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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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erkannte; Boarmus hielt das für wahrscheinlicher. Dennoch, Jacent hatte Metty Sympathien entgegengebracht, und Boarmus sagte ihm in schonungsloser Offenheit, was Metty zugestoßen war und was ohne Zweifel ihnen allen widerfahren würde, wenn das Ding oder die Dinger im Kern nicht gestoppt würden.
    »Ich weiß nicht, wie wir dem überhaupt ein Ende machen sollen«, hatte der Junge mit einem Ausdruck der Scham im Gesicht geflüstert.
    »Ich weiß es auch nicht. Vielleicht gelingt es uns, seine Aktivitäten zu verlangsamen, mehr nicht. Damit wir uns eine Atempause verschaffen. Es sei denn, du hättest eine bessere Idee…«
    Die Jacent natürlich nicht hatte. Er wäre nicht einmal in der Lage gewesen, den aktuellen Plan zu entwickeln.
    »Vergiß nicht…« – Boarmus legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und drückte fest zu, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen –, »daß du nur ein Normalbürger bist. Jemand, der sich Sorgen macht wegen dieser Sache.«
    »Und wenn es uns tötet?«
    »Dann sind wir eben tot«, sagte Boarmus gleichmütig. »Und vielleicht sogar besser dran.«
    Sie warteten nicht erst, daß die Geister zu ihnen kamen. Nachdem der Verkehr in Toleranz in den Nacht-Modus gewechselt hatte, folgte Jacent dem bulligen Mann in den geheimen Schacht und nach unten in den kahlen Raum. Sie durchquerten ihn und gingen durch den gewundenen Korridor zum Kern. Er war leer. Niemand hielt sich dort auf.
    »Es wird sich schon etwas zeigen«, sagte Boarmus und drückte einen Hebel nach unten. Die verzweigte Struktur unter ihm strahlte ein Signal ab: Zeit für den Bericht. Der Kommandeur ist anwesend.
    »Woher kommt es?« flüsterte Jacent.
    »Von irgendwoher«, murmelte Boarmus. »Von irgendwoher, Junge. Um die halbe Welt. Mach dir nicht in die Hose. Mach einen unterwürfigen Eindruck.«
    Das fiel ihm nicht schwer. Er war unterwürfig. Er fuhr zusammen, als die Stimme aus der Wand drang.
    »Boarmus«, sagte sie leise. Es war nicht die Stimme des Schluckers. Eine der weiblich klingenden Stimmen.
    »Ich habe darüber nachgedacht, was du das letztemal zu mir gesagt hast«, sagte Boarmus und legte Jacent die Hand auf die Schulter.
    »Es befindet sich eine unautorisierte Person bei dir.«
    »Richtig. Sie soll als Beispiel dienen.«
    »Als Beispiel wofür?«
    »Als Beispiel für die Ehrfurcht, welche die Leute von Toleranz euch entgegenbringen«, sagte Boarmus. Jacent zitterte unter seinen Fingern. Sehr gut, sagte Boarmus sich. Der Junge soll ruhig fast vor Angst vergehen, solange er nur seine Rolle spielt. »Er ist ein gewöhnlicher Bürger von Toleranz. Kein Kommandeur. Kein Mitglied des Inneren Kreises.«
    »Bringt er mir Ehrfurcht entgegen?«
    Boarmus schüttelte ihn. »Bringst du… äh… ihr… Ehrfurcht entgegen, Junge?«
    »O ja.« Jacent zitterte. »Ja, das tue ich.«
    »Und Verehrung?«
    Jacent nickte, und Boarmus mußte ihm einen Knuff versetzen, damit er laut sprach. »O ja.«
    »Was glaubt er, wer ich bin?« fragte die Stimme streng.
    ›Jetzt‹, signalisierten Boarmus’ Finger fast freudig. Er hatte schon bezweifelt, daß die Kommunikation diesen Punkt überhaupt erreichte; nun hatte er diese Klippe umschifft.
    »Nun«, sagte Jacent. »Manche Leute halten Sie für einen Gott. Andere wiederum nicht.«
    (Guter Junge.)
    »Und weshalb nicht?« Die Stimme klang noch immer neugierig, nicht verärgert.
    »Nun«, sagte Jacent, »weil Gott allwissend ist. Gott weiß die Antwort auf alle Fragen. Wenn Sie ein Gott sind, müßten Sie auch die Antwort auf die Große Frage wissen. Ich meine, wenn Sie wirklich ein Gott sind, werden Sie diese Frage beantworten. Dann wird jeder wissen, daß Sie ein Gott sind. Jeder wird es wissen.«
    »Woher willst du denn wissen, ob ich die Frage nicht schon beantwortet habe?« sagte eine andere Stimme, in der Verärgerung und Mißfallen mitschwangen. Boarmus ließ die Hand auf der Schulter des Jungen liegen und hielt ihn fest. Nicht einmal bei dieser Stimme handelte es sich um die widerwärtige Stimme des Schluckers. Der Schlucker mußte anderweitig beschäftigt sein.
    »Sie haben es uns gesagt«, sagte Jacent mit fester Stimme. »Damit wir auf die Erfüllung unseres Schicksals hinarbeiten. Sehen Sie, deshalb wissen wir auch, daß alle Götter vor Ihnen falsche Götter waren, denn sie klärten uns nie über unser wahres Schicksal auf. Wenn Sie es uns nun sagen, werden Sie der einzig wahre Gott sein. Und weil die Antwort so offensichtlich sein wird, werden wir alle damit

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