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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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über den Kadaver stolperte. Nun hatte er die Mauer im Rücken und konnte sich den beiden anderen widmen. Eins auf dem Boden, zwei vor ihm, und wo waren die anderen beiden? Oder waren es von vornherein nur vier gewesen? Er schoß einen Fächer, und die beiden Gegner stießen schrille, metallische Schreie aus; sie waren nicht tot, aber kampfunfähig.
    Danivon rief, er würde kommen.
    Zasper hörte nicht, was ihm auf den Kopf fiel.
    Er wälzte sich schreiend auf dem Boden, als Danivon um die Ecke bog, und er schrie auch noch, als Danivon ihm die Kreatur vom Kopf entfernte.
    »Noch einer«, keuchte er. »Noch einer, irgendwo.«
    »Ich habe ihn schon erwischt, Zasper«, murmelte Danivon und tastete nach dem Verbandspäckchen am Gürtel. Zaspers Kopf war eine blutige Masse. »Das Biest war auf dem Dach, aber ich habe es erwischt.«
    »Hab ihn gar nicht gesehen«, sagte Zasper und fragte sich, weshalb er nichts sah. »Blut in den Augen.«
    Er hatte kein Blut in den Augen. Überall sonst, aber nicht in den Augen.
    »Ist von oben gekommen. Auf den Kopf gefallen.«
    »Sie klettern wie Spinnen.« Danivon fand die Kapsel, nach der er suchte und zerrieb sie zwischen den Händen. Er sah, wie die weiße Pulverwolke die Wunde bestäubte und sie mit einem Film überzog. Die Blutung wurde auf fast wundersame Weise sofort gestoppt.
    »Kalt«, sagte Zasper.
    Danivon streifte den Mantel ab und wickelte ihn um ihn. »Nur ein leichter Schock«, murmelte er. »Das geht vorüber.«
    »Zu alt dafür.« Zasper schloß die Augen.
    Danivon nahm Zasper in den Arm, um ihn zu wärmen. Er wartete, daß der Film seine heilende Wirkung entfaltete. Er enthielt das Breitband-Antibiotikum, nur für den Fall, daß diese Dinger vergiftet gewesen waren…
    Die Zeit verging. Zaspers Zustand schien sich nicht zu bessern. Er atmete schwer.
    Danivon griff nach dem Verbandspäckchen. Noch eine Dosis von dem Antibiotikum. Das müßte reichen. Er injizierte es Zasper und nahm ihn wieder in den Arm.
    »Dan…«
    »Ja, Zas. Ich bin bei dir.«
    »Sollten verschwinden.«
    »Wenn du dich bewegen kannst, Zas. Wir haben Zeit.«
    Die Zeit verging.
    »Dan…«
    »Zasper.«
    »Fringe… Wenn du Fringe findest… sie…«
    »Ich werde mich um sie kümmern. Ich verspreche es.«
    »Das kannst du nicht.« Er rang sich ein Wort nach dem anderen ab. »Sie gehört nicht zu dir… zu Jory. Du bringst sie zu Jory.«
    »Ich werde dafür sorgen, Zas.«
    »Gut. Guter Junge.«
    Ein schmerzerfüllter und ungläubiger Schrei drang vom Dorf herauf und brachte Danivon wieder zur Besinnung. Er saß noch immer auf dem Erdboden und wiegte Zasper in den Armen. Das Verbandspäckchen lag neben ihm, und der ganze Inhalt, einschließlich der leeren Ampullen, war auf dem Boden verstreut. Der Schrei hatte schon seit einiger Zeit angehalten, als Danivon merkte, daß Zasper nicht mehr atmete.
    Danivon stand auf, nahm den Mantel von Zaspers Körper und zog ihn selbst wieder an. Dann entfernte er das Abzeichen von Zaspers Schulter und steckte es zusammen mit Zaspers Waffen zu seiner eigenen Ausrüstung. Dabei stolperte er ein paarmal über die leeren Ampullen; anscheinend war die Wirkung des Antibiotikums alles andere als universell.
    An Zaspers Koppelgürtel hingen auch Brandsätze. Jeder Beauftragte trug sie am Körper. Kein Beauftragter wollte, daß seine Leiche geschändet wurde. Egal, auf welchem technischen Niveau die Verstümmelung erfolgte.
    Danivon legte die Brandsätze neben Zaspers Leiche, machte sie scharf und entfernte die Zündkapseln. Dann ging er, ohne sich noch einmal umzuschauen. Beauftragte blickten nicht zurück. Es war besser, das friedliche Gesicht in Erinnerung zu behalten als die weiße Flamme. Das war reiner Drill. Er hatte es geübt. Er hatte es auch schon für andere Kameraden getan. Er erwartete, daß man das gleiche auch für ihn tun würde.
    Die Schreie aus dem Dorf verhallten. Offensichtlich war etwas Tödliches in Bohnenfelder eingefallen. Er fuhr sich über den Mund, um den bitteren Geschmack loszuwerden und rannte die Rückseite des Hügels hinunter, an dessen Fuß er auf den in westlicher Richtung verlaufenden Höhenzug traf. Der steinerne Grat war wie eine Straße und ermöglichte ihm ein zügiges Vorwärtskommen.
    Irgendwann lehnte er sich gegen einen Felsen und brach in Tränen aus. Danivon, der sich nicht erinnerte, jemals um jemanden geweint zu haben, weinte bitterlich. Dann wischte er sich die Tränen aus den Augen und ging weiter. Er kannte den Drill. Er wußte

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