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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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besser anlassen, wenn er seinen Champagnerrausch ausschlief. Und sie hätte mehr Spaß daran, wenn ihr Magen sich wieder beruhigt hatte. Sie beide sollten etwas schlafen. Leksy würde vielleicht in ein paar Stunden aufwachen, und dann konnten sie das tun, was er während des letzten halben Jahrs seit ihrer Verlobung selbstgerecht abgelehnt hatte.
    Das Bad hatte die gewünschte Wirkung. Danach legte sie sich neben ihn, in der Erwartung, daß er bald aufwachen würde. Sie döste vor sich hin, wurde ein paarmal wach und glaubte, daß er nun auch aufwachen würde, doch er schnarchte nur weiter und kuschelte sich noch tiefer ins Kissen. Gegen vier Uhr schlief sie endlich ein, und als er gegen sieben nach ihr griff, war sie wie gelähmt. Sie wurde sich erst bewußt, wie sehr sie sich über ihn ärgerte, als sie ihre eigene Stimme hörte.
    »Nicht«, sagte sie schroff. »Ich bin wund.« Davor hatte Judith sie auch gewarnt.
    »Wund?« fragte er verständnislos und schaute sie mit verquollenen Augen an. »Wund?«
    »Ich finde, du solltest etwas rücksichtsvoller sein, Leksy«, sagte sie. »Ich bin das nicht gewöhnt, und vier Mal ist einfach zu viel auf einmal.« Dann drehte sie sich mit einem verschmitzten Lächeln um und schlief weiter. Ihr Ehemann verstand zunächst gar nichts, doch dann grinste er und ging mit einem leisen Lachen unter die Dusche. Dieser kleine Vorfall war ein weiteres Glied in der Kausalkette, an deren Anfang Leks Ankündigung gestanden hatte und die mit der Ankunft des Außerirdischen und der Rettung des Planeten Erde enden würde, denn, wie Marias älteste Schwester Sizzy immer gesagt hatte, man weiß nie.
    Dieser kleine Vorfall wurde auch ein ehelicher Sandsack für Leksy, Teil der Federn, die ein Ehepaar im Alltag läßt und wodurch die Familienbande schließlich nur noch enger geschmiedet werden. Maria wurde sich dessen aber nicht bewußt. In ihren Augen war das ein Spaß gewesen, keine Kampfansage, und sie erzählte die Geschichte brühwarm ihrer Schwester Judith. Später erzählte Judith ihrem Mann davon, und ein Jahr später erzählte der bei einem Saufgelage einem Arbeitskollegen davon, und nach einigen Jahren erinnerte der Mann sich daran und erzählte es weiter. Sie lebten in einer Kleinstadt an der amerikanisch-kanadischen Grenze, in einem Kaff, in dem jeder jeden kennt, und obwohl die Geschichte nicht so sensationell war, daß sie sich wie ein Lauffeuer verbreitet hätte, war es doch eine amüsante Anekdote, die im Gedächtnis der Leute hängenblieb und immer wieder erzählt wurde. Es dauerte fast siebzehn Jahre, bis sie wieder bei Leksy anlangte.
    In der Zwischenzeit hatte man sich arrangiert. Nach dem Ende der Flitterwochen verlief das Leben in den Bahnen, in denen es auch in Zukunft verlaufen würde. Nichts Außergewöhnliches. Leksy hatte einen Horror vor Außergewöhnlichem. Außergewöhnliches gab es nur bei Huren. Außergewöhnlich waren die Dinge, derentwegen man in die Hölle kam oder sich AIDS einhandelte. Der Mund war nur zum Küssen da, und mit den Händen führte man diskret das Vorspiel durch, und für den Rest waren die entsprechenden Teile zuständig, vorausgesetzt, das eine Teil war sicher ins andere eingeführt, bevor es einen Schlamassel gab. So sprach Vater Jabowsky, und Leksy glaubte es, denn so hatte er es immer getan, wenn er es getan hatte, zumal er auch keinen Grund zur Klage hatte. Allerdings hatte er seine willigen, wiewohl oft betrunkenen Partnerinnen auch nicht um Kritiken gebeten.
    Es kam Larry nie in den Sinn, Vater Jabowskys Ratschläge in Frage zu stellen. Vater war Vater, also erteilte er notwendigerweise auch die richtigen Ratschläge. Der Priester war fast fünfundsiebzig; er glaubte fest daran, daß es sich beim Zweiten Vatikanischen Konzil um eine Halluzination gehandelt habe; er las die Messe noch immer in Latein, wenn er glaubte, niemand würde zuhören; und er hatte nie, nicht einmal als Junge, auch nur das geringste sexuelle Verlangen verspürt, ein Umstand, den er während der Ehevorbereitungs-Seminare manchmal mit stillem Stolz erwähnte. Für Vater Jabowsky war ehelicher Geschlechtsverkehr durch den Glauben sanktioniert, genauso wie die Transubstantiation. Die Kirche sagte, das Sakrament existierte, also existierte es, auch wenn Vater es weder sah, roch oder schmeckte. Man erkannte an den Auswirkungen, daß es existierte. Gnade einerseits. Babies andererseits.
    Maria wünschte sich, daß Leksy einen anderen Beichtvater hätte. Sie hielt sich

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