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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Experten. Wie können wir unsere Vorstellung musikalisch untermalen?«
    Die Zwillinge und Asner berieten sich mit den Musikanten. Münzen wechselten den Besitzer. Die Trommler nickten, während Nela sie instruierte, wann die Trommelwirbel und das Schlagen der Zimbeln einsetzen sollten. Nach weiteren Erläuterungen probte der Pseudo-Trompeter eine Pseudo-Fanfare, die auch ziemlich gut geriet.
    Wenig später trafen die Houm und Hoch-Houm ein. Sie waren in grellbunte Gewänder gehüllt und mit Perlenschmuck behängt. Blaue Jungs wuselten durcheinander und brachten Platten mit Fleisch von den Feuerstellen und Brotlaibe von einem Regal an der Wand. Es herrschte ein Chaos, das von Bratenduft überlagert wurde. An der Rückwand machten sich die Schauspieler bereit.
    »Nun wird es Zeit, die Menge zu bearbeiten«, sagte Bertran. »Curvis, laß uns die Tische bearbeiten.«
    »Die Tische bearbeiten?«
    »Komm schon. Zaubern wir ein bißchen.« Die Zwillinge gaben den Musikern ein Zeichen und gingen zum nächsten Tisch, wo sie, unterlegt von Trommeln, Hörnern und einem gelegentlichen, dramaturgisch kalkulierten Gong Münzen hinter den Ohren hervorzauberten und den Frauen Schals aus dem Haar zogen. Nachdem er für einen Moment zugeschaut hatte, schloß Curvis sich ihnen an.
    »Sie machen das schon richtig, Danivon«, sagte Fringe. »Wir wollen die Leute auf unserer Seite haben, falls es Schwierigkeiten gibt.«
    Er schüttelte den Kopf über ihre Naivität. Es wußte doch jeder, daß die Houm und Murrey nur für sich selbst Partei ergriffen, aber er folgte ihr trotzdem, als sie die klobige Maschine zu einer freien Stelle neben einem anderen Tisch zerrte.
    »Ihre Zukunft, meine Dame«, rief sie. »Ihre Zukunft, mein Herr.«
    Danivon fungierte als ihr Assistent, schwenkte die Räucherstäbchen und beschwor die Mächte der Zukunft.
    »Verlorener… Schatz… Wiederkehr«, las Fringe laut von den glänzenden Kapseln ab, die in den Behälter fielen.
    »Was haben Sie verloren, meine Dame?« fragte Danivon mit bebenden Nasenflügeln, als er der Hoch-Houm- Frau in ihrem grünen Kleid die Hand entgegenstreckte. »War es eine Nadel? Nein. Ein Ring! Der Ring Ihrer Mutter?«
    Die grüngewandete Frau stieß einen Freudenschrei aus.
    »Im Garten unter dem Fenster, wo Ihr Waschbecken ist«, sagte Danivon. »Dort liegt er. Sie hatten ihn auf die Fensterbank gelegt, bevor Sie sich die Hände wuschen und haben ihn dort vergessen.«
    »Richtig!« sagte sie weinend. »O ja, nun erinnere ich mich.«
    Ihr Begleiter gab Danivon ein paar Münzen, während andere am Tisch lachten und auch wissen wollten, was die Zukunft für sie bereithielt. Fringe arbeitete den Tisch ab und blieb bei einem Kind stehen, einem elf- oder zwölfjährigen Mädchen, das sie ebenso erschrocken wie entzückt anschaute.
    »Wie heißt du denn?« fragte Fringe.
    »Alouez«, flüsterte das Mädchen. Sie hatte ein bleiches Gesicht und große Augen, die von strubbeligem Haar beschattet wurden. Sie war eine erblühende Schönheit.
    Fringe verneigte sich, wobei die Zauberkutte sich effektvoll bauschte und nutzte die Gelegenheit, einen Blick auf alle Tische zu werfen. Es war kein einziges Kind da.
    »Soll ich dir die Zukunft voraussagen, Alouez?« fragte sie, wobei sie an sich halten mußte, um nicht ihren Ärger zu zeigen. Weshalb war sie das einzige Kind hier?
    Die Frau, die neben dem Mädchen saß, schlug die Hände vors Gesicht, aber nicht schnell genug, um die Tränen zu verbergen, die dort schimmerten.
    »Ja«, sagte das Mädchen. »Sag mir die Zukunft voraus.«
    Sie suchte sich ein paar Hebel aus, zog daran und hörte die Glöckchen klingeln und die Kapseln fallen. Fringe holte sie heraus und tauschte heimlich ein paar Kapseln gegen andere aus, die sie in der Tasche hatte.
    Sie wollte das Kind nicht mit einer schlimmen Botschaft verängstigen, was auch immer die Maschine sagte.
    »Reichtum, langes Leben, Freude«, las sie vor und legte die Kapseln vor dem Mädchen auf den Tisch. Die weinende Frau wandte sich ab und trocknete sich das Gesicht mit dem Ärmel.
    »Darf ich sie behalten?« bat das Mädchen. Die Botschaft hatte die Angst zwar aus ihrem Gesicht vertrieben, doch Fringe, die die neben dem Kind sitzende Frau beobachtete, wußte, daß der Grund für ihre Angst noch immer vorhanden war.
    Mit gerunzelter Stirn ging sie zum nächsten Tisch, wo Danivon sich mit ihr traf und fragte: »Wer ist das Mädchen, mit dem du dich so lange beschäftigt hast?«
    »Ihr Name ist Alouez«,

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