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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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verwandelten uns in Dinka-Dschinns. Es war… es war fürchterlich.«
    »Fringe sagte, wir seien Dinka-Dschinns gewesen«, sagte Bertran. »Wir sagten ihr, sie solle uns schmelzen, aber sie tat es nicht.«
    »Ich weiß, daß ihr gelitten haben müßt«, sagte Jory. »Sonst würdet ihr nämlich nicht so sein… wie ihr seid.«
    »Jemand muß das beenden, Jory! Jemand muß die Menschen davor schützen!« rief Nela.
    Asner schüttelte müde den Kopf. »Wir würden das nur zu gern beenden!«
    »Wieso haben sie uns das angetan, Jory! Wieso?«
    »Weil sie Ungeheuer sind«, sagte die alte Frau.
    »Ich dachte, sie wären einmal Menschen gewesen«, sagte Bertran. »Auch wenn sie jetzt etwas anderes sind.«
    Jory verzog das Gesicht. »Sie waren Menschen und Lehrer der Menschen, doch der Mensch ist ein zwiespältiges Wesen: halb Affe, halb Engel. Es gibt Menschen, bei denen verhält die fachliche Kompetenz sich umgekehrt proportional zur sozialen Kompetenz, und der exzessive Sprachgebrauch und die Manipulation von Ideen machen sie zu Ungeheuern. Sie verlieren den Bezug zur Wirklichkeit.«
    »Wenn sie aber Ungeheuer sind, weshalb vernichten die Menschen sie dann nicht?«
    »Das ist eben die Frage. Wer soll sie denn vernichten? Wir guten Menschen? Gute Menschen bringen einander nicht leichtfertig um; statt dessen blicken wir in die Herzen der bösen Menschen, und was sehen wir dort? Wir sehen in den Spiegel. Und wenn man diese Ähnlichkeit erst einmal erkannt hat, fällt es einem schwer, den anderen zu töten. Wenn wir ihn als böse bezeichnen, heften wir uns dieses Etikett selbst an. Dann ist es schon einfacher, ihn als krank zu bezeichnen und sich einzureden, er könne geheilt werden, auch wenn das gar nicht stimmt. Wir alle tragen das Böse in uns; was gibt uns dann das Recht, uns des anderen zu entledigen? Hä?«
    »Du benimmst dich wieder wie eine Prophetin«, beklagte Asner sich. »Du bist im Ruhestand, vergiß das nicht.«
    »Ich rede so, wie mir der Schnabel gewachsen ist«, sagte sie scharf. »Und ich bin noch nicht fertig: Die Menschen und die Arbai haben ähnliche Probleme! Beide weigern sich, das Böse zur Kenntnis zu nehmen – die Menschen bei sich selbst, die Arbai bei allen Lebewesen. Deshalb stecken wir auch in Schwierigkeiten. Das Gerät würde uns binnen einer Minute retten, nebenbei bemerkt.«
    »Können wir uns mit den Arbai treffen?« fragte Bertran. »Mit ihnen reden?«
    Asner lachte. »Jeder will mit den Arbai reden! Nur daß sie so verärgert sind, daß sie nicht mit sich reden lassen. Wir sind zu weit gegangen, die Prophetin und ich. Sie haben sogar einen Boten geschickt, um uns das auszurichten. Wir haben keine Chance, das mit ihnen zu diskutieren.«
    »Sie mögen keine Diskussionen«, sagte Jory. »Sie mögen keine Meinungsverschiedenheiten oder jemanden, der ihnen sagt, was sie zu tun haben. Ich wollte, daß sie das Arbai-Gerät jenseits der Mauer einsetzen. Curvis wollte dasselbe. Und weil sie annehmen, daß ihr auch deshalb gekommen seid, stellen sie sich stur!«
    Nela und Bertran gaben es auf und schmiegten sich in der vertrauten Haltung aneinander, um sich zu trösten.
    Bei diesem fremdartigen Bild schüttelte Asner den Kopf. Arme Teufel. »Wie weit wart ihr von der Mauer entfernt, als der Angriff erfolgte?«
    »Jory hat diese Frage auch schon gestellt. Wir waren auf dieser Seite der Mauer. Hat das eine bestimmte Bedeutung?« fragte Bertran.
    Es war Jory, die antwortete: »Wer, glaubt ihr, hat euch wiederhergestellt? War es euer und mein Gott, von dem wir als Kind gehört hatten? Oder vielleicht ein Schutzengel?«
    Sie sagten nichts.
    »Ihr habt doch von den Göttern von Hobbs Land gehört?« fragte Asner.
    Schweigen. Nela, die Glyphe, wechselte einen Blick mit Bertran, dem Otter. Sie schmiegten sich noch enger aneinander. Er drückte sie an sich, und sie kuschelte sich mit skeptischem Blick in seine Achselhöhle. »Was ist mit ihnen, Asner?«
    »Das Arbai-Gerät ist die Götter von Hobbs Land. Sie sind ein und dasselbe.«
    Sie schauderten, und Nela stieß einen erstickten Schrei aus.
    Asner sah sie kopfschüttelnd an. »Entspannt euch«, sagte er. »Ihr seid nicht verletzt. Ihr seid nicht verstümmelt oder vom Teufel besessen. Ihr seid nur repariert worden, mehr nicht. Euer Herzenswunsch wurde erfüllt. Was stimmt also nicht?«
    »Das war eigentlich gar nicht unser Herzenswunsch«, rief Bertran. »Ich glaubte zwar, daß ich das wollte… und nun bin ich versklavt!«
    »Versklavt?« sagte Asner

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