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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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nur nicht, wie er Zasper in dem Drill unterbringen sollte. Er hatte es schlicht für unvorstellbar gehalten, daß Zasper jemals sterben würde. Weder Zasper noch Fringe. Gewiß nicht diese beiden.
    Erst als er sich in einiger Entfernung von der Gemeinde befand, legte er wieder eine Pause ein. Er kletterte auf einen hohen Baum, rollte den Mantel auf einem kräftigen Ast aus und legte sich darauf. Er fragte sich, weshalb die Invasoren zuerst ins Dorf gekommen waren und nicht zum Gefängnis, in dem er und Zasper gesessen hatten. Wegen des Felsens, sagte er sich. Sie hatten den Weg über den weichen Boden bevorzugt. Also waren sie zuerst auf die Liebe Mutter und ihre Leute gestoßen.
    Die Vorstellung, der Liebhaber der Lieben Mutter zu sein, hatte Danivon zwar nicht behagt, aber der Gedanke an ihren Tod – oder den ihrer Leute – gefiel ihm auch nicht. Wie der Gedanke an den Tod irgendeines Menschen ihm nicht behagte.
    Zasper.
    Fringe.
    Er schlug die Hände vors Gesicht und unterdrückte den Drang zu weinen. Beauftragte weinten nicht. Sie übten Rache, wenn nötig, aber sie weinten nicht! Sie schliefen, wenn sie mußten, aber sie weinten nicht!
    Als er mit nassem Gesicht aufwachte, erschien der erste Schimmer der Morgenröte am Horizont. Er nahm seine Sachen und marschierte weiter in westlicher Richtung. Er fühlte sich weniger als Beauftragter denn als ein kleines Raubtier, das ständig vor einem unerbittlichen Feind floh. Weshalb waren diese Kreaturen hinter ihm so versessen darauf, ihn zu töten?
    Diese Frage hatte er Zasper auch schon gestellt.
    »Boarmus sagt, sie töten aus demselben Grund, weshalb Menschen und ihre Götter seit jeher töten. Um zu beweisen, daß sie es können.«
    Diese Begründung des gewaltsamen Todes war genauso sinnlos wie jede andere.
     
    Jory und Asner standen am Ende der Pier und beobachteten den Fluß, als Bertran und Nela aus dem Wald am Fluß kamen, erschöpft und schmutzig. Die alten Leute identifizierten sie nur an der Körperhaltung und daran, daß der eine sich schutzsuchend in den linken Arm des anderen geschmiegt hatte.
    »Jory, schau, was mit mir geschehen ist!« ertönte Nelas Stimme, wie ein Kind, das rief: Mama, schau mal, ich hab mir weh getan.
    »Und ich«, ertönte Bertrans Echo. »Sieh mich an, Asner.«
    Die alten Leute musterten sie und suchten nach den Augen, die zumindest unverändert waren.
    »Dann seid ihr also auf dieser Seite der Mauer gewesen, als es geschah«, sagte Jory seufzend. »Was ist mit Fringe?«
    »Fringe war auch da«, sagte Bertran, der sich über ihre Gelassenheit wunderte. »Der Gaver hat Fringe erwischt.«
    »Was meinst du, auf dieser Seite der Mauer?« fragte Nela.
    Beim Blick über Nelas Schulter sah Jory, daß eine Schar Arbai mit Cafferty den Pfad zur Akropolis hinaufging. Die Arbai und der Mensch schienen sich gleichermaßen für die Neuankömmlinge zu interessieren. »Auf dieser Seite der Mauer«, wiederholte sie leise, »wo das Arbai-Gerät steht.«
    Nela folgte Jorys Blickrichtung und bekam zum erstenmal die Arbai zu Gesicht. Sie waren größer als Menschen, dürr und machten keinen gefährlichen Eindruck. Sie seufzte; sie hatte genug davon, sich immer wieder mit neuen Dingen auseinanderzusetzen.
    »Drachen«, sagte sie mit höflichem Interesse. »Sind das Danivons Drachen?«
    »Das sind Arbai«, sagte Asner. »Alle, die noch übrig sind.«
    Bertran stellte sich auf die Hinterbeine, um besser sehen zu können, wobei er die Hände wie Pfoten ausstreckte. »Dann sind gar nicht alle tot! Jemand sagte, sie seien alle tot! Ich hätte sie mir geheimnisvoller vorgestellt.« Er duckte sich, und Nela löste sich von ihm. »Das sollten sie aber, nicht? Geheimnisvoll wirken, meine ich. Man sollte meinen, daß die Erfinder der Tore sehr fremdartige Wesen sein müßten.«
    »Sie sind das, was sie sind«, sagte Jory. »Obwohl sie ein reptilienhaftes Äußeres haben, haben sie in biologischer Hinsicht nichts mit Reptilien gemein. Sie wachsen langsam. Sie vermehren sich langsam. Sie greifen begierig jede wissenschaftliche Erkenntnis und technische Innovation auf, sind aber nach wie vor nicht imstande, das Konzept des Bösen zu begreifen.«
    »Aber das Böse existiert«, sagte Bertran und wandte die Schnauze zum Fluß. »So deutlich, um jeden zu überzeugen.«
    »O ja, das stimmt«, rief Nela. »Sie brachten uns an einen Ort, der wie eine Kirche aussah, Jory. Sie sagten uns, wenn wir die Große Frage nicht beantworteten, würden sie uns foltern. Sie

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