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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Themen mit ignoranter Selbstgefälligkeit erhellt. Wie auch jetzt. Selbstsicher und mit warmer, mütterlicher Stimme buhlt sie um die Zustimmung der anderen.
    Und bekommt sie auch. Ja, sagen Breaze und Bland und Cling. Wir ziehen unsere Handlungsfreiheit deiner Automatik vor, lieber Junge. Ja, das tun wir.
    »Dann begreift ihr die Implikationen nicht«, ruft er und tut ganz undiplomatisch die Wahrheit kund.
    »Nein, mein Junge!« quäkt Therabas Bland, eine dürre, alte Henne, deren gelifteter, mit Synthohaut bespannter Körper mit dem Straßschmuck und den fließenden Kleidern ihrer Kindheit behängt ist, was ihr jedoch nicht unbedingt zum Vorteil gereicht. Schönheit und Anmut bedeuten ihr nichts mehr, sagt sie oft, nicht nachdem die Geheimnisse des Universums sich ihr erschlossen haben. Sie ist Mathematikerin und stolz auf ihren Verstand. Sie hält es für ausgeschlossen, daß er sie jemals im Stich läßt. Ihre Gedanken müssen korrekt sein, ansonsten würde sie sie nicht denken. Also zeigt sie mit dem Finger auf ihn und sagt mit keckernder Stimme: »Mein Junge, wir sollten es wirklich in einfachen Worten sagen. Wir haben nicht vor, einer Heldin aus einem Märchen nachzueifern und für ein paar hundert Jahre zu schlafen. Das verstehen Sie doch sicher!«
    Was könnte Jordel noch sagen, das er nicht schon tausendmal gesagt hat? »Sie reagieren aus dem Bauch heraus. Mein Instinkt sagt mir das gleiche. Das ist aber nicht die richtige Vorgehensweise, zumal die Weiterungen gravierend sind.«
    »In welcher Hinsicht?« Orimars linker Nasenflügel bebt leicht; Orimar, der niemals sachlich argumentiert, sondern nur seine eigene Position und die seiner Bündnispartner vertritt. Und seine Loyalität in dieser Auseinandersetzung gilt Thob und Bland.
    »Fehler«, hört Jordel sich rufen; er hofft, mit diesem Wort etwas zu bewirken. »Fehler werden sich einschleichen. Wenn Aktualisierung und Korrektur im Ermessen einzelner Bewußtseine stehen, riskieren wir eine Fehlerpotenzierung.«
    Nun ertönt auf der anderen Seite des Raums ein raspelndes Schnauben, als Subble Cling seinen unförmigen Wanst von einem halbverborgenen Stuhl wuchtet und ein raubtierhaftes Grinsen aufsetzt, bei dem Jordel schaudert. Cling hat sich sein Leben lang mit Organismen beschäftigt, die negativer Stimulation ausgesetzt waren, mit Überleben und Mortalität unter Stress und der evolutionären Antwort auf Agonie. Cling ist ein Gelehrter des Schmerzes. Seine Position an der Galaxität wird zwar hin und wieder angefochten, doch hinter vorgehaltener Hand sagt man, daß er sich der Gunst des allmächtigen Kanzlers erfreue. Es geht das Gerücht um, daß unaussprechliche Abkommen zur Erlangung der Macht getroffen wurden, doch trotz dieser Spekulationen ist er hier, einer der Erwählten von Brannigan.
    »Sie sagen also, wir seien nicht vertrauenswürdig.« Er hebt die Hände, dreht die Handflächen nach außen und wendet sich mit dieser spöttischen Geste an die Damen und an Orimar.
    Jordel räuspert sich. »Ich sage nur, daß wir alle Menschen sind.«
    »Von denen ein paar aber viel unfehlbarer sind als andere«, bemerkt Mintier Thob. »Was sicher auch für die Dozenten der Brannigan-Galaxität gilt. Sie sind doch einer von uns, Jordel. Haben Sie denn keinen Stolz? Haben Sie denn kein Vertrauen zu sich selbst?«
    Jordel berücksichtigt den Aspekt des Stolzes. Orimar ist ein Narziß. Er wird den Kern benutzen, um sich selbst zu beweihräuchern. Thob ist ungemein selbstgefällig. Sie wird in den Kern gehen, weil sie sich ein Universum ohne sie nicht vorzustellen vermag. Bland hält sich für unfehlbar. Für sie stellt der Kern ein neues Universum dar, in dem es Ordnung zu schaffen gilt. Und Cling… Clings rastloses Bewußtsein spielt mit Leben und Tod. Er wird in den Kern eingehen, weil er ihm neue Varianten des Lebens und des Todes bietet. Diese Gründe würden sie zwar nie nennen, doch Jordel kennt seine Pappenheimer. Dennoch hat er noch Hoffnung und sagt leise: »Natürlich mißtraue ich mir, verehrte Professorin. Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt.«
    »Genug, Jordel!« braust Subble Cling auf. »Wenn Sie von Selbstzweifeln geplagt werden, dann machen Sie das mit sich selbst aus. Verschonen Sie uns damit, um der Menschheit willen!«
    »Gerade um der Menschheit willen werde ich Sie nicht damit verschonen«, entgegnet Jordel dezidiert. »Die Zeit in der Matrix gleicht nicht der Zeit in der Außenwelt, sondern eher einem Traum. Episoden, die sich scheinbar

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