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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Klasse«, erklärte Fringe Zasper. »Mama sollte lieber zum M&P-Frauenclub gehen und sich dort akzeptablen Aktivitäten widmen.«
    »M&P-Frauenclub? Akzeptable Aktivitäten?« fragte Zasper. Obwohl er in Enarae aufgewachsen war, hatte er noch nichts von akzeptablen Aktivitäten gehört.
    »Akzeptable Aktivitäten, weißt du«, sagte Fringe. »Dinge, die deine Klasse als akzeptabel bezeichnet. Wenn du zu den Asozialen gehörst, darfst du dich zum Beispiel an einem Bandenkrieg beteiligen, aber nicht als Professioneller. Professionelle Frauen sollen in den Management- und Professionellen-Club gehen und das tun, was einer Frau ziemt. Mode entwerfen. Konversation pflegen. Tanzen. Das Brauchtum pflegen. M&P-Spiele spielen. Akzeptable Aktivitäten eben. Du weißt schon.«
    Weil Zasper, der als Paria aufgewachsen war, Aktivitäten betrieben hatte, die völlig inakzeptabel waren, wußte er es zwar nicht, aber er glaubte es ihr auch so.
    Nach dem, was Fringe sagte, wurden kleine Mädchen mit den M&P-Puppen, die sie von ihren Müttern bekamen, an akzeptable Aktivitäten herangeführt. M&P-Puppen hatten lange Kleider und verfügten über ein integriertes, leistungsfähiges Sprachprogramm.
    ›Morgen ist der fünfte der Frühlingsblume, der Große Frage-Tag‹, sagte die Puppe. ›Auf ganz Woanders werden die Menschen sich mit der Großen Frage des Schicksals der Menschheit befassen. Hier in Enarae sind Rot und Gold die traditionellen Farben des Großen Frage-Tags. Was wirst du anziehen?‹
     
    ›Wir müssen uns für die Feierlichkeiten schönmachen. Ich habe einen neuen Lidschatten aufgetragen. Ich sehe hübsch aus, nicht? Gefällt dir meine neue Frisur?‹
    ›Glaubst du, ich kann mich so auf der Promenade sehen lassen?‹
     
    Die Mädchen sollten die Zettel mit Konversation über Körperpflege und Kosmetik ausfüllen. So hatten sie, wenn sie in die Schule kamen und Konversation beziehungsweise Körperpflege und Kosmetik auf dem Stundenplan standen, gleich einen Vorsprung.
    »In der Schule hieß es, wir sollten uns mit der Großen Frage beschäftigen«, sagte Fringe zu Zasper und zog eine Schnute. »Aber niemand spricht über die Frage. Ich meine, das ist wohl ganz interessant, diese Frage über die Bestimmung der Menschheit, aber wir spielen nur mit Puppen. Und die Puppen sehen alle gleich aus. Sie gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Sie haben alle das gleiche Gesicht.«
    Zasper fiel ihr Gesichtsausdruck auf; als ob sie angewidert ausspucken wollte. »Gefallen Sie dir denn nicht?« fragte er unschuldig.
    »Ich hasse sie«, sagte Fringe, deren Puppen noch nie eine hohe Lebensdauer gehabt hatten, obwohl sie sie nicht absichtlich kaputtgemacht hatte. »Wenn ich wenigstens jemanden zum Spielen hätte. Aber Mama und Paps sind nie da. Und Großmutter Nada liegt immer im Sterben.«
    »Immer?« fragte Zasper.
    »Nun, alle paar Tage. Großmutter Georgia sagt, sie würde das tun, um in Übung zu bleiben.«
    »Wer kümmert sich dann um dich und deinen Bruder?«
    »Großmutter Nada. Wenn sie mal nicht stirbt.«
    Es war wirklich Nada, die Fringe und Bubba versorgte und ihnen Kleidung kaufte. Manchmal kam Ari aus seinem muffigen Zimmer und unterhielt sie mit Geschichten aus seiner Zeit als Bandenmitglied. Als sie ins schulfähige Alter gekommen war, hatte Fringe die Einstellungen der Tromses verinnerlicht, ihre Sprechgewohnheiten und den Akzent angenommen, ihre Gewohnheiten und Reaktionen auf die Handlungen anderer: Nadas Schüchternheit, Aris Aggressivität und das Unterschicht-Vokabular der Tromses.
    »Fringe redet wie eine Asoziale«, sagte Großmutter Georgia angewidert zu Char, wobei sie entweder nicht wußte oder sich nicht darum kümmerte, daß die neunjährige Fringe an der Tür lauschte und durch eine Ritze lugte. »Deine Tochter redet wie eine Asoziale, Char. Sie ist minderwertig! Und dein Sohn wird auch so werden!«
    Diese Worte schockierten Fringe. Sie wußte zwar, daß die beiden Zweige der Familie sich haßten, doch obwohl dieses Wissen schmerzlich war, hatte sie nicht geglaubt, daß es etwas mit ihr zu tun hatte. Nun erkannte sie, daß es doch mit ihr zu tun hatte. Sie, Fringe, steckte mittendrin!
    Kurz nach dem Gespräch zwischen Großmutter Gregoria und Paps wurde Bubba auf ein Internat für Kinder der Professionellen- Klasse geschickt. Weil Paps das Geld dafür nicht aufbringen konnte, mußte Großmutter Gregoria die Sache wohl finanziert haben. Großmutter Georgia hatte eine Tochter und mehrere Enkeltöchter,

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