Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
seinerseits mit einem Stöhnen auf die andere Pritsche legte. Sie mußten damit rechnen, daß ein Lauschangriff gegen sie geführt wurde. Weil ihnen kein unverfängliches Thema in den Sinn kam, lagen sie nur da und warteten darauf, bis sie das Vergnügen mit der Lieben Mutter hatten.
    Sie hatten kaum etwas Ruhe gefunden, als dieses Vergnügen sie auch schon ereilte. Die Schwesterwachen führten sie auf den Dorfplatz hinunter, wo die Liebe Mutter (ob es sich nur um eine einzige oder um eine von mehreren handelte) auf einem thronartigen Stuhl saß, ihre Dorfkinder zu Füßen. Sie trug ein geblümtes Kleid von der Größe eines Zelts, wobei ihre Körperfülle über den Stuhl hinausquoll. Ihre Brüste glichen Luftballons, die bis auf die Schenkel hinabhingen, und die schmuckbehängten Arme waren Speckrollen. Um sie herum waren ihre Schwesterwachen postiert, ausnahmslos muskulöse, schlanke Frauen. Allein die Liebe Mutter trug die Bürde des Fleisches, die ihre Göttlichkeit auswies.
    Die Männer musterten die Liebe Mutter nur flüchtig und betrachteten dann das Wesen neben ihr. Es wies eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Ding auf, das sie am Schlammloch vernichtet hatten.
    »Dieser Bote hat uns gemeldet, daß ihr in Bohnenfelder euer Unwesen treibt«, sagte die Liebe Mutter und tätschelte Danivons Arm. »Wer ist deine Mutter, erwachsener Junge?« Ihre Stimme klang mitfühlend und mütterlich, wie eine Großmutter, die sich um ein Nachbarskind sorgt.
    »Meine Mutter heißt Lalla-balla, Liebe Mutter«, sagte Danivon demütig. »Sie ist eine Rats-Beauftragte wie wir. Sie sollte eigentlich bei uns sein.«
    Die Liebe Mutter wandte sich an Zasper: »Und deine, alter Junge?«
    »Auch Lalla-balla, Liebe Mutter. Mein Bruder spricht die Wahrheit. Sie sollte bei uns sein.«
    »Wo ist sie?«
    »Wir glauben, ein Gaver hat sie erwischt«, sagte Zasper. »Denn sie ist zum Fluß gegangen und nicht zurückgekehrt.« Er spürte Tränen auf den Wangen und machte keine Anstalten, sie abzuwischen. Es war ein aufrichtiges Gefühl, Tränen, die er bisher unterdrückt hatte. Wo er seiner Angst um Fringe nun Ausdruck verliehen hatte, flossen die Tränen ungehemmt.
    »Hat sie Schwestern, die kommen und Anspruch auf euch erheben werden?« fragte die Liebe Mutter mit fröhlicher Stimme. Sie hatte die Tränen gesehen und war gerührt. Das mußten gute Jungen sein, daß sie so um ihre Mutter trauerten.
    Zasper und Danivon schüttelten den Kopf. »Ja, Liebe Mutter«, sagte Danivon, »aber nachdem sie von ihrem Tod erfahren hat, wird es noch eine Weile dauern, bis sie uns abholen kommt. Sie hatte einen wichtigen Auftrag für ihre Mutter zu erledigen. Wir bitten Sie, uns als Ihre Jungen aufzunehmen und uns zu erlauben, den Verpflichtungen nachzukommen, die unsere Mutter uns aufgetragen hat.«
    »Ihr kennt die Regeln?«
    Danivon seufzte innerlich. O ja, und ob er die kannte. »Ja, Liebe Mutter.«
    »Die Tatsache, daß ihr Auswärtige aus Toleranz seid, entschuldigt nicht, daß ihr ohne eine Mutter herumlauft. Ihr wißt das?«
    »Ja, Liebe Mutter.« Danivon schluckte den Ärger hinunter und betrachtete das Gerät aus den Augenwinkeln. Es hockte nur da, glitzernd und flirrend. Was tat es gerade? Eine Meldung absetzen? Die anderen rufen?
    Die Liebe Mutter fuhr fort: »Wenn die Schwestern eurer Mutter kommen und die Strafe für euer Herumstreunen zahlen, dürft ihr euren Verpflichtungen weiter nachkommen. Nur wenn feststeht, daß sie euch nicht abholen werden, würde ich in Betracht ziehen, euch als meine Jungen aufzunehmen. Und selbst dann müßtet ihr zuerst die Strafe abarbeiten, bevor ich euch losschicken würde, um den Auftrag eurer Mutter auszuführen.« Sie musterte sie von Kopf bis Fuß, als ob sie sich fragte, welche Arbeit sie ihnen zuweisen solle. »Dich, erwachsener Junge, würde ich blenden lassen und zu meinem Liebhaber nehmen. Du bist gut gebaut, und ich will einen neuen Liebhaber.«
    »Blenden!« sagte Danivon und schluckte, wobei ihm die Contenance eines Beauftragten abhanden kam. »Weshalb blenden?«
    »Blinde Jungen sind die besten Liebhaber für Mütter«, erklärte sie. »So werden sie nämlich nicht durch den überwältigenden Anblick verunsichert. Und was dich betrifft«, wandte sie sich an Zasper, »habe ich keinen Zweifel, daß du nach der Kastration einen ausgezeichneten Küchenjungen abgeben wirst.«
    »Liebe Mutter«, krächzte Zasper, »gestatten Sie, daß ich Sie vor etwas warne, das unsere Mutter uns gesagt

Weitere Kostenlose Bücher