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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Bedürfnis, sich mit ihr zu unterhalten, sofort oder später. Eher später. Wenn Danivon einmal nicht wie eine Klette an ihm klebte. »Und wo ist Ihr Zuhause?« fragte er sie.
    Sie wies nach Westen, flußaufwärts.
    Zasper und Danivon wechselten Blicke. Danivon hob die Hände, drehte die Handflächen nach außen und nahm Witterung auf. Dann drehte er eine Hand, in diese und jene Richtung. Er wußte es nicht. Er roch nichts.
    Zasper seufzte und kratzte sich am Hinterkopf. »Frauen ist es nicht gestattet, sich in dieser Provinz frei zu bewegen.«
    »Die Dinger, die uns folgten, sind noch nicht auf dieser Seite des Flusses«, sagte Jory, »und ich habe hier noch etwas zu erledigen.«
    »Er will Ihnen damit sagen, daß Sie getötet werden«, sagte Danivon mit tonloser Stimme, während er vom Oberdeck der Taube nach unten kam. »Die Diener des Propheten werden euch alle töten. Frauen haben sich in den Kemenaten ihrer Besitzer aufzuhalten oder in den Türmen, und nirgendwo sonst.«
    »Der Große Drachen begleitet uns«, sagte Jory. »Zumal ich nicht glaube, daß die Diener des Propheten uns in die Quere kommen werden. Ich hätte euch gefragt, ob ihr mitkommen wollt; allerdings seid ihr Beauftragten schon in ganz Thrasis bekannt. Zweifellos bevorzugt ihr Männergespräche. Oder sind es Beauftragten- Gespräche?Wie auch immer, wir überlassen es euch.«
    Sie faßte Cafferty und Latibor an den Händen und ging von Bord.
    »Weshalb tun wir das?« fragte Cafferty Jory.
    »Der Große Drachen kommt«, murmelte Latibor.
    Sie sahen den Großen Drachen nicht, obwohl sie eine Präsenz neben sich spürten, als sie das Schiff verließen und am Ufer entlanggingen. Sofort wurde ihnen der Weg von wütenden Männern verstellt, die herumbrüllten und mit Krummsäbeln herumfuchtelten; doch plötzlich verloren sie die Lust an einer Auseinandersetzung und rannten zur Stadt zurück, ohne sich noch einmal umzuschauen. Die Luzes und Jory wunderten sich nicht darüber.
    »Diese Gebäude werden noch immer ›Türme‹ genannt«, sagte Jory in oberlehrerhaftem Ton, als sie sich einem Ensemble komplexer Strukturen näherten, die sich weitgehend glichen. »Obwohl es sich nicht um Türme im architektonischen Sinne handelt.«
    Der Komplex war mit hohen Mauern eingefaßt, die von Toren mit der Patina des Alters durchbrochen waren. Als sie sich den Toren näherten, flohen die Wachen, und die Tore wurden aufgestoßen. Jory marschierte mit den anderen im Schlepptau hindurch.
    »Der Hof der Entsorgung«, fuhr Jory in belehrendem Ton fort. »Alte Frauen wie wir, Cafferty, werden hierher gebracht, um zu sterben. Es wäre unschicklich, wenn sie unter den Augen von Männern stürben, die sie nicht besitzen. Und ihre Besitzer wollen das natürlich auch nicht sehen – also sterben sie hier, unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Die Religion von Thrasis verbietet Mord. Man gibt ihnen bloß nichts zu essen und zu trinken und überantwortet sie im übrigen der Gnade des thrasischen Gottes.«
    Sie ging über den weiten Hof, und die anderen folgten ihr auf Zehenspitzen. »Dahinter«, sagte sie und deutete in die entsprechende Richtung, »befindet sich der eigentliche Turm. Der Turm-Verwalter, der sein Amt vom Propheten kauft, ist berechtigt, ausgewählte weibliche Babies zu kaufen, sie aufzuziehen, ein paar von ihnen zu Musikerinnen und Tänzerinnen auszubilden und sie später als Gebärmaschinen oder Hostessen zu verkaufen. Wir werden aber nicht dorthin gehen. Ich habe im Haus der Wiedergutmachung etwas zu erledigen.« Sie steuerte auf ein niedriges Gebäude zu, an dessen Fenstern sich Frauen drängten. »Dies ist der Ort, wo Mädchen als Arbeiterinnen verkauft werden und wo Frauen, die sich für ihre Besitzer als unbefriedigend erwiesen haben, für befristete Zeit arbeiten dürfen.«
    »Unbefriedigend für ihre Besitzer?« fragte Cafferty. »In welcher Hinsicht unbefriedigend?«
    »Ach, wenn sie häßlich sind. Oder sexuell unattraktiv. Oder wenn sie eine Tochter anstatt eines Sohns bekommen. Oder wenn sie in Hörweite eines Mannes sprechen. Oder wenn ein anderer Mann ihr unverschleiertes Gesicht gesehen hat. Oder wenn sie zu einem Zeitpunkt menstruieren, der einem Mann ungelegen kommt. Oder wenn sie zum unpassenden Zeitpunkt gebären. Oder wenn sie krank werden. Oder alt werden.«
    Sie drehte sich um und wies in Richtung des Flusses. »Auf den ummauerten Feldern zur Rechten, die sich flußabwärts hinziehen, bauen die Frauen dieses Turms Nahrung und Fasern an. Man

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