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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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nächsten Sperrturm und klinkten die Kette aus, woraufhin die Taube durch den Kanal zum Fluß gestakt wurde. Dort angekommen, legten die stärksten Ruderer sich in die Riemen, um die Taube ins Fahrwasser zu manövrieren, während das Boot wieder an Bord genommen wurde. Die Segel wurden gesetzt, und die Taube durchpflügte von neuem den Fluß Fohm.
    Auf Deck, inmitten dieses Trubels, beugte Fringe sich über die bewußtlos am Boden liegende Alouez; sie hatte in beiden Händen eine Waffe und hielt Danivon und Curtis damit auf Distanz. Sie ließ sie nicht an das Mädchen heran und gab ihnen auch keine Erklärung für ihr Verhalten. Welche Erklärung hätte sie ihnen auch geben sollen? Wie sollte sie ihnen vermitteln, daß sie diesen verlorenen Ausdruck schon einmal gesehen hatte, daß sie dieses quälende Gefühl der Hilflosigkeit selbst schon erlebt hatte. Wie sollte sie ihnen verständlich machen, daß ihr Motiv in gewisser Weise Selbsterhaltung war. Sie wollte das Kind genauso wenig aufgeben, wie sie sich selbst aufgeben wollte, ohne daß sie wußte, weshalb das so war. Sie verstand es selbst nicht.
    »Uns beide schaffst du nicht«, drohte Curvis. »Gib sie mir. Ich nehme das Boot und bringe sie an Land, solange noch Zeit dazu ist.«
    »Ich schaffe euch und noch zehn weitere Beauftragte«, knurrte Fringe.
    »Laßt Fringe in Ruhe«, sagte Jory zu den beiden Männern. »Laßt sie in Ruhe!«
    Danivon fluchte deftig.
    »Laß sie in Ruhe«, sagte Jory erneut. »Sie tut nur das für dieses Kind, was früher jemand für dich getan hat.«
    »Reden Sie keinen Unsinn, alte Frau. Erwarten Sie von mir, daß ich Ihnen das glaube…«, knurrte er.
    »Ja«, sagte sie und wies auf den Schatten der Aufbauten, wo die beiden Parias standen. »Ich sage dir, das ist Latibor Luze, der dich gezeugt hat; und das ist Cafferty Luze, die dich geboren hat. Sie lebten in Molock, als du geboren wurdest, und sie waren immer noch dort, als du im Tempel geopfert werden solltest. Sie haben dir das Leben gerettet, und dann hat Zasper Ertigon dir noch einmal das Leben gerettet. Er hat alles für dich riskiert.« Sie schüttelte warnend den Kopf und wandte sich an Fringe. »Stimmt der Name?«
    »Ja, Zasper Ertigon«, bestätigte Fringe erschöpft. »Und ich habe mein Versprechen gebrochen, es niemandem zu sagen.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie sah die beiden Männer mit festem Blick an.
    Ungläubig starrte Danivon die beiden Parias an und warf die Hände in die Luft. »Das ist doch verrückt! Ich habe keine Zeit für so etwas! Wir sollten Drachen aufspüren, und wir haben die Drachen gefunden! Darauf sollten wir uns konzentrieren!«
    »Das sind nicht die Drachen, nach denen ihr sucht«, sagte Jory mit fester Stimme. »Glaube mir.«
    »Weshalb sollte ich Ihnen glauben?« schrie er.
    Latibor nahm etwas von seinem Hals ab und gab es ihm. »Überzeugt dich das?« murmelte er und sah dem jüngeren Mann ins Gesicht.
    Zögernd nahm es das Ding und beugte sich vor, um es zu begutachten. Curvis riß ein Streichholz an.
    »Mein Medaillon«, sagte Danivon und faßte sich an den Hals. Sein Medaillon hing dort, wo es immer hing.
    »Es ist nicht deins«, sagte Cafferty leise. »Es gehört Latibor. Jory hat jedem Menschen, den sie ausgewählt hat, eins gegeben. Sie bezeichnet es als Schmuckstück, aber es dient als Erkennungsmerkmal.«
    »Was stellt es dar?« fragte Danivon.
    »Den Großen Drachen, auf dem die Prophetin reitet«, sagte Jory pikiert. »Cafferty hat recht. Es ist ein Schmuckstück. Einst war ich eine Prophetin.«
    »Ich habe es immer als Versprechen betrachtet«, sagte Cafferty, »daß der Große Drachen uns in großer Bedrängnis zu Hilfe kommt, wie er es heute abend getan hat. Ich hatte dir mein Medaillon umgehängt, bevor wir dich in dem Schiff versteckten, das dich aus Molock fortbrachte.«
    »Großer Drachen, Großer Drachen«, rief Nela, »was ist das? Woher kommt er? Woher kommen sie alle?«
    »Der Große Drachen ist ein Freund von mir«, beruhigte Jory sie. »Die kleinen Drachen, die ihr gesehen habt, sind seine Ururenkel. Sie haben die Macht, sich nach Belieben zu zeigen oder nicht, und bis heute abend hatten sie sich entschieden, sich nicht zu zeigen. Sie stellen keine Gefahr für euch dar, für keinen von euch, und sie sind nicht die Drachen, nach denen ihr sucht. Die Drachen, die ihr sucht, wurden jenseits der Mauern von Thrasis gesehen, und sie stellen etwas ganz anderes dar.«
    »Ist er hier auf dem Schiff gewesen?«

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