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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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ihn oder es gesehen. Ich habe ihn für real gehalten.«
    »Das dachte ich auch«, pflichtete Jory ihnen bei und machte es sich mit einem müden Seufzer bequem. »Was mich beträchtlich erstaunte. Ich hatte wohl mit einem Angriff gerechnet, aber nicht aus dieser Ecke! Ich hatte nicht erwartet, daß ihr Teufelsgott real wäre!«
    »Was hatten Sie denn erwartet?« fragte Nela und setzte sich hin.
    »Normalerweise beschwören die Derbeck’schen ihre Götter durch Fasten und Singen, durch Erschöpfung, Trance und Schwaden von halluzinogenem Rauch, der von den Altären aufwallt. Zumindest haben sie das bisher so gehalten, und die Priester haben ordentlich davon profitiert. Was hatte diese Priester dazu bewogen, ihr dabbo-dam abzuhalten?«
    »Wahrscheinlich dasselbe, das sie mit dem Geist der Eroberung infiziert hat«, sagte Asner nachdenklich.
    »Daran besteht kein Zweifel. Etwas Feindseliges und Böses«, sagte Jory. »Und was auch immer es ist, es befindet sich nicht nur in Derbeck, sondern erstreckt sich über ganz Woanders. Latibor und Cafferty haben danach gesucht. Asner und ich haben ebenfalls nach Hinweisen gesucht. Der Große Drachen befaßt sich auch damit. Bis heute abend hatten wir nur die Spuren der Bestie gesehen – Schmerz, Folter, Gewalt, das Schlimmste, wozu die Menschen fähig sind, und das noch potenziert –, aber die Bestie selbst hatten wir nicht gesehen! Und selbst heute abend hat sie eine Maske getragen!«
    »Die Besessenen«, sagte Fringe. »Bevor wir zu dieser Reise aufbrachen, sagte Danivon, daß wir vielleicht Besessenen begegnen würden!«
    Die beiden alten Leute sahen sich erstaunt an. »Besessene?« fragte Jory. »Was meinst du mit ›besessen‹?«
    »Etwas, das von den Göttern von Hobbs Land besessen ist«, sagte Curvis mit fester Stimme. »Etwas, das nicht mehr menschlich ist.«
    Jory und Asner wechselten Blicke. Asner wollte etwas sagen, doch Jory bedeutete ihm zu schweigen. »Wie überaus interessant«, sagte sie.
    »Es wäre eine Tragödie«, sagte Fringe, »wenn sie hier wären, denn nur hier haben wir…« Sie hielt die Luft an und schaute auf das Mädchen, das neben ihr auf dem Deck lag.
    »Die Vielfalt bewahrt«, beendete Curvis den Satz in zornigem Tonfall. »Die Fringe nun weniger in Ehren hält als noch heute nachmittag.«
    »Bei diesem Mädchen ist das etwas anderes«, murmelte Fringe. »Du weißt nicht…« Sie verstummte verwirrt.
    Bertran sah zum Himmel empor und sagte: »Fringe wollte damit sagen, daß diese Situation eine ganz andere ist. Als wir aufwuchsen, lernten Nela und ich auch, daß unsere Situation eine ganz andere war. Wir legen die Gesetze und Gebräuche in unserem Sinne aus.«
    »Die anderen Leute müssen die Regeln aber befolgen«, sagte Nela mit einem schiefen Grinsen. »Sie sind nämlich ohne Ausnahme unmoralischer, schlechter informiert und ethisch weniger motiviert als wir.«
    »Halt den Mund!« murmelte Fringe. »Verdammt, ich bin doch nicht blöd! Ihr macht euch über mich lustig. Ihr solltet verstehen, weshalb ich sie mitgenommen habe!«
    »Das verstehen wir doch auch«, sagte Nela zerknirscht. Sie biß sich auf die Lippe und warf Bertran einen Seitenblick zu.
    »Das wollte sie damit sagen«, wandte er sich an Fringe. »Sie will… wir wollen uns für unser… fehlendes Verständnis entschuldigen. Wir wollen damit sagen, daß wir dir nicht vorwerfen… daß du das tust, was auch immer du glaubst tun zu müssen.«
    »Ihr macht mir Vorwürfe, wenn ich es nicht tue«, sagte Fringe mit müder Stimme. »Und wenn ich es tue, macht Curvis mir Vorwürfe. Und Danivon.«
    Jory nickte. »Das stimmt zwar, aber nur deshalb, weil Curvis und Danivon Probleme vorhersehen. Sie wären auch Narren, wenn sie das nicht täten. Wenn sie nichts gegen dich unternehmen, machen sie sich zu Komplizen, denn die Nachricht von deiner Aktion wird Toleranz erreichen, falls sie nicht schon dort angekommen ist.«
    Fringe war einfach zu müde, um darauf zu antworten. Sie wußte selbst nicht einmal, was sie getan hatte und weshalb sie es getan hatte. Sie verspürte Sehnsucht nach Zasper. Er hatte das gleiche getan, was sie getan hatte. Er würde wissen, was zu tun sei. Vielleicht aber auch nicht!
    Niemand hatte gesehen, wie Zasper das Gesetz gebrochen hatte. Zasper hatte es heimlich getan und Stillschweigen darüber bewahrt. In Fringes Fall war das nun nicht mehr möglich. Jeder wußte, was sie getan hatte. Und sie hatte Zaspers Name in aller Öffentlichkeit erwähnt. Sie war so

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