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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Tatzen aus, schnappte sich die Priester, schleuderte sie herum, verschlang die Fackeln, schluckte den Rauch, zerfetzte die Bildnisse des Gottes, jagte sie hinaus in die Nacht und ließ Houdum-Bah allein zurück. Der war plötzlich ganz klein geworden und starrte mit offenem Mund auf sein im Chaos versinkendes Reich.
    »Gehen wir, bevor ihm bewußt wird, wem er das zu verdanken hat«, sagte Jory.
    Das Kind lag reglos und mit verdrehten Augen hinter Fringe, an der Stelle, wo es zu Boden gefallen war. Fringe hob es auf, wickelte es in die Zauberkutte und nahm es mit, wobei sie Danivon abwehrte, der sie zurückhalten wollte.
    »Laß mich los!« knurrte sie ihn an. »Laß los!«
    »Sie gehört hierher«, flüsterte er, ohne ihr von der Seite zu weichen. »Im Namen der Vielfalt, Fringe. Du darfst sie nicht mitnehmen!«
    »Dich hat auch jemand mitgenommen!« knurrte sie. »Jemand hat dich mitgenommen. Hat dich davor bewahrt, auf dem Schädelregal in Molock zu enden. Hat dich davor bewahrt, daß man dich tötete und deine Knochen zu Pulver zerstampfte. Zasper Ertigon hat dich mitgenommen, Danivon! Und nun nehme ich sie mit. Geh mir aus dem Weg.«
    Es war nicht der richtige Zeitpunkt für einen Streit, denn die Stadt erwachte zum Leben wie ein aufgescheuchter Bienenstock; überall brachen Unruhen aus, Brände loderten auf und Geschrei ertönte, denn überall schienen Drachen aufzutauchen und die Bevölkerung zu jagen.
     
    In Stadt Fünfzehn legen Seppel und seine Kollegen die sensorischen Aufzeichnungen beiseite, die von Cling, Thob, Breaze und Bland erstellt worden sind. Die paar, die noch übrig sind, stammen von Jordel von Hamerlane.
    »Kommt ihr?« fragt Seppel seine Kollegen.
    Tentakel verknüpfen sich. Sie sind sich ihrer Identität als Seppel794DZ und Kollegen bewußt…
    Und im nächsten Moment sind sie Jordel von Hamerlane.
    Jordel von Hamerlane, der nicht weiß, daß andere Wesen seine Identität angenommen haben, daß sie sehen, was Jordel sah, daß sie wissen, was Jordel wußte. Daß sie dort sind, wo Jordel gewesen war…
    Hoch oben im Turmzimmer. In solchen Höhen verspürt er normalerweise ein Gefühl des Überschwangs und würdigt die Kräfte, die solche großen, himmelstürmenden Strukturen ermöglichen. Heute verspürt er nur Niedergeschlagenheit, Frustration und Zorn. Draußen, vor den Fenstern, treibt ein Sommerwind Wolken vorbei. In der Ferne sieht er schimmernde Banner auf Zinnen, das Flattern vom Wind geblähter Flaggen. Dies ist die Brannigan-Galaxität, das Herz der Menschheit.
    Am Fenster steht Orimar Breaze; seine Silhouette zeichnet sich gegen die jagenden Wolken ab. Er ist ein stattlicher Mann mit silbernem Haar und aristokratischem Profil. Die Gruppe hat sich in seinem Quartier versammelt, an diesem wichtigen Ort, in diesem Apartment im obersten Stockwerk des höchsten Turms, in diesem Apartment, das sich sogar noch oberhalb des Zinnen-Studierzimmers befindet, in dem die Versammlungen des Große-Frage-Komitees stattfinden. Und der stattliche Orimar Breaze verzieht spöttisch das Gesicht, während er sich anhört, was Jordel zu sagen hat.
    Jordel spürt, wie die Zunge die spröden Lippen berührt, während er eindringlich spricht: »…müssen gegen die Weigerung protestieren, die Spezifikationen zu akzeptieren! Wir dürfen das nicht riskieren!« Er schluckt und versucht die Panik zu unterdrücken, die ihn in Gegenwart dieser ignoranten, unwissenschaftlichen… Idioten zu überkommen droht.
    Er erkennt keinerlei Verständnis im Gesicht von Orimar Breaze, auch nicht in den Gesichtern von Mintier Thob und Therabas Bland, die bereits den Mund aufgemacht haben, um Einwände vorzubringen.
    »Lieber Junge…«
    So spricht Mintier Thob und setzt dieses überhebliche mütterliche Lächeln auf. Obwohl sie damit viele Leute von ihrer scheinbaren Vernunft und Aufrichtigkeit zu überzeugen vermag, verfängt ihre Masche bei Jordel nicht mehr:
    »Sie verlangen also, daß unsere Muster bis auf die vollautomatische alljährliche Aktualisierung in Stasis verbleiben, wenn wir in den Kern von Woanders gehen.
    Glauben Sie mir, lieber Junge, wir verstehen, was Sie sagen. Allerdings ziehen wir es vor, daß unsere Muster nicht in Stasis verbleiben und daß sie nicht automatisch korrigiert und aktualisiert werden, sondern nach Belieben.«
    Sie lächelt, während sie spricht: ruhig, prägnant, und sie kommt scheinbar auf den Punkt, während sie ihn in Wirklichkeit nur streift. Auf diese Art hat sie schon viele heikle

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