Monströse Welten 2: Hobbs Land
wenig bewirkt. Mit Begriffen wie Ehre und Eheversprechen wußten die Siedler wenig anzufangen. Ehrenvolles Handeln wurde ohnehin vorausgesetzt, und wenn jemand sagte, er würde etwas tun, dann war das ein Versprechen.
Schweigen.
»Es gibt weder Väter noch Söhne auf Hobbs Land«, sagte der Prophet in ruhigerem Tonfall.
»Das ist wahr. Allerdings befinden wir uns hier nicht auf Hobbs Land, und euer Gefangener ist mein Sohn.«
Der Prophet musterte ihn düster, wobei er langsame Kaubewegungen vollführte. Plötzlich verloren die Augen ihren Glanz, und der Prophet starrte mit leerem Blick die gegenüberliegende Wand an. »Unsere Sache ist gerecht«, verkündete er schließlich mit maskenhaftem Gesichtsausdruck. »Tod den Ungläubigen!« grollte er.
Sam verneigte sich nur.
»Der Allmächtige Gott hat uns die Gharm gegeben«, kreischte der Prophet plötzlich und hob den Stab über den Kopf. »Wir dürfen nach Gutdünken mit ihnen verfahren. Die Gharm, wo auch immer sie sich befinden, sind unser. Ihr Blut ist unser. Ihr Samen ist unser, denn Gott hat sie als eigene Rasse erschaffen, damit unser Volk seine Reinheit bewahrt!«
Auch das nahm Sam ohne Kommentar zur Kenntnis. Ihm brach der kalte Schweiß aus. Er spürte, daß Samstag zitterte. Zwei jüngere Propheten betraten das Podium und redeten beruhigend auf den alten Mann ein. Nach einer Weile wurden ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt; der alte Mann senkte den Stab und stützte sich keuchend darauf.
Einer der jüngeren Propheten wandte sich ihnen zu. »Das unheilige Ahabar hat auf Befehl seiner Huren-Königin eine Blockade über uns verhängt, Sam Girat. Was weißt du davon?« Mit besorgtem Gesichtsausdruck musterte er den alten Mann.
Sam schaute auf. »Wer bin ich, daß Ahabar mich über seine Entscheidungen unterrichten würde?«
»Keine Ausflüchte. Wir haben dich in Karths Gesellschaft gesehen!«
»Er hatte uns gebeten, zusammen mit ihm der Lieblichen Sängerin von Scaery unsere Reverenz zu erweisen«, sagte Sam mit trockenem Hals. Er hustete. Wenn sie ihn gesehen hatten, dann wußten sie auch, daß er den Grund für die Blockade kannte. Worauf wollte der Mann hinaus? »Maire Manone wartet an der Grenze zu Voorstod.«
»Wirklich?« fragte jemand mit honigsüßer Stimme. Der Prophet war es nicht gewesen. Der Mann mit dem bis zu den Knien fallenden Haar saß an der Seite des Raums. Der jüngere Prophet musterte den Sprecher und widmete sich dann der aufgeregten Unterhaltung, die hinter ihm stattfand.
Der Sprecher kam Sam irgendwie bekannt vor, doch sicher war er sich nicht. Er drückte die Knie durch und harrte der Dinge, die da kommen würden.
»Wissen Sie, wer ich bin?« fragte der Mann.
»Ich glaube, wir sind uns bereits auf Hobbs Land begegnet«, sagte Sam. »Aber ich habe Ihren Namen vergessen.«
»Mugal Pye, zu Ihren Diensten. Ich bin ein Freund Ihres Vaters.«
»Aber mein Freund sind Sie nicht. Sie gehören zu denen, die meinen Sohn entführt haben.«
»Maire Manone wird doch nach Voorstod kommen, nicht wahr? Nachdem wir den Jungen freigelassen haben.« Dem behäbigen Tonfall nach zu urteilen maß Mugal der Sache keine übermäßige Bedeutung bei.
»Wenn Samstag, der Junge und ich wieder bei ihr sind…«
Plötzlich wurden die Männer auf dem Podest hellhörig. »Wie ist der Name des Mädchens?« fragte ein Prophet.
»Samstag Wilm«, sagte Sam.
»Der Junge heißt auch Wilm.«
»Sie sind Cousins.«
»Und sie ist ihm versprochen?«
Sam nickte.
Vom Podium war Gemurmel zu vernehmen. Mugal Pye nahm Platz und schaute Sam grimmig an. »Dann wird Maire Manone also nach Voorstod kommen«, sagte er, als die Propheten sich endlich beruhigt hatten.
»Sie wird.«
»Wird sie auch für uns singen?«
»Sie sagte, sie würde tun, was in ihren Kräften steht«, entgegnete Sam. »Sie vermißt den Ozean, die Nebel von Scaery und die sanften Hügel von Wolke. Sie hat auch ein paar neue Lieder komponiert.« Das stimmte, auch wenn es sich nur um Lieder über Hobbs Land handelte.
»Diese satanische Hure muß getötet werden«, kreischte der alte Prophet und erhob sich, wobei er die Umstehenden anrempelte. »Und ihr Begleiter muß auch getötet werden. Ihre Körper sollen an den Mauern der Zitadelle der Gläubigen aufgehängt werden. Der Squire von Wander soll neben ihnen hängen. Und die Gharm, die nach Ahabar geflohen sind, sollen auch hängen. Dicht gepackt wie Weintrauben sollen die Feinde des Allmächtigen hängen. Zeigt aller Welt die Bilder und
Weitere Kostenlose Bücher