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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Arme aus, spreizte die knochigen Finger und sagte mit flammendem Blick: »Mit Reißzähnen und Panzerplatten auf dem Rücken. Und mit Klauen natürlich. Sie sind wirklich furchterregend.« Sie zitterte am ganzen Körper und erzeugte ein Geräusch, als ob ihre Knochen klapperten.
    Der Mann starrte sie für einen Moment mit bebenden Nüstern an, wobei er zwischen Belustigung und Verärgerung schwankte. Dann stieß er ein brüllendes Lachen aus, und sein Gefolge fiel heulend ein.
    »Houdum-Bah fürchtet sich nicht vor Bestien, auch wenn sie Reißzähne haben«, rief einer.
    »Richtig«, sagte Jory und hampelte herum, wobei sie vor Lachen quietschte. »Der große Houdum-Bah muß die Bestie nicht fürchten, auch wenn sie kommt.«
    »Der Große Herr Chimi-ahm wird sich der Bestie annehmen«, erklärte der Boss-Chef und erhob sich vom Stuhl. Er stieß die Arme in die Luft und trompetete in die stille Halle: »Der Große Herr Chimi-ahm wird von diesem Drachen hören. Ruft nun die Priester, auf daß Chimi-ahm es vernimmt!«
    Die Trommler schauten erwartungsvoll auf die Türen und vollführten einen Tusch mit der Wucht eines Erdbebens. Die Houm erhoben sich still von den Tischen, drückten sich an die Wand und wandten sich ab, als ob sie sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen hätten. Die Murrey rannten los und stolperten übereinander, während sie die Tische wegbrachten und den Platz vor dem Podest räumten. Fringe und Danivon zogen die Schicksals-Maschine vom Rand der Plattform weg und gesellten sich zu ihrer Gruppe, wobei sie sich genauso unauffällig verhielten wie die Houm.
    »Er hat etwas vor, dieser Houdum-Bah«, murmelte Jory, die bei dem Trommelwirbel kaum zu verstehen war. »Er neigt zur Gewalt und Willkür gegen jedermann, aber ich spüre, daß er uns besondere Ressentiments entgegenbringt, die er bisher verborgen hat.«
    Danivon schnüffelte. »Stimmt«, sagte er. »Der Mann stellt eine große Gefahr für uns dar. Zumal er gemeingefährlich ist. Und was geschieht nun?«
    »Ihr werdet gleich den dabbo-dam erleben«, sagte Jory. »Gebt gut acht.«
    »Was bedeutet das?« flüsterte Nela.
    »Die Worte? Ach so. Dabbo-dam bedeutet Ankunft des Gottes, ein Ritual, in dessen Verlauf bestimmte Gefolgsleute berührt, übernommen und manchmal auch von ihrer Gottheit gefressen werden. Paßt gut auf.«
    »Was wird geschehen?« flüsterte Fringe.
    »Das weiß Gott allein.« Jory lachte humorlos. »Was auch immer es ist, es wird euch nichts passieren, wenn ihr einen kühlen Kopf bewahrt.«
    Die Trommeln verstummten, als die Priester einzogen. Sozusagen das dreckige Dutzend. Sie waren dürr, schmutzig, kahlköpfig, in zerrissene Kutten gehüllt und gingen barfuß. Sie trugen stinkende Bündel und blakende Fackeln, die einem die Tränen in die Augen trieben. Sie hatten einen Altar dabei, eine tischähnliche Konstruktion, die zwischen Stangen aufgehängt war. Die mit goldenen Hörnern besetzte Platte war fleckig und zerkratzt. Nachdem die Stangen entfernt worden waren, zogen die Priester lebende Tiere aus den Bündeln, schlachteten sie auf dem Altar und bespritzten sich mit dem Blut. Dann packten sie die Hörner an den Ecken des Altars und stimmten einen gutturalen Gesang an, wobei die Rauchsäule der Fackeln zum hohen Dach aufstieg. Der Gesang war repetitiv, wobei drei oder vier Strophen wiederholt wurden. Die Trommeln nahmen den Rhythmus auf. Ein paar Houm fielen in den Gesang ein, dann immer mehr, bis schließlich alle sich rhythmisch wiegten und murmelten.
    »Nicht mitsingen«, murmelte Jory in ihrer Mitte. »Bewegt die Lippen, aber sprecht nicht die Worte. Bedenkt, daß das, was ihr sehen werdet, nicht real ist. Denkt an etwas anderes, wenn möglich. An den Geschmack von Früchten zum Beispiel. Die Freuden eines Bads. Ich denke zum Beispiel immer an warmes Wasser und Seife. Ich stelle mir vor, wie das Wasser durch Schleim bricht und ihn fortspült.«
    Fringe bewegte die Lippen, befolgte den Rat und konzentrierte sich aufs Baden. Danivon bewegte die Lippen und schnitt Houdum-Bah vor seinem geistigen Auge die Kehle durch. Er war wirklich noch ein ›Junge‹. Curvis bewegte die Lippen und konzentrierte sich auf die Münze in seiner Hand, die er hinter Danivons Rücken hatte verschwinden und wieder auftauchen lassen. Bertran folgte seinem Beispiel, wobei er die eigene Angst unterdrückte, als er spürte, wie Nelas Furcht sich auf ihn übertrug. Er schauderte. Nela zitterte, schloß die Augen und konzentrierte sich auf die

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