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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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erwartet von ihnen, daß sie sich selbst ernähren, weil sie den Besitzern mißfallen haben, die ansonsten für ihre Verpflegung aufkommen.« Bei ihrer Annäherung wurden die breiten Tore aufgestoßen und gaben den Blick auf einen leeren Gang frei.
    Nur daß der Korridor nicht leer blieb. Frauen schwärmten aus wie Bienen aus einem Bienenstock, strömten aus Türen und wälzten sich Treppen hinunter. Während Jory und die Luzes die Korridore entlanggingen, folgten die Frauen von Thrasis ihnen wie ein summender Bienenschwarm. Als sie den Zentralhof erreicht hatten, waren sie von einer murmelnden Menge umgeben. Die Frauen knieten nieder und starrten sie an, als ob sie sich in Engel aus Feuer verwandelt hätten.
    »Hält man euch hier gefangen?« fragte Jory mit sanfter Stimme.
    »Wir sind die Töchter des Propheten«, murmelten einige, drehten den Kopf und sahen sich unter den mit Scheuklappen versehenen Korbhelmen an.
    »Aber ihr werdet hier gefangengehalten?«
    »An uns erfüllt sich das Schicksal der Frauen«, sagte eine verdutzt. »Dieser Ort ziemt uns.«
    »Ich frage noch einmal, hält man euch hier gefangen?«
    »Oh, bei meinen Brüsten und meiner Gebärmutter, ja, wir werden hier gefangengehalten«, ertönte da eine schrille Stimme. »Ich bin Haifazh, und das ist meine Tochter Shira, und was diese Duckmäuser auch sagen – ja, wir sind Gefangene und Sklavinnen, und wenn sie dessen nicht überdrüssig sind, ich bin es.«
    Jory lächelte. »Nun, Haifazh, dann bist du es, der ich Neuigkeiten bringe; und die anderen mögen meine Worte hören oder auch nicht. Ich weise den Frauen von Thrasis den Weg in die Freiheit.«
    Kurz und prägnant verkündete sie ihre Botschaft. Ein paar der Frauen ergriffen die Flucht. Sie preßten die Hände auf die Ohren, um die Häresie nicht zu hören, blieben aber gerade noch in Hörweite stehen. Die anderen unterbrachen Jorys Ausführungen mit kleinen Schreien. Haifazh selbst hörte aufmerksam und schweigend zu.
    Nachdem sie ihre Rede beendet hatte, nahm Jory Haifazh bei der Hand und fragte: »Gibt es Frauen, die zwischen den Türmen und den Kemenaten in der Stadt pendeln?«
    »Hebammen«, sagte Haifazh. »Und Inspektorinnen für die Auktionen.«
    »Du wirst dafür sorgen, daß sie die Nachricht vernehmen.«
    »Sie werden sie schon vernommen haben«, sagte Haifazh. »Es gibt keine Geheimnisse in der Welt der Frauen. Wir haben zu wenig Unterhaltung, um eine solche Gelegenheit zu versäumen.«
    Die drei Reisenden gingen zu den anderen Türmen weiter, wobei sie bei jedem für kurze Zeit verweilten und kehrten dann am frühen Abend zur Taube zurück, wo Zasper schon ungeduldig wartete.
    »Wo seid ihr gewesen?« fragte er.
    »Bei den Türmen; wie ich es gesagt hatte«, sagte Jory. »Wir haben ein paar rebellische Seelen gefunden. Rebellion bedingt Intervention, meinst du nicht auch? Nicht daß Nela zustimmen würde (arme Nela), aber Bertran vielleicht schon. Also haben wir den Frauen von Thrasis gepredigt. Wenn diese Dinger, die uns verfolgten, erst einmal über das Wasser kommen, werden die Frauen die ersten Opfer sein. Ich stelle mir den fleischgewordenen Gott von Thrasis vor! Die Frauen würden wie die Fliegen sterben – zumal sie das ohnehin schon tun.«
    »Und was haben Sie gepredigt, Jory?«
    Jory lächelte ihn an. Es war ein bittersüßes Lächeln. »Den Gefangenen habe ich Flucht gepredigt, Zasper Ertigon. Wie deine Freundin Fringe schon sagte: ›Man muß den Leuten einen Ausweg lassen.‹«
    »Nun, was auch immer Sie gepredigt haben, kommen Sie an Bord. Ihre Einmischung in Thrasis hat die Bevölkerung in Aufruhr versetzt. Die Wachen am Ufer müßten jeden Moment Verstärkung erhalten, und der Kapitän will in tieferem Wasser ankern, wo wir weniger gefährdet sind.«
    Nachdem sie an Bord gegangen waren, führte Curvis sie zu der Stelle auf dem Deck, wo er und Danivon saßen. Ihr Blick war auf das Taschenhörnchen auf Curvis’ Knie gerichtet.
    »Hat es etwas Interessantes getan?« fragte Jory.
    »Hören Sie zu«, sagte Danivon. »Vielleicht wird es die Worte wiederholen.«
    Das Hörnchen nagte derweil einen Keks kreisförmig ab. Nachdem es einen perfekten Rundling hergestellt hatte, stupste es ihn mit einer winzigen Pfote an und fragte beiläufig: »Wo sind wir?«
    Es war Bertrans Stimme, schwach und traurig.
    Cafferty wollte etwas sagen, wobei Curvis ihr jedoch mit einer Geste bedeutete, zu schweigen.
    »In einer Höhle«, sagte das Hörnchen mit Fringes Stimme. »In einem

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