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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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beleidigt. »Wie kommst du zu dieser Annahme?«
    »Fringe sagte…«
    »Fringe ist schließlich keine Expertin«, knurrte Asner. »Außerdem, ist es nicht so, daß du und Nela auch vorher schon versklavt wart? Ihr seid als Sklaven geboren worden!«
    »Wer ist hier der Prophet«, grummelte Jory.
    »Nein«, rief Nela. »Ich war ein freier Mensch.«
    »Frei in welcher Hinsicht?«
    »Ich… ich konnte alles tun, was ich wollte.«
    Jory lachte und schüttelte den Kopf. »Hat man dich als Kind nicht gelehrt, daß es unterschiedliche Wertigkeiten gibt, daß dieser Glaube besser sei als jener? Hat man dir denn nicht gesagt, daß es wertvolle und minderwertige Dinge gibt? Daß Frauen und Männer bestimmte Rollen zu übernehmen hatten? Daß euer Gott mächtiger war? Daß eure Religion die einzig wahre war? Daß eure Sprache ausdrucksvoller war? Daß eure Gebräuche mehr Herz und mehr Seele hatten? Daß eure Küche schmackhafter war? Daß eure Erziehungsmethoden besser waren? Daß eure Lebensart anderen Systemen so überlegen war, daß ihr für die Bewahrung dieser Lebensweise oder für die Vernichtung anderer Gesellschaften sterben würdet, wenn ihr euch von ihnen bedroht fühltet? Lehrte man euch nicht, Veränderungen und die Anpassung an neue Verhältnisse zu vermeiden. Lehrte man euch nicht die Bedeutung des Wortes ›Loyalität‹? Das Wort ›Tradition‹? Lehrte man euch nicht, daß die Tiere über den Pflanzen stehen, daß der Mensch über den Tieren steht und euer Volk über anderen Völkern?
    Ihr meint, das sei keine Versklavung gewesen? Ihr meint, ihr wärt in euren Entscheidungen frei gewesen? Ich habe es schon zu Fringe gesagt, und nun sage ich es auch zu euch: Die Wahl eines Mannes wird die Pflicht seines Sohnes und die Tradition seines Enkels! Auf diese Art gewährleisten die Menschen die Versklavung ihrer Nachkommen.«
    »Aber… aber… ich bin doch übernommen worden!«
    »Von wem denn? Von einem Kommunikationsnetz, das dich an den Gefühlen, den Gedanken und dem Wissen der Intelligenzen in deiner Umgebung teilhaben läßt. Na und?«
    »Aber…«
    »Aber«, knurrte Asner, »wenn es dich nicht interessiert, was die Leute um dich herum denken und wissen, wenn die Vorstellung, auf andere Intelligenzen einzugehen, dich stört, wenn du kein Teil davon sein willst, dann sag es einfach. Sag es, und das Arbai-Gerät wird dich ohne Wenn und Aber in Ruhe lassen. Wenn du meinst, du seist besser und weiser als die Leute in deinem Umfeld, dann sag ihm, es soll sich verziehen. So hat auch Curvis reagiert. So ist es konstruiert.«
    »Aber…«, wandte Bertran ein und fuhr sich mit der Flossenhand über den schlanken, kräftigen Körper, die stromlinienförmige Gestalt. »Ich wollte wirklich nicht… so sein. Innerlich bin ich derselbe geblieben. Innerlich bin ich ein Mensch. Ich will auch äußerlich ein Mensch sein.«
    »Nur Geduld«, sagte Jory seufzend. »Sobald das Gerät Zeit hat, deine Rückmeldung zu empfangen, wird es eine Korrektur vornehmen.«
    »Aber die Leute hier…«, sagte Nela. »Sogar die Leute auf Woanders sagen, die Götter von Hobbs Land seien böse…«
    »Die Menschen, die nach Woanders gebracht wurden, jeder einzelne von ihnen, hatten ein großes Stammes-Ego, das wie ein Furunkel am Hintern der Menschheit geblüht hat«, sagte Asner.
    »Eine Erinnerung an alte, schlimme Zeiten«, flüsterte Jory.
    »…oder die letzte Möglichkeit für einen notorischen Samariter«, fuhr Asner in knurrigem Ton fort, wobei er Jory einen bezeichnenden Blick zuwarf. »Ein letztes Übel, das ausgemerzt werden mußte. Ein letztes Übel, gegen das die Prophetin wettern konnte.«
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen!« sagte sie. »Wo wir keine Möglichkeit hatten…«
    »Davon weiß ich nichts! Ich weiß nicht, wieso das alles geschieht!« rief Nela.
    »Erzähl ihnen davon, Asner«, sagte Jory. »Erzähl ihnen alles über Brannigan. Sie haben Zaspers Vortrag verpaßt; also müssen sie jetzt aufgeklärt werden.« Sprach’s und drehte sich wieder zum Fluß um, während Asner ihnen von Brannigan erzählte.
     
    Kurz bevor die Dämmerung einsetzte, erreichte Danivon sowohl die Westgrenze von Bohnenfelder als auch den Punkt der Erschöpfung. Er war die ganze Zeit auf dem Bergrücken geblieben, der sich in westlicher Richtung hinzog. Er hatte keine Verfolger gesichtet, obwohl er Feuer in der Nacht gesehen hatten, die von alarmierenden Vorfällen kündeten. Nun hatte er die Mauer vor sich und den im Sternenlicht schimmernden

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