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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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schreiende Wesen, von denen niemand wußte, worum es sich überhaupt handelte.
    »Jungen«, sagte die Kreißsaal-Oberschwester mit düsterer Stimme. »Ohne Zweifel. Hört nur, wie kräftig sie schreien!«
    »Sie haben aber keinen Penis«, flüsterte eine jüngere Schwester.
    »Einer hat so etwas. Außerdem haben sie einen Hodensack«, sagte die Oberschwester.
    »Einer von ihnen hat so etwas. In der Art.«
    »Nun, zumindest haben sie keine Vagina«, murmelte die Oberschwester.
    »Ich glaube, einer von ihnen hat so etwas. In der Art.«
    Nach einer schnellen Chromosomenuntersuchung der Zwillinge versuchte der Doktor, Leksy das Problem zu beschreiben. Sie hatten beide XXY, und obwohl der Doktor sein Bestes gab, war Leksy entweder nicht fähig oder willens, die Weiterungen zu erfassen.
    »Der Erstgeborene ist ein Junge«, sagte Leksy, in dessen Vorstellung Kinder noch immer wie Kätzchen oder Welpen geboren wurden, nacheinander in einem schleimigen Beutel und nicht als zusammenhängender und schreiender blutiger Klumpen aus dem Unterleib gezogen. »Der Erstgeborene ist ein Junge. Das weiß ich. Wenn Sie ein paar Operationen durchführen müssen, habe ich dafür Verständnis. Gott prüft uns mit solchen Dingen, um unseren Glauben auf die Probe zu stellen, aber es ist ein Junge, weil die Jungfrau sagte, es würde ein Junge werden.«
    »Ich wollte immer eine Tochter«, sagte Maria schluchzend, die an einer starken Depression litt, wie sie nach einer Entbindung manchmal auftrat. Sie dachte überhaupt nicht nach. Sie hatte das Denken eingestellt. Nun sah man also, wohin das ganze Kopfzerbrechen und die Sorgen sie geführt hatten! Nun weinte sie nur und sprach das aus, was sie fühlte, egal wie dumm es war. »Sieh sie dir an, so süß.« Sie schaute auf den linken Zwilling, der wirklich etwas kleiner war und hübscher aussah als der rechte Zwilling. Nicht daß ihr Äußeres zu beanstanden gewesen wäre. Sie waren hübsche Babies. Alles hatte seine Richtigkeit, abgesehen von den sexuellen Anomalien. Fünf Finger an jeder Hand, fünf Zehen an jedem Fuß. Zwei Bauchnabel. Volles, dunkles Haar, schön geschwungene Öhrchen und geschlossene Augen. Zwei ganz normale Kinder, von der dicken rosigen Fleischröhre abgesehen, die von der linken Armbeuge des rechten Babys zur rechten Schulter des linken Babys verlief und sich fast bis zu den Hüftknochen hinunterzog. Die Röhre pulsierte heftig. Es handelte sich nicht nur um Haut und Muskeln. Offenkundig steckte sie voller Innereien. Irgend jemandes Innereien.
    Die vorläufigen Untersuchungen ergaben, daß die Aussichten auf eine Trennung gering waren. Die Babies hatten ein gemeinsames Herz, das an einen ungewöhnlichen und komplexen Kreislauf angeschlossen war. Außerdem schienen sie sich eine Leber und einen Lungenflügel zu teilen. Sie waren in einem katholischen Krankenhaus geboren worden, in dem ein medizinischer Ethiker arbeitete. Bisher war der Priester ihre einzige Autorität gewesen, doch nun standen sie einem medizinischen Ethiker gegenüber, der das gleiche sagte. Die Chirurgen verließen die Besprechung mit dem Ethiker mit ernster Miene. Ein Kind konnte nicht für das andere geopfert werden. Entweder überlebten beide oder keins, wobei es außer Frage stand, daß es sich um zwei eigenständige Kinder handelte. So hatten sie zum Beispiel zwei separate Gehirne. Der Priester, der sie vorsichtshalber sofort nach der Geburt taufte, führte den Vorgang zweimal durch. Niemand bezweifelte, daß es sich hier um zwei Babies handelte.
    Diesmal waren mehrere Ärzte zugegen, die alle wußten, daß viele Menschen, die sich für Männer oder Frauen hielten und mit ihrem Geschlecht auch keine Probleme hatten, in genetischer Hinsicht wieder etwas anderes darstellten. Der entscheidende Aspekt in solchen Fällen war, wie die Eltern sich ihre Erziehung vorstellten. Die Chirurgen berieten sich erneut. Das rechte Baby hatte eine Art Penis, obwohl die Harnröhre unten am Körper endete. Nun, das konnte man richten. Außerdem hatte das rechte Baby entweder Hoden, die sich nicht abgesenkt hatten oder Eierstöcke, die sich zwar am richtigen Ort befanden, jedoch in den Hodensack wandern konnten. Dadurch würde das rechte Baby mit einem Satz männlicher Geschlechtsorgane ausgestattet. Was das linke Baby betraf, so konnten die Gonaden im Unterleib bleiben und aus den äußeren Anhängseln eine Vulva modelliert werden. Es hatte bereits eine Art Vagina, die allerdings in einer ›Sackgasse‹ mündete und

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