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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sagte Fringe spöttisch. »Untermenschen.«
    »Sie meiden das Fleisch«, sagte Jory nachdenklich.
    »Ha«, sagte Fringe mit rauher Stimme. »Wie ich schon sagte, Untermenschen.«
    »Aber sie sind immer noch Menschen«, sagte die alte Frau. »Interessante Leute. Manche von ihnen sind hochintelligent.«
    »Vielleicht gilt das für diejenigen in Stadt Fünfzehn, aber nicht für die Leute, die hierher kommen«, schnaubte Fringe.
    »Vielleicht nicht. Aber trotzdem mag ich Menschen. Ich halte Ausschau nach ihnen, weißt du.«
    Fringe wußte es nicht.
    »Dich habe ich auch ausgesucht«, sagte die alte Frau mit einem Lächeln. »Wirklich, Fringe. Wußtest du das?«
    Fringe hielt die Luft an. »Wieso?« fragte sie.
    »Wieso?« Nachdenklich neigte die alte Frau den Kopf auf die Seite. »Weil du offensichtlich nicht mit dir zufrieden bist, so wie du bist, deshalb. Du bist in alle Richtungen offen und imitierst andere Leute. Doch hast du dann nicht genug von Leuten, die mit sich zufrieden sind? So wie sie sind?«
    Verblüfft riß Fringe die Augen auf. »Woher wissen Sie das?«
    »Nun, wohl deshalb, weil wir uns so ähnlich sind. Wir beide sind auf unsere Art etwas Besonderes. Außerdem halte ich schon seit Jahren auf ganz Woanders Ausschau nach Leuten.«
    Das kam ihrem Traum so nahe, daß Fringe glaubte, nicht richtig zu hören! »Wie können sie etwas Besonderes sein, wenn es so viele von ihnen gibt?« fragte sie spöttisch, als ob die Alte sie auf die Schippe nehmen wollte.
    »Es sind nicht viele! Das habe ich nie gesagt. Ich sagte nur auf ganz Woanders. Eines Tages wirst du mich vielleicht besuchen, und dann erzähle ich dir von ihnen. Ich werde dich ihnen vorstellen.«
    Obwohl es möglich war, daß die alte Frau wirklich die Wahrheit sagte, war Fringe dennoch skeptisch. Es wäre schmerzlich, daran zu glauben und dann enttäuscht zu werden. Erwachsene machten nämlich immer Versprechungen, die sie nicht einhielten.

 
3
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    Großer Frage-Tag auf Woanders. Es herrschte Karnevalsstimmung, die Leute tanzten auf den Straßen, und es fanden Feierlichkeiten statt. Es wurden Umzüge veranstaltet mit Kapellen, Clowns und roten und goldenen Bannern. Musik ertönte von den Dächern, und Kinder zogen von Haus zu Haus und bettelten um Süßigkeiten für das traditionelle Frage-und-Antwortspiel:
    »Wo stellt man heute die Große Frage, Kind?«
    »Auf Woanders, nur auf Woanders!«
    »Wieso nur hier, Kind?«
    »Weil es nur noch auf Woanders Menschen gibt!«
    »Wo stellte man vor langer Zeit die Große Frage, Kind?«
    »In der Brannigan-Galaxität! Dort wurde sie gestellt!«
    Bonbons prasselten in den Behälter. Ein Jubelschrei, und sie huschten zum nächsten Haus.
    Brannigan-Galaxität.
    Man mußte diesen Namen respektvoll und ehrfürchtig aussprechen. Als ob man Gottes Namen ausspräche.
    Der Mittelpunkt des akademischen Universums. Der Hort allen Wissens. Der Nabel der wissenschaftlichen Forschung. Die Quelle der akademischen Weisheit.
    »Brannigan«, hatte die menschliche Lehrerin in dem entlegenen Dorf auf der kleinen Welt gesagt, wobei sie ihre menschlichen Hände auf die Köpfe ihrer Schutzbefohlenen gelegt hatte. »Wenn ihr fleißig lernt, werdet ihr vielleicht auch nach Brannigan gehen.«
    »Arbeitet gründlich«, hatten die Dozentroiden von den Bildschirmen den blassen Schülern aus der Stadt zugerufen, die sie nie berührten und nie zu Gesicht bekamen. »Vielleicht werdet ihr für Brannigan ausgewählt.«
    Tolle Aussichten. Die Wahrscheinlichkeit, in Brannigan zugelassen zu werden, lag bei eins zu zehn Millionen. Man mußte schon ein ausgesprochenes Genie sein, um zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, und auch nur dann, wenn man die richtigen Leute kannte, wenn die Eltern und Großeltern auch schon dort studiert hatten und wenn man auf der Bestenliste stand. Ansonsten durfte man weiterträumen!
    Die großen Hörsäle hallten wider von Worten, die so zeitlos waren wie die Heilige Schrift. In den Labors wurden Ideen und Potentiale verwirklicht. In den Korridoren tummelten sich Leute im jugendlichen, mittleren und reifen Alter. Verzweigte Strukturen, hoch emporragende Türme, von den Wolken berührt, von den Sternen beschienen und vom Himmel umgeben.
    Ein Lied wurde angestimmt:
     
    Brannigan, wir preisen Dich!
     
    Tausend Fachbereiche, jeder mit seiner eigenen Geschichte, eigenen Traditionen und

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