Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
sagte sie und schaute über die Schulter auf das Kind. »Ist dir schon aufgefallen, daß sie das einzige Kind hier ist? Sie wirkt ganz verloren und scheint sich zu fürchten. Die Frau neben ihr weint, versucht aber, das zu verbergen. Sie weiß mehr als das Kind.«
    »Ekelhaft«, sagte Danivon, dem wieder der vertraute Gestank in die Nase stieg.
    »Sie kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Das Mädchen?« Danivon grinste sarkastisch. »Natürlich. Sie sieht aus wie du. Oder wie du wahrscheinlich ausgesehen hast, als du in ihrem Alter warst.«
    Die Ähnlichkeit war wirklich frappierend. Nicht was den Teint betraf, doch ansonsten war sie der kleinen Fringe fast wie aus dem Gesicht geschnitten. Fringe hatte sich in diesem Alter oft gefürchtet. Und seitdem auch, gestand sie sich ein und wechselte das Thema. »Die Sache mit dem verlorenen Ring«, murmelte sie. »Das hast du gut gemacht. Sie waren verblüfft.«
    »Ich habe es gerochen, trotz dieses Gestanks«, sagte er. »Manchmal habe ich einen Riecher für so etwas.«
    »Und was geschieht, wenn du Gefahr riechst?«
    »Dann werde ich laut schreien, und wir hauen ab«, sagte er ernsthaft. Doch dann blinzelte er ihr zu und streichelte ihr die Wange, worauf sie errötete. Es hatte keinen Sinn, ihr zu sagen, daß er schon den ganzen Tag Gefahr roch.
    Hinter ihnen unterhielten Curvis und die Zwillinge die Leute. Sie führten Taschenspielertricks vor und andere Zaubertricks und rissen Witze, über die das Publikum lachte, wenn auch gedämpft. Als die beiden Gruppen die Hälfte der Tische abgearbeitet hatten, riefen viele der Hoch-Houm sie schon beim Namen und scherzten mit ihnen, ebenso die Murrey.
    Die fröhliche Stimmung hielt jedoch nicht lange an. Von draußen ertönte ein langgezogenes Heulen, das von den Chimi- Hunden an den Toren aufgegriffen wurde und sich zu einem Crescendo steigerte. Die Festgäste verstummten schlagartig, und diese ängstliche Stille wurde von einem Trommelwirbel unterbrochen, der an eine Geröllawine erinnerte. Die Echos erstarben, und Staub rieselte in spiralförmigen Schwaden von den Dachsparren herab. Der Frohsinn war zu Ende. Die Houm saßen verschüchtert und mit starren Gesichtern an den Tischen. Die Mitglieder der Schauspieltruppe schlenderten in die Ecke zurück, wo sie von Jory und Asner erwartet wurden. Sie versanken gerade noch rechtzeitig in der Anonymität, als Houdum-Bahs Gefolge durchs Tor kam.
    An der Spitze ein Dutzend Trommler, die auf ausgehöhlten Baumstämmen herumhämmerten, die jeweils von vier Mann getragen wurden. Dann kamen hünenhafte Männer, die bis zu den Zähnen bewaffnet waren und bei denen nur das Weiße in den Augen zu sehen war, wie bei Tieren in Panik. Die ärmellosen Hemden standen offen bis zum Bauchnabel, Arme und Brust waren mit roten, violetten und schwarzen Mustern tätowiert; die Finger, von denen jeder mit einer anderen Farbe bemalt war, krümmten sich in komplexen Bewegungen, während die Hunde sich in ihrer geheimen Zeichensprache unterhielten.
    Der Translator in Danivons Kappe identifizierte die Zeichen und flüsterte ihm die Bedeutung ins Ohr. »Wer hat den verdammten Tisch dort oben hingestellt. Houdum-Bahs Tisch? Natürlich Houdum-Bahs Tisch! Was meinste, wer?« Dann schnellere Signale. »Sind sie hier? Sie sind hier. Na, die werden sich wundern!«
    Danivon, der feindselige beziehungsweise hämische Blicke auffing, glaubte, daß dieser letzte Austausch sich auf die Angehörigen der Schauspielertruppe bezog, und sein Mißtrauen wuchs.
    Houdum-Bah selbst schien beim Anblick des erhöhten Tischs keinen Verdacht zu schöpfen. Er bedeutete den Trommlern, in Reihe vor der Plattform anzutreten, während er seinen fetten Wanst hinaufwuchtete und auf den mittleren Stuhl plumpste. Sofort eilten Murrey mit Fleisch, Getränken und Brot herbei. Ein halbes Dutzend von Houdum-Bahs Männern erklomm die Plattform und nahm auf beiden Seiten von ihm Platz, während die Houm, die an den Tischen direkt vor der Plattform saßen, ihre Plätze für die restlichen Mitglieder des Gefolges räumten. Nach kurzer Zeit hatte das Gefolge Platz genommen, wobei die verdrängten Houm mit gezwungenem Lächeln zu den Toren gingen. Sie verhielten sich möglichst unauffällig, gingen jeweils zu zweit oder zu dritt durch das Tor und verschwanden ohne ein Wort.
    Zögernd setzte das Orchester wieder ein.
    »Was nun?« fragte Bertran. »Zurück zu den Tischen?«
    »Noch nicht«, sagte Jory. »Sollen sie erst mal mit dem Essen anfangen. Dann

Weitere Kostenlose Bücher