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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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bedacht, akzeptable Dinge zu sagen und zu tun und versuchte bis zur Erschöpfung, einen Sinn in den anscheinend sinnlosen Ritualen zu erkennen. So sehr sie sich auch bemühte, sie vermochte nicht daran zu glauben und sich in das Raster einzufügen. Sie versuchte, eine Rolle zu spielen, mit der sie sich nicht identifizieren konnte. Der Rebell in ihr lehnte sich auf, streckte die Zunge heraus und machte alle Konzentrationsbemühungen zunichte!
    Trotz aller guten Vorsätze schaffte sie es nicht. Sie wußte es, und die Mädchen der Management- und Profi- Klasse wußten es auch.
    »Heute hat eins der Mädchen gesagt, ich sei ungeschliffen«, berichtete sie Zasper mit ausdrucksloser Stimme. »Sie sagte, ich würde wie eine Asoziale reden. Sie sagte, ich hätte keinen Stil, und meine Kleider würden nicht miteinander harmonieren. Sie sagte, ich stinke.«
    »Und wie hast du reagiert?«
    Sie hatte unbedacht gehandelt. Es war einfach passiert. »Ich habe sie geschlagen und gebissen.«
    Harte Worte und noch härtere Fäuste (die Asozialen- Manier, Beschimpfungen und Schlägereien, hatte sie von Ari gelernt). Sie hatte gewußt, daß das, was das Mädchen sagte, stimmte, obwohl sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, und wenn sie es gewußt hätte, ob es der Mühe überhaupt wert gewesen wäre. Immerhin stank sie nicht annähernd so schlimm wie Ari.
    »In welchen Fächern bist du denn gut?« fragte Zasper sanft.
    »Im Allgemeinunterricht. Mathematik, Systemtechnik und Wehrtechnik.«
    »Das sind doch wichtige Fächer.«
    »Nee. Niemand interessiert sich dafür. Nicht die Profi-Klasse- Mädchen. Profi-Klasse- Mädchen benutzen keine Waffen und haben auch mit Mathe nicht viel am Hut.«
    »Was ist passiert, nachdem du das andere Mädchen geschlagen hast?«
    »Sie haben mich aus den M&P-Kursen rausgeworfen. Sie sagten mir, ich solle nicht wiederkommen«, sagte sie ungerührt. Sie weinte zwar nicht mehr deswegen, aber von Schuldgefühlen wurde sie immer noch geplagt. Zum Teil deshalb, weil sie die Kurse nicht geschafft hatte, aber zum größten – allergrößten -Teil deshalb, weil sie froh gewesen war, daß man sie hinausgeworfen hatte. Wie konnte sie Souile eine gute M&P-Tochter sein, wenn sie sich über den Rauswurf freute!
    Danach hatte es keinen Sinn mehr, sich in der Schule anzustrengen, und es war zu schmerzhaft, sich zu Hause anzustrengen. Es war am einfachsten, sich dort aufzuhalten, wo niemand etwas von einem erwartete. Sie verbrachte noch mehr Zeit mit Zasper in Blooms Etablissement oder streunte durch den Swale.
    »Hier gefällt es mir besser«, sagte sie. »Hier mache ich wenigstens nichts falsch.«
    »Du hast keine Schuld«, sagte Zasper und wandte das Gesicht ab. »Ich mag dich so, wie du bist. Merk dir das.«
    Komisch, daß die alte Frau das gleiche sagte. Hier war Fringe, welche die Straße zum Swale entlangging, und da die alte Frau, die auf der niedrigen Begrenzungsmauer der Tyme Street saß und eine Fleischpastete aß.
    »Heute siehst du aber etwas zerfleddert aus«, sagte die alte Frau.
    »Alle hassen mich«, sagte Fringe patzig; sie war der Ansicht, daß es diese alte Frau nichts anging, wie sie aussah.
    »Ich mag dich so, wie du bist, Kind«, sagte die alte Frau mit einem seltsamen Blick. »Zerlumpt oder nicht. Setz dich zu mir, und ich kaufe dir eine Fleischpastete.«
    »Lieber ein Stück Kuchen«, sagte Fringe mit einem zornigen Blick unter den zusammengezogenen Brauen hervor.
    »Dann ein Stück Kuchen«, sagte die alte Frau und schlug auf die Mauer neben sich. Also blieb Fringe nichts anderes übrig, als sich zu setzen und sich ein frisch gebackenes Stück Obstkuchen einzuverleiben.
    »Sie heißen Jory, stimmt’s?« fragte Fringe. »Ich kenne auch den Namen Ihres Begleiters. Er heißt Asner.«
    »Das ist richtig. Und wie heißt du?«
    »Fringe. Gehören Sie zur Profi-Klasse?« erkundigte Fringe sich, wobei sie sich fragte, wer sonst wohl die Zeit hätte, den ganzen Tag nur rumzusitzen und Kuchen zu essen.
    »In gewisser Weise«, sagte die alte Frau. »Eigentlich komme ich überhaupt nicht aus Enarae.«
    »Sie sind aber immer hier.«
    »Urlaub. Ich schaue mir die Sehenswürdigkeiten an.«
    »Gibt aber nicht viel zu sehen«, sagte Fringe spöttisch, die als Bewohnerin des Swale glaubte, alles schon gesehen zu haben. »Leute aus Lüge und Sandylwaith.
    Hin und wieder ein paar Globs. Dinks aus Stadt Fünfzehn.«
    »Mit ›Dinks‹ meinst du sicher Dinka-Dschinns.«
    »Menschliche Körperteile in Kisten«,

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