Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
haben fünf Werktage und zwei Sabbat-Tage, einen für die Kirche und einen für die Sache. Für die Tiere, einschließlich der Gharm, gibt es jedoch keinen.« Er kicherte. »Kein Voorstoder würde ein Mädchen nach dem Sabbat nennen. Im ersten Moment waren die Propheten verwirrt, doch dann erkannte der Awateh auf Blasphemie und forderte die Todesstrafe.« Er musterte Samstag. »Wenn du unverschleiert gewesen wärst, hätte er dich als die Person identifiziert, die in Fenice die Schlachthymne angestimmt hatte, und dann hätte er dir auf der Stelle die Kehle durchschneiden lassen; weder seine Söhne noch sonst jemand wären imstande gewesen, das zu verhindern.«
    Dann drehte er sich wieder zu Sam um. »Du siehst aber nicht aus wie ein Girat. Du kommst eher nach deiner Mutter.«
    Sam zuckte die Achseln und versuchte ruhig zu bleiben. »Ich bin halt so, wie ich bin.«
    »Ihr wollt zu dem Jungen?«
    »Sobald wir mit dem Jungen zurückgekehrt sind, wird Maire nach Voorstod kommen. Falls ihr in Anbetracht der Lage überhaupt noch an ihrer Anwesenheit interessiert seid.« Samstag wollte noch für kurze Zeit in Sarby bleiben, um das Resultat ihrer Aktion abzuwarten, aber wirklich erforderlich war das nicht.
    Mugal Pye richtete den Blick auf ihn. »Wir werden uns darum kümmern. Königin Willy wird klein beigeben müssen. In ein paar Tagen wird sie von Authority den Befehl erhalten, die Blockade aufzuheben. Ja, wir sind nach wie vor an Maire Manone interessiert. Es ist nur richtig, daß sie zu ihrem Volk zurückkehrt. Auf die eine oder andere Art wird sie für Voorstod zum Symbol werden. Du und der Junge, ihr seid uns nicht von Nutzen. Bei dem Mädchen bin ich mir aber nicht so sicher.« Er grinste Samstag an, wobei er wie ein Tier die Zähne bleckte, und weidete sich an ihrer Angst. »Sie ist nämlich auch eine Sängerin.«
    »In Voorstod könnte ich nie singen«, sagte Samstag mit belegter Stimme. »Der Nebel schlägt mir nämlich auf die Stimmbänder.«
    »Ja, natürlich«, sagte Pye sarkastisch. »Nun, die Söhne des Awateh wollen, daß wir von hier verschwinden. Suchen wir also den Jungen.«
    * * *
    Mit dem Gleiter verlief die Reise nach Sarby viel angenehmer als auf dem Landweg. Pye versuchte die dichte Wolkendecke zu unterfliegen, so daß sie zumindest etwas von der Landschaft sahen. Sie sahen Wolkenhafen und Scaery unter sich vorüberziehen, und Samstag fragte sich, wann sich wohl die Gelegenheit ergeben würde, diese Orte zu besuchen. In der Zitadelle von Wolke war sie vor Angst ganz starr gewesen, und dieses Gefühl hielt noch immer an. Eine Rückkehr nach Wolke war für sie unvorstellbar. Wenn sie einen solchen Versuch unternahm, würde der Awateh sie sicher schon erwarten. Seine Propheten würden wie Zombies aus dem Nebel auftauchen, sie ergreifen und an der Mauer aufhängen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihren leblosen Körper am Haken baumeln, und die Mauer war mit ihrem Blut besudelt. Die Kollegen des alten Mannes hatten ihn zwar für eine Weile zur Vernunft gebracht, aber das würde nicht lange anhalten. Er war wahnsinnig, und am Ende würde der Irrsinn doch die Oberhand behalten. Er würde nicht ruhen, ehe sie tot war. Sie schloß die Augen und atmete durch den Mund; sie spürte, wie Galle in der Kehle aufstieg.
    Sie flogen in nördlicher Richtung über die Counties Bight und Odil hinweg, wobei sie dem westlichen Vorgebirge folgten. Schließlich tauchte Sarbytown vor ihnen auf. Die Stadt war auf einem langen, zum Meer hin abfallenden Hang erbaut. Die Ebene wurde von einem Fluß durchschnitten. Pye ging in den Landeanflug und setzte den Gleiter auf einer Wiese auf.
    Die Nebelschwaden waren inzwischen bis auf Kopfhöhe abgesunken. Die Wiese erstreckte sich wie ein Teppich bis hinauf zu einer Baumgruppe, wo Jep in Gesellschaft einiger Gharm auf sie wartete. Die Gharm wandten sich um und verschwanden im Wald, doch Jep blieb wie angewurzelt stehen.
    »Ihr müßt schon zu ihm gehen«, sagte Pye feixend. »Ich habe ihm eine Halskrause verpaßt. Wenn er zu euch käme, würde ihm nämlich der Kopf weggesprengt.«
    Sie nahmen ihre Rucksäcke und gingen auf Jep zu, wobei sie sich bemühten, möglichst gelassen zu wirken. Ihr Überleben hing noch immer davon ab, daß sie keine Angst zeigten. Wenn ein wildes Tier spürte, daß man Angst hatte, griff es sofort an. Als sie Jep erreicht hatten, ergriff Sam seine Hand, und Samstag tätschelte ihm den Arm. Tränen standen in Jeps Augen, doch seine Stimme war ruhig, als ob er

Weitere Kostenlose Bücher