Monströse Welten 2: Hobbs Land
Enkel, Phaed Girat. Ihm haben wir es zu verdanken, daß die Frau herkommt.«
Phaed warf Jep einen flüchtigen Blick zu; dann schüttelte er den Kopf und schaute Epheron spöttisch an.
»Was ist los?« fragte Preu.
Phaed zeigte auf den Bildschirm; mittlerweile war die Konzerthalle fast bis auf den letzten Platz besetzt. »Keiner von euch hat damit gerechnet, daß sie dort auftauchen würde, was? Und dann noch in dieser Begleitung. Ihr habt erwartet, daß sie gleich hierher kommen würde, wo ihr sie völlig unter Kontrolle gehabt hättet. Aber wo ist sie jetzt? Sie sitzt in dieser Konzerthalle, vis-à-vis von Königin Willy, neben Commander Karth, wo die Gharm gleich die Harfe spielen wird. Nochmals: Glaubt ihr wirklich, daß Maire nach Voorstod kommt und daß die Sache wie geplant abläuft?« fragte Phaed mit einem schier animalischen Knurren. Dann drehte er sich um und heftete den Blick auf den Bildschirm.
Jep stand mit gesenktem Kopf und reglos wie eine Statue da. Er hielt es für angeraten, jetzt keine Aufmerksamkeit zu erregen. Nach den Kriterien von Voorstod handelte es sich bei diesem Mann um seinen Großvater. Dieser Mann war Maire Girats Ehemann gewesen, und offensichtlich hatte er sie nicht vergessen. Ansonsten hatte Jep keine Ahnung, was eigentlich los war; außer daß etwas nicht so lief, wie es sollte. Irgendein Plan hatte nicht funktioniert. Man hatte nicht mit Maire Manones Erscheinen auf diesem Konzert gerechnet. Auf diesem Konzert würde sich irgend etwas ereignen, das Maire Manone nicht sehen sollte.
3
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Maire und Samstag waren deshalb so gut angezogen, weil die Tochter des Kommandeurs, Eline, sie zu einer Boutique begleitet hatte, wo sie sich mit Elines Beratung und auf Ahabars Kosten einkleideten.
»Es ist der Wunsch der Königin«, hatte Eline gesagt. »Sie weiß, weshalb Sie hier sind. Sie weiß, was diese bösen Männer in Voorstod getan haben. Sie möchte, daß Sie sich wenigstens einen schönen Abend machen, bevor Sie nach Voorstod gehen und sich mit diesen… diesen… Bestien auseinandersetzen.« Sie verstummte mit düsterem Blick und nickte der jungen Frau zu, die gerade die ausgewählten Kleidungsstücke auf die richtigen Maße abänderte. »Sie dachte, es würde Ihnen gefallen, sich einmal nach der Mode von Ahabar zu kleiden. Wir sind nämlich sehr modebewußt hier in Fenice. Diese Betonung von Stil und Mode haben wir den Phansuris abgeschaut. Im Grunde ist es unwichtig, aber es gefällt uns eben, Männern wie Frauen.«
»Das ist aber nett von der Königin«, hatte Maire erwidert, wobei sie das Geplapper des Mädchens ohnehin zum größten Teil ignoriert hatte. Das war wirklich nett von der Königin. Auch eine Königin konnte durchaus nett sein oder sich zumindest dafür halten. Eigentlich hatte Maire nicht das geringste Bedürfnis verspürt, ein Konzert zu besuchen oder sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Im Grunde war ihr nur danach, sich in eine dunkle Ecke zurückzuziehen und dort das Unheil abzuwarten; daß Unheil nahte, das spürte sie nämlich, wie sie es manchmal spürte, wenn ein Gewitter aufzog. Die Luft war statisch aufgeladen und reizte ihre Augen.
Samstag, die während des ganzen Einkaufsbummels kein einziges Wort gesprochen und überhaupt versucht hatte, sich jeglicher Unterhaltung zu entziehen, legte die Wange an das rote Kleid, das sie sich ausgesucht hatte und wünschte sich mehr als alles andere, daß Jep sie in diesem Kleid sehen würde.
Als Eline ihr die Hand auf die Schulter legte, wurde sie aus ihren Tagträumen gerissen.
»Hast du nun eine Wahl getroffen?« fragte Eline, wobei sie auf ein anderes Kleid zeigte, ein blaues mit tief ausgeschnittenem Rücken.
»Ja«, sagte Samstag. Das blaue Kleid war hinten nämlich so tief ausgeschnitten, daß man ihr Unterkleid gesehen hätte, und Samstag wollte es erst dann ablegen, wenn sie sicher war, daß sie es nicht mehr brauchte. Außerdem war ihr Busen noch zu unterentwickelt, als daß sie es sich hätte leisten können, keinen Büstenhalter zu tragen. Und überhaupt war das rote Kleid schöner. Der Stoff war fließender und bauschte sich im Wind.
Maire bemerkte Samstags verträumten und gleichzeitig entschlossenen Blick. Interessant, sagte sie sich, wie ein schönes Kleid geeignet war, die Stimmung zu heben. War es am Ende noch so, daß eine Frau der Gefahr und dem Tod gelassener ins
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