacht davongeschlichen. Die ursprüngliche Hochstimmung war einem Gefühl der Beklommenheit und Irritation gewichen. Darüber waren sie zutiefst verärgert.
»Was sollen wir nun mit ihm machen?« wandte Preu sich mit einem Fingerzeig auf Jep an Epheron.
»Wir bringen ihn nach Sarby zurück«, antwortete Mugal Pye an Epherons Stelle.
»Weshalb erledigen wir ihn nicht gleich hier?«
»Weil er einen Wert für uns besitzt! Wir behalten ihn als Faustpfand! Wenn wir ihn jetzt umbringen, haben wir überhaupt nichts mehr in der Hand. Bringen wir ihn wieder nach Sarby. Dort kann er uns nicht schaden. Wir werden dann schon sehen, was passiert.«
»Oh, wir wissen jetzt schon, was passiert«, spöttelte Preu. »Deine Armbänder haben es wirklich in sich gehabt, stimmt’s, Pye? Etwas Besseres habe ich noch nie gesehen.«
»Du hast sie doch ins Kästchen gelegt!«
»Erst nachdem Phaed den Aufenthaltsort der Gharm ausgekundschaftet hatte. Die Gharm dachte, sie wären ein Geschenk der Königin. Hätte nicht besser kommen können. Zeit, Ort, alles perfekt. Höchst dramatisch.« In seiner Stimme schwang Bitterkeit mit.
»Bastard!« knurrte Mugal Pye. »Es waren nicht nur Phaed und ich. Wir alle waren daran beteiligt.«
»Weder du noch Phaed habt erwähnt, daß die Gharm der Liebling des ganzen verdammten Ahabar war!«
»Du wußtest es«, knurrte Phaed. »Deshalb hattest du Pye auch auf mich angesetzt. Das hat dir nämlich gestunken, Preu Flandry. Es hat uns allen gestunken. Wenn sie nicht der Liebling von Ahabar gewesen wäre, hätte es niemanden interessiert, was wir mit ihr gemacht haben!«
Epheron zwängte sich zwischen die beiden. »An der Vergangenheit läßt sich jetzt nichts mehr ändern. Nun müssen wir abwarten, was als nächstes geschieht. Was wird die Königin wohl unternehmen?«
Preu Flandry schürzte die Lippen und spuckte aus, wobei er Phaed aus den Augenwinkeln ansah. »Oh, sie wird die Armee aufmarschieren lassen, würde ich sagen. Vielleicht wird sie auch ein paar Drohungen ausstoßen und Voorstod auffordern, die Täter, sprich uns, auszuliefern, was weder die Gläubigen noch die Propheten zulassen werden. Und ganz sicher wird sie sich bei Authority beschweren.«
»Invasion?«
Er dachte darüber nach. »Wenn sie überhaupt einmarschiert, dann in den nächsten Stunden, solange ihr Zorn noch anhält. Wenn bis dahin nichts passiert ist, wird sie sich wieder beruhigt haben und nicht mehr intervenieren.«
»Dann halten wir uns also eine Zeitlang bedeckt und warten ab, was geschieht.« Epheron versetzte Jep einen Tritt, und der duckte sich wieder hinter die Säule. »Bringt ihn zurück nach Sarby. Vielleicht ist er dort zu etwas nütze.«
* * *
Bei Anbruch des nächsten Tages stand Kommandeur Karth mit seiner Armee an der Südgrenze von Green Hurrah; die Truppen führten eine Zangenbewegung in östlicher und westlicher Richtung durch und schwenkten dann nach Norden auf die Küste ein. Die Streitkräfte würden Voorstod vom Hinterland abschneiden. Der Auftrag lautete: »Such und find!« Personen, die sich nicht als Einwohner von Green Hurrah ausweisen
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